Der Grünspecht, die Rabenkrähe und die Ameisen

Sonntag, 7. Juli 2019 (heiter, Regenschauer, 19 bis 21 Grad, wechselhafter Sommertag), München, Friedhof am Perlacher Forst, 14.30 bis 17.30 Uhr

Nachdem ich in diesem Frühjahr im Friedhof am Perlacher Forst (Bild) eine Parkvogelkartierung durchgeführt habe, will ich den Weg, den ich in bestimmten Abständen und zu festen Tageszeiten viermal gegangen bin, nochmal checken. Vielleicht zeigen sich in meinen gesichteten Revieren ja Jungvögel. Gleich zu Beginn meiner Tour kann ich ein Grünspecht-Männchen (Bilder, Video auf Youtube) wunderbar beobachten, wie es auf einer Wiese zwischen den Gräbern umherhüpft. Und schon beim zweiten Hingucken wird klar, worum es geht: Ameisen fressen. Von allen mitteleuropäischen Spechten ist der Grünspecht am meisten auf bodenlebende Ameisen spezialisiert. Mit seinem langen Schnabel sucht er auf Wiesen oder Weideflächen nach ihnen und bohrt bzw. hackt, wie in dem Video zu sehen ist, mehrere Zentimeter tiefe Löcher in den weichen Boden. Die Spitze seiner zehn Zentimeter langen Zunge ist mit kleinen verhornten Widerhaken versehen. Damit holt er die Ameisen aus ihren Gängen. Laut Wikipedia gräbt der Grünspecht auch Tunnel in den Schnee, um zu Ameisenhügeln zu gelangen.

Friedhof am Perlacher Forst, München, Juli 2019
Grünspecht (European Green Woodpecker), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Grünspecht (European Green Woodpecker), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019

Rabenkrähe nimmt ein »Ameisenbad«

Kurz nachdem der Grünspecht abgeflogen ist, landet eine Rabenkrähe (Bilder, Video auf Youtube) an derselben Stelle. Sie ist aber nicht zum Fressen gekommen, sondern breitet ihre Flügel weit aus, duckt sich immer wieder ganz tief ins Gras, sodass möglichst viele Ameisen über den Körper krabbeln. Das – so wird es auch beim Eichelhäher beschrieben – ist eine Form der Gefiederpflege. Die Ameisen besprühen den vermeintlichen Eindringling mit ihrer aggressiven Ameisensäure. Diese soll Parasiten aus dem Gefieder vertreiben. Für mich macht diese Erklärung Sinn. Oder handelt die Rabenkrähe so, weil es ihr Spaß macht? Auch diese These habe ich im Internet gefunden …

Rabenkrähe (Carrion Crow), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Rabenkrähe (Carrion Crow), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019

Jungvögel: Ringeltaube, Grünspecht und Rabenkrähe

Bei meinem weiteren Weg durch den Friedhof taucht eine junge Ringeltaube (Bild) auf. Da sie noch nicht den für einen Altvogel so typischen großen weißen Fleck am Hals aufweist, ist die Artbestimmung gar nicht so einfach. Aber aufgrund der weißen Flügelbinde und weil auch ein Altvogel in der Nähe ist, halte ich sie für eine Ringeltaube. Mittlerweile regnet es etwas. Das stört den Buntspecht (Bild, Video auf Youtube), der eine rote Beere intensiv bearbeitet, nicht. Die Frucht hat er sich in einem kleinen Loch im morschen Baum »eingespannt«. Man nennt das eine Spechtschmiede, doch in diesem Fall ist sie nicht für Zapfen, Nüsse oder hartschalige Käfer gedacht, sondern um leichter an das Fruchtfleisch der Beere zu kommen (Artikel vom Dezember 2018). Am Nachbarbaum entdecke ich einen jungen Grünspecht (Bilder). Das gesamte Gefieder dieses Jungvogels ist kräftig, teils schwarz, teils weiß, gestrichelt und gefleckt. Die Mauser in das Erwachsenenkleid beginnt schon in der Bruthöhle und ist bereits nach vier Monaten im Spätherbst abgeschlossen. Am roten Wangenstreif kann man bereits jetzt das Männchen erkennen. Ganz ruhig sitzt er da und beobachtet seine Umgebung. Auf dem Rückweg sehe ich noch zwei Rabenkrähen (Bild) auf einer Lärche sitzen und ich denke, dass es sich bei dem vorderen um einen Jungvogel handelt, da das Gefieder noch nicht richtig schwarz gefärbt ist. Auch bei Kohlmeisen, Grünfinken, Buntspechten, einem Hausrotschwanz, einer Wacholderdrossel und vermutlich einer Misteldrossel kann ich heute noch Nachwuchs verzeichnen.

So faszinierend wie die Tour mit dem Krähen-Ameisenbad begonnen hat, so toll endet sie auch. Denn eine Amsel (Bild, Video auf Youtube) singt wunderschön – ungeachtet des mit Beeren prall gefüllten Schnabels. Unbedingt das Video ansehen.

Ringeltaube (Common Wood Pigeon), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Buntspecht (Great Spotted Woodpecker), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Junger Grünspecht (European Green Woodpecker), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Junger Grünspecht (European Green Woodpecker), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Rabenkrähen (Carrion Crow), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019
Amsel (Common Blackbird), Friedhof am Perlacher Forst, Juli 2019

Vogeltagesliste: Turmfalke, Mauersegler, Grünspecht, Buntspecht, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Wacholderdrossel, Misteldrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Eichelhäher, Rabenkrähe, Buchfink, Grünfink, Ringeltaube

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