Mittwoch, 1. Mai 2019 (heiter, 12 bis 18 Grad, sonniger, schöner, etwas windiger Frühlingstag), Ammersee-Südufer, Raistinger Wiesen, 9 bis 15 Uhr
Bestes Frühlingswetter erwartet mich heute für die Tour zum Ammersee. Mir gefällt der Weg (Bild) zum Binnensee mit seinem schönen frischen Grün und es gibt hier immer etwas zu entdecken. Vielleicht zeigt sich ja der Kleinspecht? Ich schaue mir deshalb einige Baumhöhlen an. Der Kleinspecht ist nicht anwesend, aber ich finde eine Blaumeise (Bilder) am Eingang einer Baumhöhle. Meisen bauen im Vergleich zu anderen Höhlenbrütern sehr aufwändige Nester. Der Legebeginn fällt in Mitteleuropa auf Mitte April. Die Meise beobachtet aufmerksam ihre Umgebung, bevor sie in die Höhle schlüpft. Um mich herum ist ein vielstimmiges Vogelkonzert zu hören. Am leichtesten ist der Zilpzalp (Bild) zu bestimmen, da er seinen Namen in unermüdlicher Manier vorträgt. Kurz bevor ich den See erreiche, fällt mir ein Stieglitz (Bild) auf, der Nestmaterial im Schnabel trägt. Die hübschen Vögel kenne ich von meiner Fütterungsstelle auf dem Balkon, aber bisher hatte ich noch nicht gesehen, wo sie brüten. Laut Wikipedia prüft das Weibchen in Begleitung des Männchens mögliche Nistplätze und beginnt dann mit dem Nestbau. Der Distelfink, wie er auch genannt wird, bevorzugt als Neststandort Baumkronen oder hohe Sträucher mit guter Deckung und Ausblick. Oft befindet sich das Nest in der Nähe von Astgabeln oder Astenden. Hier am Ammersee haben sich die Stieglitze Misteln (Bild) ausgesucht, die als Schmarotzerpflanze auf den Bäumen wachsen. In der Regel beginnt Mitte April der Nestbau und dauert etwa vier bis sechs Tage. Im Durchschnitt legen die Weibchen fünf Eier. Vielfach gibt es auch zwei Jahresbruten. Aus den weiten Schilfflächen vernehme ich einen sehr schönen, abwechslungsreichen Gesang. Es ist ein Schilfrohrsänger (Bild) (Tonbeispiel > xeno-canto.org).
Noch ist die Vegetation kurz und man hat einen weiten Blick auf den Binnensee (Bild). Das »Geschrei« der Lachmöwen (Bild) ist schon von Weitem zu hören. Sie haben sich auf dem Brutfloß versammelt, das aber für die Flussseeschwalben (Bild) gedacht ist. Damit die Lachmöwen nicht von Anfang an alle Plätze belegen, ist das Floß noch mit einem Gitter abgedeckt. Lachmöwen und Flussseeschwalben sind eifrig am Balzen und bald geht die Brutsaison los. Zwei Haubentaucher (Bild, Video > Youtube) sind schon etwas weiter. Das Paar hat sich schon gefunden und beide sammeln fleißig Wasserpflanzen für ihr Nest.
Ich beschließe noch bis zur Ammermündung vorzugehen, vorbei an dichten Büschen und schilfgesäumtem Seeufer. Aus nächster Nähe kann ich das singende Rohrammer-Männchen (Bilder, Video > Youtube) schön beobachten, das gut verankert sich auf einem Schilfhalm im Wind treiben lässt. Ob denn wohl ein Weibchen in der Nähe ist und ihn hört? Auch der Drosselrohrsänger (Bild) hat schon Stellung bezogen und zeigt mit seinem Gesang sein Revier an. Hoch oben in den Bäumen ruht ein Baumfalke (Bild) und nicht weit davon ein Schwarzmilan (Bild), der ganz in der Nähe mit seiner Partnerin schon sein Nest bezogen hat.
Mein zweiter Halt ist bei den Raistinger Wiesen (Bild), die in frühlingshaften Farben leuchten. Mehrere Braunkehlchen (ein Männchen davon auf dem Bild) haben sich schon eingefunden. Ein anderes Männchen hat seine Warte – einen freistehenden Holzstängel – auf der Wiese bezogen und singt sich hoffentlich bald ein Weibchen herbei. Auf einem Busch am Wegesrand sitzen ein Schwarzkehlchen (Bild) und vermutlich ein Wiesenpieper (Bild) einträchtig auf einem Ast. Für beide Arten bieten die Raistinger Wiesen Platz zum Brüten. Und über allem kreist gemächlich ein Weißstorch (Bild), der im Dorf schon sein Nest bezogen hat.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Rostgans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Knäkente, Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Weißstorch, Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Blässhuhn, Flussuferläufer, Dunkler Wasserläufer, Großer Brachvogel, Kampfläufer, Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe (ca. 10), Trauerseeschwalbe, Weißbart-Seeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Grauspecht, Rauchschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Steinschmätzer, Braunkehlchen (8), Schwarzkehlchen, Misteldrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Schilfrohrsänger, Rohrschwirl, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Trauerschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Rabenkrähe, Kolkrabe, Star, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer