Sonntag, 25. November 2018, Fluss Oued Massa, Nationalpark Souss Massa, 10 bis 13.30 Uhr, 18 Grad, sonnig
Nach einem typisch marokkanischen Frühstück (Bild) mit grünem Tee mit Minze, Orangensaft, Rühreiern, Butter, Marmelade, Streichkäse, Honig, Olivenöl, Brot und süßem Gebäck fahren wir an den Fluss Oued Massa (Bild). Teile des Flusses und die Mündung gehören zum 340 Quadratkilometer großen Nationalpark Souss Massa (> Wikipedia, BirdLife International), der sich entlang der Atlantikküste von Agadir bis nach Tiznit erstreckt. Von einer Brücke aus können wir einen Flussuferläufer (Bild), mehrere Eisvögel (einer davon im Bild) und einen Fischadler (Bild), der auf einer kleinen Insel seine Warte bezogen hat, wunderschön beobachten. Mir gefallen allerdings die immer wieder an uns vorbeizischenden Braunkehl-Uferschwalben (Bilder) am besten. Allenthalben legen sie eine kurze Pause ein und landen auf einem Zweig oder auf den großen Ufersteinen. Die kleinen Schwalben, die in etwa die Größe einer Blaumeise haben, findet man in Nordafrika nur in Marokko. Sonst sind sie aber in Afrika weit verbreitet, speziell im südlichen Teil. Brahim vermutet, dass die Braunkehl-Uferschwalben schon am Brüten sind, da sie immer wieder dieselbe Stelle am Felsen anfliegen. Nicht weit davon entfernt machen sich zwei Graubülbüls (Bild) bemerkbar. Haben sich die beiden vielleicht auch schon gefunden?
Wir verlassen die Brücke und biegen in einen schmalen Weg ein, der durch bewirtschaftete Felder und Äcker führt. Bewässerungsgräben, niedrige Steinmauern und dichte Buschreihen (Bilder) begrenzen die Felder. Ein kleiner, kurzschwänziger Vogel mit einem etwas nach unten gebogenen Schnabel, den ich vor einigen Jahren in Mallorca (> Artikel) intensiv gesucht und eher selten zu Gesicht bekommen habe, zeigt sich hier recht oft. Es ist der Zistensänger (Bilder, Video > Youtube), der sich immer wieder auf einem der abstehenden Zweige niederlässt und die Umgebung inspiziert. Doch eigentlich sind wir ja auf einen anderen, scheuen, sehr heimlichen Vogel aus. Er fällt vor allem durch seinen eigenwilligen Gesang mit »an- und absteigenden Glissandopfiffen« auf, sagt der Kosmos Vogelführer (Svensson, Mullarney, Zetterström). Wir können seinen Gesang zwar nicht so klar und ausdauernd wie in dem Tonbeispiel > xeno-canto.org vernehmen, aber er – der Senegaltschagra – ist definitiv da. Schnell orten wir ihn in einem Busch am Wegesrand. Einige Touristen haben uns gerade überholt, gehen direkt an diesem Busch vorbei … doch den Vogel stört das nicht. Und so haben wir die Möglichkeit, den Senegaltschagra (Bilder, Video > Youtube) in Ruhe und lange beobachten zu können. Es sind sogar zwei Vögel und beide in Balzstimmung. Senegaltschagras brüten in tief gelegenen Regionen in trockenem, offenem Buschland. Sie sind in Afrika weit verbreitet, in Nordafrika allerdings nur in Marokko, Algerien und Tunesien. Mit ihrer markanten Kopfzeichnung – schwarzer Scheitel, breiter cremefarbener Überaugenstreif und schwarzer Augenstreif – sind sie unverwechselbar. Ich bin total begeistert und glücklich. Es ist ein großes »Geschenk«, den Vogel so nah und ausgiebig »genießen« zu können.
Nachdem ich mich »sattgesehen« habe, fällt mir noch die kleine Samtkopf-Grasmücke (Bild) auf, die gerne einen Pfosten anfliegt. Und ich nutze heute die Gelegenheit mir die Blauohrelster (Bilder, Video > Youtube) aus nächster Nähe anzusehen. Mit ihrem schwarz-weißen Gefieder und dem sehr langen Schwanz ähnelt sie unserer Elster (Pica pica). Aber die Blauohrelster (Pica pica mauritanica) weist hinter und unter dem Auge einen blauen nackten Hautfleck auf. Man findet sie nur in Westsahara, Marokko, Algerien und Tunesien. Während die Blauohrelstern mit Futtersuche beschäftigt sind, erfreuen sich einige Haussperlinge (Bild) an einem gemeinsamen Bad in einer Pfütze. Auch mein marokkanischer Lieblingsvogel – der Diademrotschwanz (Bild) – zeigt sich kurz.
Wir verlassen das Gebiet und fahren Richtung Süden an eine andere Stelle am Oued Massa (Bilder). Bei meiner ersten Reise im Januar 2017 haben wir hier ebenfalls Halt gemacht. Heute finden wir zwar nicht so viele Vögel wie damals vor, aber auf einige wie Palmtaube (Bild), Kormoran (Bild), Zaunammer (Bilder) und Wiedehopf (Bild) ist doch Verlass.
Vogelliste: Marmelente, Kormoran, Kormoran maroccanus, Kuhreiher, Seidenreiher, Graureiher, Weißstorch, Fischadler, Rohrweihe, Turmfalke, Teichhuhn, Flussuferläufer, Palmtaube, Eisvogel, Wiedehopf, Theklalerche, Braunkehl-Uferschwalbe, Bachstelze, Diademrotschwanz, Schwarzkehlchen, Amsel, Seidensänger, Samtkopf-Grasmücke, Zistensänger, Zilpzalp, Kohlmeise, Raubwürger algeriensis, Senegaltschagra, Graubülbül, Blauohrelster, Einfarbstar, Haussperling, Bluthänfling, Grünfink, Girlitz, Zaunammer, Hausammer
Weitere Vogelsichtungen im Nationalpark Souss Massa > Januar 2017