Rotflügel-Brachschwalbe im Donaumoos

Sonntag, 16. Mai 2021 (wolkig, kurze, teils heftige Regenschauer, 10 bis 15 Grad, windiger Frühlingstag), Leipheimer Moos, Mooswaldsee, Schurrsee, Gundelfinger Moos (Donaumoos bei Günzburg), 9 bis 15.30 Uhr

Endlich mal wieder raus aus München. Die Infektionszahlen sinken nach der 3. Corona-Welle wieder und meine 1. Impfung habe ich vor gut drei Wochen bekommen. So fühle ich mich einigermaßen sicher und wage es, eine längere Tour zu unternehmen. Wolfgang, ein Birderkollege vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), begleitet mich. Nach eineinhalb Stunden Autofahrt kommen wir am Mooswald (Bild) an. Dieser Wald wird forstwirtschaftlich nicht mehr genutzt und darf sich im Lauf der Zeit zu einem Bruchwald entwickeln. Es dauert nicht lange, dann höre ich einen quäkend-klagenden Gesang (Tonbeispiel bei Avisoft Bioacoustics). Diese ungewöhnlichen Laute gibt ein Wendehals (Bild) von sich. Der Specht, in etwa so groß wie eine Feldlerche, hält sich von Mai bis September in Europa auf. Neben dem zweitkleinsten Specht ist auch die größte Spechtart in diesem tollen Wald zu finden. Ein Schwarzspecht-Weibchen (Bild) verschafft sich von der Spitze eines abgebrochenen Baumstammes einen Überblick. Beim Männchen ist der ganze Scheitel rot, beim Weibchen nur der hintere Teil.

Mooswald im Donaumoos, Mai 2021
Wendehals (Eurasian Wryneck), Mooswald, Mai 2021
Schwarzspecht-Weibchen (Black Woodpecker), Mooswald, Mai 2021

Rotflügel-Brachschwalbe – ein Irrgast

Aber nicht nur das tolle Gebiet hat mich heute hierher gelockt, sondern auch eine ganz besondere Vogelsichtung der letzten Tage. Am Dienstag, den 11. Mai 2021 wurde eine Rotflügel-Brachschwalbe gemeldet. Eine Nachsuche ist immer sehr spannend. Ist der Vogel bereits weitergezogen oder noch vor Ort? Wenn ja, werden wir ihn wiederfinden? Wir haben bei der Suche Glück, denn es sind einheimische Birder vor Ort, die uns zeigen, wo sich der Vogel aufhält. Die Rotflügel-Brachschwalbe (Bilder) hat sich wohl verflogen. Vielleicht durch einen Sturm? Die europäischen Verbreitungsschwerpunkte sind Spanien, Türkei, Portugal, Griechenland, Rumänien, Aserbaidschan sowie der europäische Teil Russlands. Zum Brüten bevorzugt die Schwalbenart weite Ebenen mit niedriger Vegetation und Wasser in der Nähe. In Mitteleuropa ist sie nur in Ungarn als Brutvogel bekannt. Sie ist ungefähr so groß wie eine Drossel und ähnelt durch ihre langen Flügel und den gegabelten Schwanz im Flug einer Seeschwalbe. Das Muster am Kopf ist sehr ungewöhnlich. Die Rotflügel-Brachschwalbe ist keine Erstsichtung für mich, denn ich habe sie im Mai 2017 in Marokko ganz kurz aus dem Auto heraus gesehen. Im Juni 2018 gab es in Aserbaidschan dann eine 2. Sichtung (Link zum Artikel), allerdings auch nur wenige Sekunden lang. Deswegen freue ich mich riesig, mir die seltene Rotflügel-Brachschwalbe heute in Ruhe und ausgiebig ansehen zu können. Am 22. Mai 2021 wurde sie hier zum letzten Mal gesehen.

Rotflügel-Brachschwalbe (Collared Pratincole), Leipheimer Moos, Mai 2021
Rotflügel-Brachschwalbe (Collared Pratincole), Leipheimer Moos, Mai 2021
Rotflügel-Brachschwalbe (Collared Pratincole), Leipheimer Moos, Mai 2021
Rotflügel-Brachschwalbe (Collared Pratincole), Leipheimer Moos, Mai 2021
Rotflügel-Brachschwalbe (Illustration aus Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. 3. Aufl. Neubearb. von G. Berg et al. Hrsg. von Carl R. Hennicke; Public Domain)

Neuntöter, ganz nah

Nach dem Highlight des Tages können wir nun ganz entspannt die Tour fortsetzen. Es gibt noch viel zu sehen, aber leider ist eine ganze Reihe von Fotos unscharf geworden. Der Grund dafür sind die großen Entfernungen und der sehr heftig an meinem Stativ zerrende Wind. Vom Aussichtsturm am Schurrsee haben wir einen guten Blick auf ein Neuntöter-Männchen und ein Weibchen (Bilder). Es fängt heftig zu regnen an, was aber die Rostgänse (Bild) und eine Uferschnepfe (Bild) nicht weiter stört. Nach dem Schauer wandern wir durch das Gundelfinger Moos. Auf den Wiesen halten Kiebitze Ausschau, ein Kranich zieht über uns hinweg. Ich erfreue mich an den Schottischen Hochlandrindern (Bilder), die mir trotz des Windes noch ein wackelfreies Bild erlauben. Sie gelten als gutmütig, robust und langlebig. Und sie eignen sich besonders für extensive Weidebewirtschaftung.

Neuntöter-Männchen (Red-backed Shrike), Schurrsee, Mai 2021
Neuntöter-Männchen (Red-backed Shrike), Schurrsee, Mai 2021
Neuntöter-Weibchen (Red-backed Shrike), Schurrsee, Mai 2021
Rostgänse (Ruddy Shelduck), Uferschnepfe (Black-tailed Godwit), Schurrsee, Mai 2021
Schottische Hochlandrinder, Gundelfinger Moos, Mai 2021
Schottisches Hochlandrind, Gundelfinger Moos, Mai 2021

Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Rostgans (ca. 45), Nilgans, Stockente, Knäkente, Jagdfasan, Haubentaucher, Kormoran, Weißstorch, Silberreiher, Fischadler, Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Blässhuhn, Kranich, Rotflügel-Brachschwalbe, Kiebitz, Uferschnepfe, Kampfläufer, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Mauersegler, Schwarzspecht, Buntspecht, Wendehals, Feldlerche, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wiesenschafstelze, Rotkehlchen, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Gelbspötter, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Dohle, Rabenkrähe, Star, Pirol, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer, Goldammer

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