Sonntag, 20. August 2017 (heiter bis wolkig, 17 bis 19 Grad, frischer Sommertag), Ismaninger Speichersee, östliches Westbecken, Ostbecken, 9.30 bis 14.30 Uhr
Ein ganz seltener Gast ist vor einer Woche von einem Wasservogelzähler entdeckt worden. Und schnell hat es die Runde gemacht, dass sich eine Trauerente am Ismaninger Speichersee aufhält. Das lockt viele Birder an – auch mich. Aber der Vogel muss erstmal gefunden werden!Als ich auf dem Mitteldamm ankomme, kann ich auch schon einige bekannte Vogelbeobachter begrüßen. Man tauscht sich aus. Wo und wann wurde die Trauerente zuletzt gesehen? Es stellt sich heraus, dass sie in den letzten Tagen im östlichen Teil des Westbeckens (Bild) gesichtet wurde. Dann beginnt die Fleißarbeit und wir scannen immer wieder die Entenschar auf dem Wasser ab. Zwischen den Tafel- und Reiherenten identifizieren wir zunächst einige Moorenten (eine davon auf den Bildern), deren weißer Steiß aus der Masse heraus leuchtet.
Eine Trauerente ist mittelgroß, sie hat einen recht langen Schwanz und ein dunkles bis schwarzes Gefieder. Das Auffallende am Männchen im Prachtkleid sind der knallgelbe Schnabelfirst und der kleine schwarze Höcker auf dem sonst schwarzen Schnabel. Nicht ganz ausgewachsene Männchen weisen noch keinen Höcker auf. Trauerenten sind Meerenten und tauchen viel, da sie sich überwiegend von Muscheln und Krebstierchen ernähren. Das gestaltet das Auffinden etwas langwieriger. Wieder und wieder suchen wir die Entenversammlung ab – ohne Erfolg. Ich beschließe, an das südliche Ufer zu wechseln, wenngleich hier viele Bäume und Sträucher die Sicht auf das Wasser einschränken. Aber ich habe Glück und entdecke die Trauerente (Bilder), die sich nicht inmitten des großen Pulks, sondern etwas abseits aufhält. Und sie taucht wirklich sehr oft – zumeist geht es mit einem kleinen Sprung ab in die Tiefe. So ist es eine kleine Herausforderung, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Außerhalb der Brutzeiten leben die Trauerenten auf dem Meer und noch nicht geschlechtsreife Tiere finden sich in großen Schwärmen zusammen. Ihre Brutgebiete erstrecken sich von den nördlichen Britischen Inseln, Island und Skandinavien bis in den Westen Sibiriens. An Seen, Flüssen oder Teichen der Waldzone und der Tundra werden die Nester gebaut. Zum Überwintern ziehen die Trauerenten entlang der Küsten in gemäßigtere Zonen. Das Gebiet reicht von Norwegen über die Nordsee, die französischen und spanischen Küstenstreifen bis nach Marokko.
Daran wird deutlich, dass eine Trauerente im Binnenland tatsächlich etwas ganz Besonderes ist. Mittlerweile sind weitere Birder aufgetaucht und viele Bilder werden geschossen. Von André Turiaux habe ich auch ein paar schöne Fotos bekommen. Danke.
Nun bin ich erstmal glücklich. Eine neue Art – direkt vor der Haustüre. Und dann auch noch so schön und ausführlich zu beobachten. Ich fahre weiter zum Ostbecken und entdecke drei Schwarzhalstaucher (Bild). Der nächste Halt ist der nördliche Dammweg des Ostbeckens. Wegen der frontalen Sonneneinstrahlung ist von hier die Sicht tagsüber nicht ideal. Doch haben sich in diesem Sommer großflächige Pflanzenteppiche auf dem Wasser gebildet, die eine große Anziehungskraft auf die Vögel ausüben, da sie hier »offshore« ungestört rasten können. Neben Regenpfeifern (ob es Sand- oder Flussregenpfeifer sind, kann ich wegen der Entfernung nicht sagen), Flussseeschwalben und einigen Watvögeln finde ich einen Großen Brachvogel (Bild) und einen Silberreiher (Bild), der gerade einen dicken Fisch verschlingt. In den Bäumen neben dem Damm lässt sich noch ein Trauerschnäpper (Bild) bewundern.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Schwarzschwan, Graugans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Knäkente, Tafelente, Kolbenente, Moorente (3), Reiherente, Trauerente, Zwergtaucher, Schwarzhalstaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Turmfalke, Baumfalke, Blässhuhn, Sand- oder Flussregenpfeifer?, Bruchwasserläufer, Dunkler Wasserläufer (1), Grünschenkel, Großer Brachvogel (1), Kampfläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Straßentaube, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Grauschnäpper, Trauerschnäpper (3), Blaumeise, Rabenkrähe, Haussperling, Stieglitz
Schöner Bericht! Eine Trauerente im Prachtkleid hier in Bayern sehen und fotografieren zu können, ist schon etwas Besonders.
Jaaa, das war ein echtes Highlight.