Aserbaidschan liegt zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Der vorderasiatische Staat grenzt an Georgien, Russland, Iran, Armenien und über die Autonome Republik Nachtschiwan an die Türkei (Landkarte). Nachtschiwan ist vom Kernland getrennt und kann per Flugzeug oder über den iranischen Landweg erreicht werden. Die Hauptstadt des 86.000 Quadratkilometer großen Staates ist Baku. Die mit über zwei Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Stadt des Landes und des gesamten Kaukasus-Gebirges liegt an der Küste des Kaspischen Meeres. Das Land war früher ein Teilstaat der Sowjetunion, ist aber seit 1991 unabhängig.
Der Zeitunterschied zwischen Deutschland (Sommerzeit) und Aserbaidschan beträgt zwei Stunden (bei Winterzeit drei Stunden; kein Wechsel Sommerzeit/Winterzeit in Aserbaidschan). Die Mehrheit der Bewohner gehört einem gemäßigten Islam an. Seit dem Ende der Sowjetunion wird Azeri gesprochen. Es weist große Ähnlichkeiten mit der türkischen Sprache auf. Russisch wird ebenfalls noch gesprochen, nimmt aber kontinuierlich ab. Bei den jungen Leuten ist Englisch auf dem Vormarsch. Geschrieben wird in lateinischen Buchstaben. Das Alphabet weist jedoch einige zusätzliche Buchstaben wie z.B. ein auf den Kopf gestelltes e > Ə ə auf.
Eine vielfältige und abwechslungsreiche Landschaft erwartet den Besucher in Aserbaidschan. Abgesehen von den Küstenregionen ist das Land nahezu vollständig von Bergen umgeben. Der Kaukasus ist ein etwa 1100 Kilometer langes, von Nordwesten nach Südosten verlaufendes Hochgebirge zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Es unterteilt sich in die drei Gebirgsketten Großer Kaukasus, Kleiner Kaukasus und Talysch-Gebirge. Die östlichen Ausläufer des Großen Kaukasus reichen fast bis Baku. Der Kleine Kaukasus erstreckt sich im Westen des Landes und in Nachtschiwan, das Talysch-Gebirge liegt im Süden an der Grenze zum Iran. Neben den Gebirgslandschaften findet man urtümliche Wälder, viele Flüsse und Seen, Halbwüsten, Steppenlandschaften sowie eine 800 Kilometer lange Küste am Kaspischen Meer. Dieses wird zwar überall als »Meer« bezeichnet, ist aber de facto der größte Binnensee der Welt.
Durch die enormen Höhenunterschiede wird Aserbaidschan von neun der weltweit elf vorkommenden Klimazonen geprägt. In den Flussniederungen herrscht trockenes Halbwüsten- und Steppenklima, im Gebirge alpines Klima mit hohen Niederschlagsmengen, an den Küsten ist es ganzjährig mild, feucht und subtropisch. Im kontinental beeinflussten Nachtschiwan gibt es heiße Sommer mit über 40 Grad und sehr kalte Winter.
In Aserbaidschan gibt es mehr als 390 Vogelarten (Quelle: Schmidt/Gauger/Agayeva, Birdwatching in Azerbaijan, Michael Succow Foundation, 2008). Die Toparten sind: Kaukasusbirkhuhn, Kaukasuskönigshuhn, Halsbandfrankolin, Persisches Wüstenhuhn, Bartgeier, Gänsegeier, Mönchsgeier, Schmutzgeier, Falkenbussard (nordöstliche Unterart des Mäusebussards), Shikrasperber, Weißschwanzkiebitz, Terekwasserläufer, Blauwangenspint, Bergkalanderlerche, Heckensänger, Weißkehlsänger, Riesenrotschwanz, Isabellsteinschmätzer, Balkansteinschmätzer, Nonnensteinschmätzer, Felsensteinschmätzer, Kaukasussteinschmätzer, Blaumerle, Steinrötel, Tamariskengrasmücke, Dornspötter, Blassspötter, Kaukasuszilpzalp, Wacholderlaubsänger, Halbringschnäpper, Irantrauermeise, Felsenkleiber, Klippenkleiber, Rosenstar, Fahlsperling, Kaukasische Berghänfling, Rotstirngirlitz, Berggimpel, Wüstengimpel, Mongolengimpel, Weißflügelgimpel, Steinortolan sowie östliche Arten von Gartenrotschwanz samamisicus, Hausrotschwanz ochruros und Eichelhäher.
Für mich persönlich waren aber auch Arten interessant, die ich bisher noch nicht oder nur kurz gesehen hatte wie Chukarhuhn, Rötelfalke, Rotflügel-Brachschwalbe, Armenienmöwe, Zwergseeschwalbe, Alpensegler, Zwergschnäpper, Kappenammer und Zippammer.
Neben dem spektaktulären herbstlichen Greifvogelzug bei Batumi in Georgien liegt auch an der aserbaidschanischen Küste beim Berg Besh Bermak ein wichtiger Knotenpunkt des Vogelzuges. Ab September treffen sich dort viele europäische Birder, um bei der Kartierung zu helfen.
Die ideale Reisezeit ist von April bis Juni, doch auch im September herrschen angenehme Temperaturen. Im Juli und August kann es mit 26 Grad sehr heiß werden, erträglich bleibt es im Hochgebirge. Wir hatten im Gebirge Ende Mai/Anfang Juni frühmorgens zwischen 10 und 15 Grad, tagsüber kletterte das Thermometer auf 20 bis 26 Grad (abhängig von der Höhe). In den gesamten vierzehn Tagen erlebten wir nur einen Nachmittag regnerisches Wetter, ansonsten überwiegend sonnige Tage.
