Bartgeier, Gänsegeier, Steinadler und ein Mauerläufer im Krumltal

Mittwoch, 26. August 2020 (heiter bis sonnig, 19 bis 23 Grad, sommerlicher Tag), Krumltal, Nationalpark Hohe Tauern, Österreich, 11 bis 17 Uhr

Nach dem Tag gestern im Dobratsch-Gebirge bei den ziehenden Wespenbussarden machen wir uns auf die Heimreise nach München. Nicht auf dem direkten Weg, sondern mit einem kleinen Umweg über das Krumltal. Unsere Tour im September 2017 war so schön, dass wir auch heute wieder zur Bräualm (1601 Meter) hochsteigen möchten. Und natürlich sind wir neugierig, ob auch diesmal wieder Bartgeier und andere Greifvögel zu sehen sind.

Schon während des Aufstieges (Bilder) entlang des Krumlbaches entdecke ich einen Steinadler (Bild), der über einem Bergrücken seine Kreise zieht. Immer wieder halten wir inne und suchen die Berge ab. Nach etwa der Hälfte des Weges zeigt sich der erste Bartgeier (Bild). Es ist immer wieder faszinierend und eine große Freude, dem mächtigen Greifvogel zu begegnen.

Aufstieg durch das Krumltal (bei Rauris), Österreich, August 2020
Krumltal (bei Rauris), Österreich, August 2020
Steinadler (Golden Eagle), Krumltal, August 2020
Bartgeier (Bearded Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto: Beser)

Bartgeier-Familie, junger Steinadler und neun Gänsegeier

Doch so richtig los geht es, als wir gegen 13 Uhr auf der Bräualm ankommen. Ein wunderbarer Blick auf die gegenüberliegenden Felsenwände (Bild) erwartet uns. Zwei Ranger vom Nationalpark Hohe Tauern, die am Morgen eine Führung für Birder durchgeführt haben, sind vor Ort und geben uns immer wieder Tipps, wo es etwas zu sehen gibt. Ein Bartgeier (Bilder), erkennbar an seinem rostorangenen Gefieder an Kopf und Unterseite und dem langen keilförmigen Schwanz, gleitet über die Berghänge und landet kurz auf einem Felsvorsprung. Mit einer Flügelspannweite von 2,90 Metern ist es ein überaus imposanter Vogel. Die Ranger berichten uns, dass dieses Jahr im Krumltal das hier heimische Bartgeier-Pärchen einen Jungvogel durchgebracht hat. Wir sehen diesen auch einmal kurz fliegen. Plötzlich taucht ein junger Steinadler (Bild) auf. Der adulte Bartgeier lässt sich das Eindringen in sein Revier nicht gefallen und verfolgt den Steinadler, bis dieser das Gebiet wieder verlässt. Während wir noch die Verfolgungsjagd bestaunen, vernehmen wir von den Rangern den Ruf »Gänsegeier«. Ein Gänsegeier (Bild) hat sich auf einem Grat niedergelassen. Dann stoßen weitere Gänsegeier (Bilder) hinzu. Sie sind – wie die Bartgeier – Segelflieger und nutzen die Thermik für ihren Gleitflug. Sie kreisen einige Zeit über den Felsen, schließlich ziehen sie langsam weiter und verschwinden über den Grat Richtung Tal. Wow, ist das schön. Ich komme mit dem Schauen gar nicht hinterher. Zwei Stunden verbringen wir an der Hütte, immer wieder tauchen die großen Vögel auf und ziehen uns in ihren Bann. Da gerät sogar das Verspeisen der Hüttenbrotzeit zur Nebensache ;-). Über das Murmeltier (Bild), das anscheinend auch Hunger hat, freuen wir uns natürlich ebenso.

Blick von der Bräualm auf das Krumltal, August 2020
Bartgeier (Bearded Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto: Beser)
Bartgeier (Bearded Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto: Claudia)
Bartgeier (Bearded Vulture), Krumltal, August 2020
Steinadler (Golden Eagle), Bartgeier (Bearded Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto und Teaserbild: Claudia)
Bartgeier (Bearded Vulture), Steinadler (Golden Eagle), Krumltal, August 2020 (Foto: Beser)
Gänsegeier (Griffon Vulture), Krumltal, August 2020
Gänsegeier (Griffon Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto: Beser)
Gänsegeier (Griffon Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto: Claudia)
Gänsegeier (Griffon Vulture), Krumltal, August 2020 (Foto: Claudia)
Murmeltier, Krumltal, August 2020

Mauerläufer und Felsenschwalbe

Nachdem wir uns »satt«gesehen haben, brechen wir zum Abstieg (Bild) auf. Erneut bekommen wir von den beiden Rangern einen tollen Tipp, nämlich wo wir einen Mauerläufer finden können. Die beschriebene Felswand ist bald ausgemacht, sie ist jedoch sehr lang und hoch. Intensiv suchen wir nach dem kleinen, unauffälligen Vogel mit dem grau-schwarzen Gefieder. Den Mauerläufer (Bilder) zu entdecken ist gar nicht so einfach, weil er immer in Bewegung ist. Und erst wenn er fliegt oder kurz seine Flügel ausstreckt, zeigt er sein prächtig gefärbtes rot-schwarz-weißes Flügelmuster. Man nennt ihn auch den »Wiedehopf der Felsen«. Mit seinem langen gebogenen Schnabel stochert er in Spalten und Aushöhlungen nach Nahrung. Der Mauerläufer brütet meistens in Lagen von 1000 bis 3000 Höhenmetern an steil abfallenden Felswänden, die etwas bewachsen sind und in deren Nähe Wasser vorkommt.

Während der »Fahndung« nach dem Mauerläufer entdecken wir auch ein Felsenschwalbennest (Bilder), in dem vier Jungvögel ungeduldig auf die nächste Fütterung warten. Da noch die Heimfahrt nach München bevorsteht, machen wir uns gegen 16 Uhr auf den Weg (Bild) zum Parkplatz.

Abstieg durch das Krumltal, August 2020
Mauerläufer (Wallcreeper), Krumltal, August 2020 (Foto: Beser)
Mauerläufer (Wallcreeper), Krumltal, August 2020
Mauerläufer (Wallcreeper), Krumltal, August 2020
Felsenschwalben (Eurasian Crag Martin), Krumltal, August 2020
Felsenschwalben (Eurasian Crag Martin), Krumltal, August 2020
Krumltal (bei Rauris), Österreich, August 2020
  • Mehr zum Bartgeier-Projekt in den Alpen können Sie in der Gebietsbeschreibung (siehe Artikel) nachlesen.

Vogeltagesliste: Gänsegeier (9), Steinadler (1 adulter, 1 junger), Bartgeier (2 adulte, 1 junger), Tannenmeise, Eichelhäher, Gimpel, Mauerläufer, Kolkrabe, Rabenkrähe, Habicht, Rotkehlchen, Turmfalke, Felsenschwalbe (mit 4 Jungvögel)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Verwandte Beiträge

Geben Sie Ihren Suchbegriff oben ein und drücken Sie Enter um die Suche zu starten. Um abzubrechen, drücken Sie ESC.

Zurück nach oben