Der Bodensee (Infografik und Plan Openstreetmap) ist mit seinen 570 Quadratkilometern Fläche der größte Binnensee Deutschlands. Der 63 Kilometer lange und 14 Kilometer breite See grenzt an Deutschland, Österreich und an die Schweiz. Mit über 400 nachgewiesenen Vogelarten (Quelle: Wikipedia) ist diese Region zwischen Alpenvorland und Rheindelta eine der artenreichsten in Mitteleuropa. In Naturschutzgebieten wie z.B. dem Wollmatinger Ried finden die Vögel Platz zum Brüten. Aber auch als Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet für viele Wasservogelarten kommt dem Bodensee eine herausragende Bedeutung zu.
Der Bodensee hat stark schwankende Wasserstände. Bei niedrigen Werten (unter der Pegelmarke von 300 cm) findet man an vielen Orten rund um den See gute Rastbedingungen für Limikolen vor. Bei höheren Wasserständen (über 340 cm) bietet sich zur Vogelbeobachtung das Rheindelta am südlichen Ende des Bodensees an, da hier dann größere Schlickflächen gegeben sind. (Wasserstand Konstanz siehe Webseite)
Vogelwelt im Naturschutzgebiet Rheindelta
Große Flachwasserbereiche, Schilfröhrichte, Streuwiesen und Auwälder prägen das Naturschutzgebiet Rheindelta. Das Natura-2000-Gebiet ist gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie der EU geschützt und ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung (Ramsar-Konvention). Die wichtigsten Gebiete im Rheindelta sind das Naturschutzgebiet an der Bregenzer Achmündung, das Schleienloch, die Mündung des Neuen Rheins, die Fußacher Bucht, der Rohrspitz, das Höchster Ried und die Alte Rheinmündung (Rheinspitz) (Infografik und Plan Openstreetmap). Das Naturschutzgebiet Rheindelta ist eines der besten Beobachtungsgebiete am Bodensee. Um die 340 Vogelarten wurden hier schon gesichtet. Christoph Moning und Christian Wagner empfehlen in ihrem Buch »Vögel beobachten in Süddeutschland« (Kosmos Naturführer) den Zeitraum um Ende Mai für Seltenheiten. Aber auch während des herbstlichen Vogelzuges gibt es immer wieder Ausnahmeerscheinungen zu entdecken. Apropos: Das Buch kann ich sehr empfehlen, es beschreibt alle Gebiete und Beobachtungsplätze im Rheindelta sehr detailliert.
Zu den regelmäßigen Arten während der Herbst- und Winterzeit gehören Singschwan, Kolbenente, Zwergsäger, Sterntaucher, Merlin, Raubwürger und Bergpieper. Große Brachvögel haben hier einen ihrer größten mitteleuropäischen Überwinterungsplätze.
Unregelmäßige bis seltene Arten, die hier gesichtet wurden, sind Zwergschwan, Rohrdommel, Zwergdommel, Silberreiher, Seidenreiher, Fischadler, Wiesenweihe, Rotfußfalke, Tüpfelsumpfhuhn, Säbelschnäbler, Kiebitzregenpfeifer, Seeregenpfeifer, Uferschnepfe, Pfuhlschnepfe, Steinwälzer, Knutt, Sanderling, Temminckstrandläufer, Sichelstrandläufer, Zwergmöwe, Schwarzkopfmöwe, Raubseechwalbe, Weißbart-Seeschwalbe, Weißflügel-Seeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Alpensegler, Raubwürger, Schwarzkehlchen, Steinschmätzer.
Als Raritäten sind Rallenreiher, Nacht- und Purpurreiher, Löffler, Graubrust-Strandläufer, Schmarotzerraubmöwe, Brand- und Zwergseeschwalbe, Kurzzehenlerche, Orpheusspötter, Brach- und Rotkehlpieper, Ortolan und Schneeammer zu zählen.
