Sonntag, 3. September 2017 (stark bewölkt, ca. 13 Grad, Sommertag mit Regenschauern), Aidenried, Ammersee-Südufer, Raistinger Wiesen, 9.30 bis 16.30 Uhr
Da heute Gewitter vorhergesagt werden, fahre ich mit dem Auto an den Ammersee. Am Ufer bei Aidenried fällt mir ein Trauerschnäpper (Bild) auf, der sich kurz aus der Deckung wagt und auf einem Boot Platz nimmt. Auf dem Anlegersteg sehe ich einen Birderkollegen, der mir auch gleich berichtet, dass junge Weißflügel-Seeschwalben (Bild) und junge Trauerseeschwalben (Bild) über dem Wasser ihre Bahnen ziehen. Die adulten Vögel beider Seeschwalbenarten kann man anhand einiger klarer Unterscheidungsmerkmale noch bestimmen, aber bei den Jugendkleidern ist es sehr schwierig. Beide schauen fast identisch aus, die junge Trauerseeschwalbe hat einen grauen Bürzel und einen dunklen Brustseitenfleck, die junge Weißflügel-Seeschwalbe einen weißen Bürzel und weiße Brustseiten ohne Fleck. Diese Merkmale bei weit entfernten und rasant dahinfliegenden Vögeln zu erkennen, beschäftigt mich einige Zeit. Schwierig, schwierig. Ich versuche per Digiskoping einigermaßen brauchbare Fotos zu machen und nun am Computer anhand der Fotos die Vögel zu bestimmen – ist ebenso schwierig. Aber einen Versuch ist es wert.
Bevor ich zum Binnensee weiterfahre, werfe ich noch einen Blick in die Fischener Bucht. 14 Große Brachvögel (Bild) rasten auf ihrem Weg in die Wintergebiete an die Küsten West- und Südeuropas. Bis zum Binnensee komme ich heute gar nicht, da durch die vielen Regenfälle der letzten Tage das letzte Stück des Weges (Bild) überflutet ist. Auf dem See ist nicht viel los – Graugänse und ein Kormoran rasten am Holzfloß und ein Trupp Graureiher (Bild) hat sich schön verteilt auf einem Baum zur Rast eingefunden.
Ich fahre zu den Raistinger Wiesen und muss gestehen, dass ich für heute nicht mehr viel erwarte. Denn kaum bin ich angekommen und einige Meter losmarschiert, fängt es heftig zu schütten an. Ziemlich nass kehre ich zum Auto zurück bzw. beschließe erstmals unter dem Scheunenvordach Schutz zu suchen, in der Hoffnung, dass der Regen bald wieder aufhört. Ich kann es gleich vorweg nehmen. Es folgte noch ein Regenschauer, aber dazwischen riss die Wolkendecke immer wieder auf und bescherte mir ein bisschen Sonnenschein (Bilder).
Das Tollste an diesem Nachmittag sind allerdings die vielen Braunkehlchen (Bilder, Video > Youtube), die ich von meiner Scheune aus beobachten kann. Ein Teil der insgesamt 30 Braunkehlchen halten sich in der Nähe des kleinen Wassergrabens nördlich der Straße auf, die meisten allerdings sind auf den Zäunen der nahen Pferdekoppel zu finden. Braunkehlchen fressen Insekten, Würmer, Schnecken oder Spinnen und suchen diese in offenen, feuchten Flächen mit niedriger, lückiger Vegetation. Wichtig ist eine Ansitzwarte. Dafür werden Kräuterstengel, Halme, Zäune und Pfosten benutzt. Und diese gibt es zwischen den Weiden genug. Es ist wunderbar, die Braunkehlchen bei der Nahrungssuche zu beobachten. Auch wenn es wieder mal schüttet, das stört die Vögel nicht im geringsten. Sie sind immer in Aktion und neben dem Fressen wird in den regenfreien Zeiten das nasse Federkleid gereinigt. Es sind keine männlichen Braunkehlchen dabei, die an ihren schwarzbraunen Kopfseiten zu erkennen wären. Junge und weibliche Braunkehlchen kann man im Herbst schwer voneinander unterscheiden. Von daher nehme ich an, dass es überwiegend Jungvögel sind, da Braunkehlchen in dem Naturschutzgebiet brüten.
Zu den Braunkehlchen hat sich dann auch noch ein Steinschmätzer (Bild, Video > Youtube) dazugesellt. Und bevor ich nach diesem tollen Nachmittag wieder nach Hause fahre, taucht auch noch ein junger Wiesenpieper (Bild, Video > Youtube) auf.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans (13), Stockente, Schnatterente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Haubentaucher, Zwergtaucher, Kormoran, Silberreiher (7), Graureiher (15 + 20), Weißstorch, Turmfalke, Mäusebussard, Blässhuhn, Großer Brachvogel (14 + 4), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Raubseeschwalbe (1), Trauerseeschwalbe JK (ca. 6), Weißflügelseeschwalbe JK (mind. 1), Straßentaube, Mauersegler, Uferschwalbe, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Hausrotschwanz, Steinschmätzer (2), Braunkehlchen (ca. 30), Amsel, Dorngrasmücke, Zilpzalp, Zaunkönig, Trauerschnäpper, Kohlmeise, Kleiber, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Buchfink