Samstag, 26. Oktober 2019 (sonnig, 17 bis 22 Grad, warmer Herbsttag), Ammersee, Riederau, 11.45 bis 17 Uhr
Am 6. Oktober 2019 wurden am Ammersee zwei Spatelraubmöwen entdeckt. Diese Raubmöwe ist nur etwas größer als eine Sturmmöwe und gar nicht so leicht zu finden. Vor einer Woche war ich bereits mit einem Ornikollegen am See, doch wir konnten sie nicht orten. Heute unternehme ich einen zweiten Versuch – Anreise per Zug und Haltestelle in Riederau.
Vom Dampfersteg in Riederau habe ich bei bestem Herbstwetter einen tollen Blick auf den See (Bild). Jeder Vogel wird genauestens inspiziert. Erst nach über einer Stunde Suchen finde ich die beiden Spatelraubmöwen (Bilder) weit entfernt auf der anderen Seeseite. Sie schwimmen gemütlich vor sich hin und sind auch gar nicht so scheu, wie die beiden Bilder mit dem Boot und dem Standup-Paddler zeigen. Ich freue mich, die beiden Vögel entdeckt zu haben.
Spatelraubmöwen ganz nah
Mittlerweile sind noch zwei erfahrene Ornis eingetroffen und gemeinsam beobachten wir die Möwen und hoffen, dass sie etwas näher kommen. Dann taucht Sebastian, der Fischer aus Riederau, auf. Er hat die Spatelraubmöwen auch als Erster entdeckt. Auf ihn haben wir schon gewartet ;-)). Denn – so wurde erzählt – wenn Sebastian sein Motorboot startet, tauchen die beiden Raubmöwen wie aus dem Nichts auf und folgen ihm bzw. dem Boot. Erfahrungsgemäß gibt es da für die Möwen immer etwas zum Fressen.
Genau das können wir nun beobachten. Kaum ist das Boot wenige Meter auf dem See, kommen die beiden Spatelraubmöwen (Bilder) auch schon angeflogen. Auf unsere Bitte hin nimmt uns Sebastian auf eine kurze Fahrt mit. Es ist fantastisch. Die Spatelraubmöwen (Bilder, Video auf Youtube, Video von Sebastian auf Youtube) kreisen um das Boot, landen auf dem Wasser und »paddeln« auf uns zu. Mit aufmerksamen und neugierigen Blicken werden wir beobachtet. Ich freue mich riesig. Meine erste Raubmöwe und dann auch noch zum Greifen nah!
Die Spatelraubmöwe lebt überwiegend auf dem Meer. Sie brütet in der arktischen Tundra rund um den Nordpol. Im Oktober und November zieht sie über Nord- und Westeuropa in ihre Winterquartiere, die vor der westafrikanischen Küste liegen. An der Nordseeküste ist der Vogel ein regelmäßiger Durchzügler, aber im Binnenland äußerst selten zu sehen. Während der Brutzeit ernähren sich Raubmöwen hauptsächlich von Lemmingen, aber auch von Eiern, Jungvögeln, Fischen, Insekten sowie Kleintieren, Aas und Abfällen. Nahrung erbeuten sie auch, indem sie andere Vögel verfolgen und angreifen, bis diese ihre erbeuteten Fische auswürgen. Diese »Beute« wird dann im Flug aufgefangen. Hakenschnabel und scharfe, gebogene Krallen sind an dieses Jagdverhalten angepasst.
Raubmöwen zu bestimmen ist nicht einfach, da gerade bei den juvenilen Vögeln mehrere Farbmorphen (Variationen) auftreten. Bei der Spatelraubmöwe gibt es vier verschiedene Farbvarianten, von einem hellen Graubraun über zwei mittlere Brauntöne bis zu einem sehr dunklen, schwärzlichen Braun. Erfahrene Ornithologen haben die beiden Ammerseer Spatelraubmöwen als zwei Jungvögel im ersten Kalenderjahr eingestuft. Im europäischen Raum kommen vier Arten von Raubmöwen vor: Skua, Spatelraubmöwe, Schmarotzerraubmöwe und Falkenraubmöwe. Außer der Skua besitzen die Raubmöwen einen halblangen bis langen Schwanzspieß. Bei der Spatelraubmöwe hat dieser die Form eines Spatels.
Einen großen Dank an Sebastian Hölch, der uns auf seinem Boot mitgenommen hat. Bis Ende Oktober waren beide Raubmöwen anwesend. Zum letzten Mal wurde am 3. November 2019 nur noch eine der beiden Spatelraubmöwen gesehen.
Weitere gesichtete Vögel: Graugans, Stockente, Gänsesäger, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Mäusebussard, Turmfalke, Blässhuhn, Lachmöwe, Eisvogel, Zilpzalp, Kleiber, Rabenkrähe, Buchfink
Wow! Eine Art zum ersten Mal zu sehen ist immer großartig, aber dann gleich so nah ranzukommen und bei gutem Licht alle Details sehen zu können ist wunderbar. Richtig tolle Beobachtung und beeindruckende schöne Fotos!!!
Danke für die netten Worte. Es war wirklich eine meiner schönsten Beobachtungen. Aber das verdanke ich auch dem Sebastian, der uns mit dem Boot mitgenommen hat.