Bregenzer Ach, Schleienloch, Rheinmündung
Die Bregenzer Ach mündet westlich von Bregenz in den Bodensee. In ihrem Mündungsbereich (Bilder) bilden sich Sandbänke und Anlandungen. Hier brüten Flussregenpfeifer, Mittelmeermöwen, Flussseeschwalben und in den Wäldern Pirole. Das Gebiet kann man vom Ost- und vom Westufer einsehen. Zwischen der Ortschaft Hard und dem rechten Rheindamm befindet sich das Schleienloch (Bild), das auch auf einem Fußweg umrundet werden kann. In dem weiten Schilfgebiet sind Zwergdommel, Rohrschwirl und Drosselrohrsänger gut zu beobachten. Vom Rheindammweg ist der Einblick in das tiefer liegende Areal besonders gut. Knappe sechs Kilometer erstreckt sich der rechte bzw. der linke Dammweg (Bilder) von der Rheinbrücke bis zur Mündung in den Bodensee. Der geschotterte Weg ist mit dem Fahrrad problemlos befahrbar. Man hat einen schönen Ausblick auf den Bodensee, doch für Birder interessanter sind die Schlickflächen und Flachwasserzonen entlang des Rheins. Zu Beginn des Weges auf dem linken Damm liegt westlich eine Lagune (Bild), die man, ähnlich dem Schleienloch, zu Fuß umrunden kann. Mit dem Rad ist es etwas schwieriger, da die Wege sehr schmal sind. In der Lagune brüten Flussseeschwalben, Lachmöwen und auch einige Paare Schwarzkopfmöwen. Vom linken Rheindamm hat man – bei einem Blick nach Süden – eine beeindruckende Aussicht auf die Alpen und Einblicke in die Fußacher Bucht (Bild). Um dorthin zu gelangen, fährt man von Fußach in nordwestliche Richtung zur Rohrstraße. Durch das Schilfgebiet wurde ein schmaler Holzsteg angelegt, der zu einem Beobachtungsplatz (Bild) mit guter Sicht in die Fußacher Bucht (Bild) führt.
Rheindeltahaus, Rohrspitz, Höchster Ried, Alter Rhein
Vom westlichen Rheindamm ist es nicht weit bis zum Rheindeltahaus (Bild, Webseite). In der Servicestelle bekommt man Informationsmaterial und Radkarten, wechselnde Ausstellungen bieten Einblicke in die Flora und Fauna des Naturschutzgebietes. Westlich der Fußacher Bucht liegt eine Halbinsel, die Rohrspitz (Bild Infotafel) genannt wird. Vom Restaurant »Glashaus« wandert man an Wiesen, kleinen Wäldchen und Schilfgebieten vorbei bis zur Spitze der Halbinsel. Dazwischen stößt man immer wieder auf kleine Buchten und gewinnt schöne Ausblicke auf den Bodensee. Auf den Wiesen und Äckern im Höchster Ried (Bild) rasten zur Zugzeit Wiedehopf, Rotkehlpieper oder Ortolan. In den Riedwiesen brüten Baumfalken und Braunkehlchen. Rotmilane und Weißstörche kreisen über dem Gelände, bei unserem Besuch im September haben wir eine große Anzahl rastender Großer Brachvögel angetroffen. Am westlichen Rand des Naturschutzgebietes mündet der Alte Rhein, der auch die Grenze zur Schweiz bildet. Hier am Rheinspitz (Bild) befindet sich das Rheinholz (Bild), das größte zusammenhängende Auwaldgebiet im Rheindelta. Es ist besonders im Frühjahr interessant, wenn Pirole, Kleinspechte oder Kernbeißer zu sehen sind.
Anfahrt und Fahrrad vor Ort
Wir sind mit dem Auto von München in ca. 2,5 Stunden zum Bodensee gefahren. Aber auch per Bahn ist Hard gut zu erreichen. Ideal ist es, in Hard oder Fußach zu übernachten. Von dort gelangt man schnell mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zu den Beobachtungsplätzen. Wir haben in Hard in einem sehr schönen Gästehaus gewohnt und konnten die Fahrräder des Hauses benutzen. Im Ort kann man in einem Fahrradgeschäft Fahrräder auch mieten. Frühling und Herbst sind die besten Beobachtungszeiten in diesem großen Gebiet und man sollte sich einige Tage Zeit nehmen. Bei unserem Aufenthalt Mitte September waren die Tage noch sommerlich warm und somit auch noch viele »normale« Bodensee-Radler und Badegäste unterwegs. Insgesamt haben wir – inklusive der Schiffsfahrt von Friedrichshafen nach Romanshorn – 104 Vogelarten gesehen, mit zwei Highlights, der Kurzzehenlerche und der Schmarotzerraubmöwe. Der Wasserstand lag während unserer Tour leider recht hoch, Tage zuvor hatte es noch stark geregnet.
Weitere Informationen
- Naturschutzverein Rheindelta siehe Webseite
- Bodensee siehe Wikipedia
- Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee (OAB) siehe Webseite
- Wasserstand Konstanz siehe Webseite Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- Rheindelta siehe Wikipedia
- Amt der Vorarlberger Landesregierung siehe Webseite Naturvielfalt Vorarlberg