Auf die Reisemöglichkeit bin ich über Facebook gestoßen. Deutsche und andere europäische Birder haben in den letzten Jahren unter der Leitung von Kai Gauger das Land besucht. Es bestehen enge Kontakte zwischen der Universität Greifswald und Aserbaidschan. Auch die deutsche Michael-Succow-Stiftung engagiert sich bei der Entwicklung und Sicherung von Nationalparks in Aserbaidschan. Organisiert wurde die Tour von Batumi Birding in Kooperation mit Olivetravel und Natigtravel Nakchivan. Mein primärer Ansprechpartner war Michael Heiß (Birding Azerbaijan), der die Reise leitete und mir auch bei Fragen zur Reiseplanung und Flugbuchung hilfreich zur Seite stand. Er hat an der Universität Greifswald Ornithologie studiert, kennt das Land schon seit zehn Jahren und konnte uns (fast) alle erhofften Arten zeigen.
Die Reisegruppe bestand aus sieben Teilnehmern. Markus Dähne, mein Birder-Kollege aus München, der schon in Marokko dabei war, begleitete mich erneut. Von München ging es mit Turkish Airlines zunächst nach Istanbul. Dort trafen wir Michael Heiß, der mit seiner Mutter und deren Freundin aus Berlin angereist war, sowie zwei Männer und eine Frau aus den Niederlanden. Gemeinsam flogen wir mit Turkish Airlines weiter nach Baku. Das elektronische Visa hatten wir bereits im Vorfeld erhalten. Unser Fahrer Seymur erwartete uns im Morgengrauen am Flughafen. Er chauffierte uns in einem Kleinbus die ersten neun Tage der Tour in den Großen Kaukasus, an die Küste und in das Talysch-Gebirge. Einen Nachmittag und einen Abend verbrachten wir anschließend in der Hauptstadt Baku. Für die letzten Tage der Reise flogen wir nach Nachtschiwan, wo wir ebenfalls in einem Kleinbus mit einem Fahrer und einem zusätzlichen Betreuer des Reisebüros drei Tage lang im Kleinen Kaukasus und im Hochland auf Vogelsuche gingen. Der Rückflug erfolgte von der Hauptstadt Nachtschiwan über Gäncä nach Istanbul. Dort trennte sich unsere Gruppe und jeder flog zurück in seine Heimat.
Bis auf zweimaligen Stromausfall hat alles gut geklappt. Unsere Fahrer und auch die zusätzlich gebuchten Fahrer mit ihren Allradwägen waren pünktlich und brachten uns sicher wieder in die Hotels zurück, obwohl der Zustand einiger Straßen und Wege in den Bergen manchmal recht prekär und herausfordernd war. Die Unterkünfte waren für zwei Nächte sehr einfach (Privathaus), dann sehr romantisch in kleinen Holzhütten im Wald (Tabassüm) und steigerten sich bis zum 4-Sterne-Hotel in Baku. Zum Abschluss in Nachtschiwan residierten wir im großzügigen Grand Hotel. Das Essen war reichlich und lecker, allerdings nichts für Vegetarier: reichhaltige Suppen und neben Hackfleisch viel Fleischgerichte von Lamm, Hammel, Rindfleisch oder Geflügel. Als Beilagen wurden überwiegend gekochtes Gemüse, Gurken und Tomaten, frischer Käse und Fladenbrot gereicht. Zum Frühstück gab es Honig, Eier und Brot. Das aserbaidschanische Nationalgetränk ist der Chai (schwarzer Tee). Aber auch eine süße Birnenlimonade kam bei manchen Teilnehmern gut an ;-))
Man findet im Internet einige deutsche Reiseagenturen wie z.B. IC Intercontact oder auch Albatros-Tours, die Vogelbeobachtungstouren anbieten. Wer auf eigene Faust nach Aserbaidschan reisen möchte, findet in einem englischsprachigen Buch viele einschlägige Informationen: Birdwatching in Azerbaijan, A Guide to Nature and Landscape von Sebastian Schmidt, Kai Gauger, Nigar Agayeva, Michael Succow Foundation, 2008 > Webseite.
Wir waren überwiegend im Gebirge unterwegs. Auf steilen und manchmal rutschigen Wegen und beim Queren von Geröllhalden waren Trittsicherheit und etwas Bergerfahrung gefragt. Feste Bergschuhe boten den erforderlichen Halt. Wir sind oft sehr früh aufgestanden, da wir meistens noch ein bis zwei Stunden Fahrt benötigten, um mit den Allradwägen so hoch wie möglich zu kommen. Es war eine sehr intensive Reise, verschiedentlich auch eine anstrengende Reise, aber wir wurden mit spektakulären Landschaften, freundlichen Menschen und tollen Vogelsichtungen belohnt.
Soweit es mir möglich war, habe ich die deutsche Schreibweise der Orte und Plätze verwendet. Vermutlich ist aber nicht alles ganz korrekt, da ich manche Namen oder Bezeichnungen gar nicht oder nur in Englisch gefunden habe. Und selbst hier kursieren sehr unterschiedliche Schreibweisen.
Last but not least – einen herzlichen Dank an Markus Dähne, der mir bei mancher Vogelbestimmung half und von dem ich erneut viele tolle Fotos verwenden durfte.