Dienstag, 29. Mai 2018, Laza, Schahdag-Nationalpark, Aserbaidschan, 5 bis 13 Uhr, ca. 12 Grad, morgens sonnig, später neblig, am Nachmittag Regen
Heute steht eine Wanderung in den Schahdag-Nationalpark an. Da für den Nachmittag regnerisches Wetter vorhergesagt wird, brechen wir zeitig auf. Schafe gucken uns neugierig an, als wir um 5 Uhr früh an ihnen vorbeilaufen, um zum roten Haus am Ende der Straße zu gelangen, wo unser Betreuer wohnt und wir das Frühstück serviert bekommen. Wir genießen den grandiosen Blick auf den 4243 Meter hohen Schahdag (Bilder). Gleich nach dem Frühstück starten wir mit der Vogelsuche. Noch von Laza aus scannen wir die Hänge des Schahdags nach Kaukasusbirkhühnern ab. Die Entfernungen sind sehr sehr groß, aber mit etwas Geduld spüren wir die Hühner auf. Auch durch das Spektiv sieht man nur kleine schwarze Vögel, doch der lange Schwanz ist ein eindeutiges Bestimmungsindiz. Um die zehn Kaukasusbirkhühner (eines davon auf dem Bild) halten sich locker verteilt auf den Bergwiesen auf. Sie bevorzugen offene, mit Rhododendron bestandene Hänge, sie brüten im Kaukasus und in der Nordosttürkei in ca. 1500 bis 3000 Meter Höhe.
Gegen 7 Uhr starten wir unsere eigentliche Tour. An einer kleinen Wasserstelle begrüßt uns ein Flussuferläufer (Bild). Ich bin überrascht, ihn hier auf ca. 1700 Meter Höhe anzutreffen, aber Wikipedia verrät mir, dass er auch in Regionen um 4000 Meter noch zu finden ist. Nicht nur im Dorf, sondern auch während der gesamten heutigen Tour hören wir die Karmingimpel (Bild) singen. Sie sitzen auf Zäunen und Leitungen und trillern ihr »Nice to meet you«. Aber morgen mehr dazu …. Nach einem kleinen Anstieg erneut der tolle Blick auf den zweithöchsten Berg Aserbaidschans, den Schahdag (Bild). Weil auch der Rotstirngirlitz (Bilder, Video > Youtube) gern auf Leitungen sitzt, ist er leicht zu entdecken. Entlang unseres Weges sehe ich die Finkenvögel mit dem roten Stirnfleck immer wieder an Gräsern und Wildkräutern knabbern. Man findet den Rotstirngirlitz im Kaukasus, im Hochgebirge der Türkei und des Iran und auch in Teilen des Himalayas. Er brütet nahe oder knapp unter der Baumgrenze in Nadel- oder Mischwäldern, oft an Bächen in hoch gelegenen Tälern mit spärlicher, niedriger Vegetation. Auch andere Bergvögel wie den Steinschmätzer und den Bergpieper (Bild) können wir schön beobachten.
Kurz vor 8 Uhr erreichen wir den Eingang des Nationalparks und ein kleines Feriendorf, das Suvar Resort (Bild), das um diese Jahreszeit recht verlassen daliegt. Hier zeigt sich uns ein gut bekannter Vogel – ein Hausrotschwanz – in einer Unterart. Die südöstliche Unterart des Hausrotschwanzes (Phoenicurus ochruros ochruros) (Bilder) weist in der Türkei und im Kaukasus bauchseitig deutlich mehr rostrotes Gefieder auf als »unsere« europäische Unterart gibraltariensis. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass die südöstliche Unterart kein weißes Flügelfeld hat. Bevor wir Einlass in den Schahdag-Nationalpark (Bilder) bekommen, müssen wir uns registrieren. Die Reiseleitung hatte unseren Besuch schon angekündigt. Vor uns liegt ein wildes Flusstal. Aber wir queren jetzt auf schmalen Wegen einige Hänge, immer bergauf. Leider reichen die Wolken schon sehr tief. Bergpieper und Baumpieper (Bild) sind auch unterwegs. Jeder einzelne Vogel wird genau beäugt, denn wir suchen den Berggimpel, eine Art, die hier heimisch und regelmäßig anzutreffen ist. Manchmal hören wir Hunde bellen, dann ist klar, dass eine Schafherde (Bilder) in der Nähe ist. Vor den Hunden haben wir alle Respekt. Michael nimmt mit den Schäfern einer sehr großen Herde Kontakt auf. Je weiter wir nach oben kommen, desto schlechter wird die Sicht. Um 10 Uhr legen wir im Nebel eine kurze Pause (Bild) ein und beschließen dann zurückzugehen. Es fängt leicht zu regnen an und ich konzentriere mich auf den Weg, der stellenweise sehr rutschig ist. Unweit unserer Tritte sitzt ein Frosch (Bild), der anscheinend das nasse Wetter mag. Gegen halb eins treffen wir wieder in Laza ein. Mittlerweile hat es richtig zu regnen begonnen. Wir versorgen uns in einem kleinen Laden mit Süßigkeiten und verbringen den Nachmittag bei Kaffee und Tee in Michaels kleinem warmen Wohnzimmer. Abends fällt während des Essens in ganz Laza der Strom aus. So genießen wir zum Abschluss des Tages noch ein recht romantisches Abendmahl ;-)
Vogeltagesliste: Flussuferläufer, Neuntöter, Steinschmätzer, Grauammer, Haussperling, Karmingimpel, Kaukasusbirkhuhn*, Stieglitz, Bachstelze, Alpenkrähe, Ringdrossel, Rosenstar, Bluthänfling, Rotstirngirlitz*, Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros ochruros (südöstliche Unterart), Wachtel, Misteldrossel, Bergpieper, Baumpieper
(* = meine persönliche Erstsichtung)