Sonntag, 25. November 2018, Atlantikküste, Mündung des Oued Massa, 16 bis 18.30 Uhr, 18 Grad, bedeckt, später sonnig
Mit dem Senegaltschagra am Vormittag ist mein Tag schon »gelaufen« – im positiven Sinne natürlich – also kann ich den Nachmittag gemütlich angehen lassen. Im Restaurant des »Fanti« werden wir vorzüglich bekocht und das Mittagessen (Bild) mit marokkanischem Salat und Fleischspießchen ist sehr lecker. Gegen 16 Uhr mache ich mich auf dem Weg zum Strand. Mein Ziel ist die circa zwei Kilometer nördlich gelegene Flussmündung des Oued Massa. Am Strand sind einige Seeregenpfeifer (einer davon auf dem Bild) und um die dreißig Sanderlinge (Bilder, Video > Youtube) unterwegs. Ihre Hauptbeschäftigung ist die Futtersuche. Es sieht bei den Sanderlingen recht lustig aus, wie sie gemeinsam entlang des Spülsaums den nassen Sand nach Würmern und Krebstierchen »abstochern«. Das Brutgebiet des kleinen Watvogels liegt in der arktischen Festlandstundra oder auf einer arktischen Insel wie z.B. Spitzbergen. Er überwintert gerne an flachen Sandstränden, zu denen er schon mal bis zu 10.000 Kilometer weit in den Süden fliegt. Wenn er satt ist, steckt er seinen Schnabel in das Gefieder, zieht ein Bein ein und ruht sich hin- und herschaukelnd aus (siehe Video).
Als ich an der Flussmündung (Bild) ankomme, empfängt mich eine große Vogelschar. Im Januar 2017 hatten wir unseren Beobachtungsplatz auf einer Düne nördlich des Flusses. Nun kann ich vom Strand aus die Korallenmöwen (Bilder) super beobachten. Erkennungsmale sind der korallenrote Schnabel mit dem schwarzen Ring und der gelben Spitze, die dunkle Iris und die grünlich-grauen Beine. Aus der Ferne wirken Schnabel und Füße aber schwarz. Die Korallenmöwe benötigt vier Jahre, bis sie in ihr adultes Gefieder gewechselt ist. Zu dem Trupp zählen auch Vögel mit einem grünlich-schwarzen Schnabel und etwas grauem Gefieder am Kopf. Ich vermute, es handelt sich um Korallenmöwen im 2. oder 3. Lebensjahr. Einige der Möwen sind beringt.
Neben den Korallenmöwen haben sich noch um die Hundert Mantelmöwen (Bilder) eingefunden. Mit 60 bis 70 Zentimetern ist die Mantelmöwe die größte Möwe und mit dem schweren Körper, dem dicken Hals und den schwarzen Mantelfedern ist ein erwachsener Vogel gut zu bestimmen. Auch die hier versammelten Mantelmöwen weisen unterschiedliches Alter auf, das ich aber nicht sicher bestimmen kann. Jungvögel erkennt man an dem braunen Gefieder und dem schwarzen Schnabel. Die Beine der Mantelmöwen sind in allen Kleidern fleischfarben.
Etwas separiert von den Möwen sitzen Brandseeschwalben (Bild). Im Schlichtkleid ist ihre Kappe an der Stirn weiß, ansonsten schwarz. Die Brandseeschwalbe lebt an den Küsten der Nord- und der Ostsee, des Atlantiks, des Mittelmeers, des Schwarzen und des Kaspischen Meers. Der zur Familie der Seeschwalben gehörende Vogel brütet in riesigen Kolonien – von bis zu 9.000 Paaren – auf Sandstränden oder flachen Inseln in Salz- oder Brackwasser. Zum Überwintern fliegt die mitteleuropäische Brandseeschwalbe immer entlang der Atlantikküste nach Südeuropa und Afrika.
Mittlerweile zeigt sich sich Sonne und taucht die Landschaft in weiches, warmes Licht. Zwei Staatsbeamte reiten am Strand entlang, mitten durch die rastenden Vögel. Diese fliegen auf, kehren aber kurz darauf an »ihren« Strand zurück. Sie scheinen daran gewöhnt zu sein. Auf dem Rückweg zum Hotel dann noch ein Waldrapp-Highlight. 36 Waldrappe (Bild) ziehen in V-Formation über mich hinweg.
Vogelliste: Kormoran, Kormoran maroccanus, Waldrapp (40), Seeregenpfeifer (ca. 20), Kiebitzregenpfeifer, Sanderling (ca. 30), Regenbrachvogel, Mittelmeeermöwe, Korallenmöwe, Mantelmöwe, Brandseeschwalbe