Samstag, 5. September 2020 (heiter bis sonnig, 16 bis 28 Grad, sommerlicher Tag), Unterer Inn, Bayern/Oberösterreich, 8 bis 16 Uhr
Erneut bin ich mit Markus, Wolfgang und Claudia vom LBV unterwegs. Unser Ziel ist das Europareservat am Unteren Inn. Zwischen Salzach- und Rottmündung erstreckt sich das bayerisch-österreichische Schutzgebiet über 55 Flusskilometer. Der Inn bildet hier die Landesgrenze. Wir beschließen, zuerst auf die österreichische Seite zu fahren, da wir so weniger Gegenlicht haben. Um 6.30 Uhr brechen wir in München auf, bei Simbach überqueren wir den Inn und um 8 Uhr erreichen wir unser erstes Ziel – die Hagenauer Bucht (Bild). Entlang des Uferweges gibt es zu dieser Jahreszeit nur wenige Einblicke auf die Wasser- und Schilfflächen. Einige Enten und ein Flussuferläufer lassen sich finden. Ein Seidenreiher fliegt über uns hinweg und auf den angrenzenden Äckern suchen drei Jagdfasane nach Nahrung.
Viele Bekassinen und ein Seeadler bei Frauenstein
Unser nächster Halt liegt einige Kilometer weiter östlich bei Schloss Frauenstein. Hier staut das Wasserkraftwerk Ering-Frauenstein den Inn (Bild) zu einem großen See. Dicht bewachsene Inseln bieten den Tieren Schutz und auf angeschwemmten Baumstämmen rasten Kiebitze und viele Bekassinen (Bilder). Allerdings sind die Entfernungen sehr groß und gute Digiskopie-Fotos leider Mangelware. Weiter flussaufwärts rastet ein Trupp Graugänse. Als diese plötzlich auffliegen, erkennen wir den großen Greifvogel, der die Gänse aufgeschreckt hat und glücklicherweise nun auf uns zuhält. Zu unserer großen Freude ist es ein adulter Seeadler (Bild), der majestätisch an uns vorbeizieht, und Markus gelingt ein tolles Foto. Seeadler haben lange, breite Flügel und sind an deren Enden stark »gefingert«. Anhand des kräftigen gelben Schnabels kann man den erwachsenen Vogel bestimmen. Auch der keilförmige weiße Schwanz – den man hier im Flug nicht sieht – ist ein Erkennungsmerkmal eines ausgewachsenen Seeadlers. Bei jungen bzw. immaturen Vögeln erscheinen Schnabel und Schwanz dunkel. Adulte Vögel sind überwiegend Standvögel. Seeadler ernähren sich von Fischen und Wasservögeln sowie von Aas. Nach diesem schönen Erlebnis machen wir uns auf zum nächsten Beobachtungsplatz. Auf dem Weg zum Auto fällt mir auf dem Dach des Schlosses noch eine Dohle (Bild) auf.
Große Brachvögel und Rebhühner
Unser nächstes Ziel ist Katzenbergleithen. Um dorthin zu gelangen, fahren wir einige Kilometer an Äckern und Wiesen vorbei weiter Richtung Osten. Auf einem abgeernteten Maisfeld entdecken wir 120 Große Brachvögel (einige davon auf dem Bild). Toll. Im angrenzenden Acker halten sich vier Rebhühner (Bild) auf. Diese Art ist in vielen Teilen der Welt als nicht gefährdet eingestuft, wird aber in Deutschland auf der Roten Liste als stark gefährdet geführt. In den letzten zehn Jahren ist der Rebhuhn-Bestand in manchen Regionen Deutschlands um fast 90 Prozent zurückgegangen (Quelle: Wikipedia).
Beobachtungsplattform Katzenbergleithen
Östlich von Kirchdorf am Inn »erwartet« uns die große Beobachtungsplattform Katzenbergleithen (Bild), die nach dem gleichnamigen Dorf benannt ist. Von dort hat man flussabwärts einen schönen Blick auf den Inn (Bild). Der Wasserstand ist heute recht hoch. Ich habe bei früheren Touren schon deutlich mehr Schlickflächen gesehen. Die letzten Tage wurde hier ein Tüpfelsumpfhuhn gesichtet. Deshalb suchen wir akribisch die Schilfränder und Schlickzonen ab, aber die Ralle zeigt sich nicht. Das Tüpfelsumpfhuhn lebt sehr versteckt in Seggenflächen und lässt sich – wenn überhaupt – bei der Nahrungssuche im Schlamm oder Flachwasser sehen. (Dass der Vogel wohl vor Ort war, zeigt ein Bild des Tüpfelsumpfhuhnes [Bild], das Claudia eine gute Woche später, genau an der gleichen Stelle, aufnehmen konnte.) Aber auch heute gibt es noch einiges zu entdecken. Während ein Flussuferläufer (Bild) im seichten Wasser nach Nahrung sucht, legt der Waldwasserläufer (Bild) eine Rast ein, bevor er weiter Richtung Süden fliegt. Recht spät im Jahr sind zwei Nilgans-Eltern (Bild) noch mit der Beaufsichtigung des Nachwuchses zugange. Über dem Schilf zieht eine männliche Rohrweihe (Bild) ihre Runden. Wir kommen mit einem österreichischen Birder ins Gespräch, der uns von weiteren schönen Vogelsichtungen flussabwärts berichtet. Also auf!
Limikolen-Rastplatz am Inn
Erneut fahren wir wenige Kilometer weiter in östliche Richtung. Kurz nach der Ortschaft Katzenbergleithen führt eine Straße links ab. Wir parken in der Nähe des »Hexenhäusl« und wandern den Weg flussabwärts, bis wir freie Sicht auf den Inn (Bilder) bekommen. Auch hier liegen die langgezogenen flachen Inseln weit entfernt und ein Spektiv ist unabdingbar. Aber die Vögel haben somit die nötige Ruhe und es gibt einiges zu entdecken. Viele Graugänse, Mittelmeermöwen und Große Brachvögel (Bild) rasten auf den Sandbänken. Spannend wird es bei den kleineren Limikolen. Zuerst müssen wir sie finden und dann auch noch richtig bestimmen. Aber mit Markus ist ein Profi in unserer Runde. Wir entdecken Temminckstrandläufer (Bild), Sandregenpfeifer (Bild) und einen Alpenstrandläufer (Bild), der sich in einem Trupp Kiebitze »versteckt« hat. Auch einen Sichelstrandläufer, einen Zwergstrandläufer und einen Grünschenkel protokollieren wir noch in diesem Flussabschnitt. Den ganzen Tag über haben wir Seidenreiher (Bild) gesehen – auch jetzt fliegt wieder einer an uns vorbei.
Ering, Eglsee und das »Naturium am Inn«
Es ist mittlerweile sommerlich warm geworden. Gegen 14 Uhr brechen wir auf und überqueren bei Obernberg den Inn auf die deutsche Seite. Wir halten kurz in der Nähe von Ering, stellen aber fest, dass das Gegenlicht immer noch recht stark ist. So fahren wir zu unserem letzten Halt. Beim Eglsee gibt es einen Beobachtungsturm (Bild), der mittlerweile (Stand November 2020) abgerissen wurde und neu erbaut wird. Von dort hat man einen schönen Blick in einen Seitenarm des Inns (Bild). Heute finden wir dort wenige Vögel vor, auch ein kleiner Spaziergang am Damm bietet keine besonderen Überraschungen mehr.
Auf dem Weg von Ering zum Inn befindet sich das Naturschutz- und Umweltbildungszentrum Naturium am Inn. Es ist 2020 neu eröffnet worden und bei Ausstellungen und Führungen kann man viel Wissenswertes über das Europareservat Unterer Inn erfahren.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Brandgans, Rostgans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Reiherente, Gänsesäger, Rebhuhn (4), Jagdfasan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Seidenreiher, Silberreiher, Graureiher, Seeadler, Rohrweihe, Mäusebussard, Turmfalke, Wasserralle (Rufe), Teichhuhn, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Kiebitz, Alpenstrandläufer (20), Sichelstrandläufer, Temminckstrandläufer, Zwergstrandläufer, Bruchwasserläufer, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Großer Brachvogel, Bekassine, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Ringeltaube, Türkentaube, Eisvogel, Buntspecht, Grünspecht, Rauchschwalbe, Bachstelze, Gebirgsstelze, Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Teichrohrsänger, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Elster, Dohle, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink
Schöne Zusammenfassung, macht Lust die Gegend bald mal zu erkunden! Ornithologische Grüße aus Buenos Aires!
Danke
Schöne Grüße aus Bayern