Ein Karmingimpel und etliche Braunkehlchen im Murnauer Moos

Samstag, 15. Juni 2019 (heiter, sehr windig, 20 bis 22 Grad, sommerlicher Frühlingstag), Murnauer Moos, 7 bis 14 Uhr

Sonne, blauer Himmel, ein weiter Blick auf grüne Wiesen und Berge – das erwartet mich frühmorgens im Murnauer Moos (Bilder). Nahezu perfekt, nur der Wind weht recht heftig und zerrt an meinem Stativ. Auch ein vor sich hin piepsender Grauschnäpper (Bild, Video auf Youtube) krallt sich an seinem Ast fest. Grauschnäpper sind zwar sehr stimmfreudig, verfügen aber nur über ein sehr einfaches Repertoire an Rufen und einen Gesang, der aus einer Aneinanderreihung leiser und etwas gepresster oder rauer Töne besteht. Die Männchen singen meist nur an wenigen Tagen nach der Ankunft im Revier. Ein Neuntöter (Bild) sitzt gut sichtbar auf einem Ast, während einige Sumpfrohrsänger gut versteckt im hohen Schilf verborgen bleiben. Nur ihr lauter, flotter Gesang, der fast ausschließlich aus perfekten Imitationen besteht (tolles Tonbeispiel auf xeno.canto.org), zeigt mir ihre Präsenz an. Mit etwas Geduld bekomme ich dann doch einen Sumpfrohrsänger (Bild) kurz vor die Linse. Ein Baumpieper (Bilder) hat sich einen abgestorbenen Ast als Warte ausgewählt, um mit seinem Gesang ein Weibchen anzulocken.

Murnauer Moos, Juni 2019
Murnauer Moos, Juni 2019
Grauschnäpper (Spotted Flycatcher), Murnauer Moos, Juni 2019
Neuntöter (Red-backed Shrike), Murnauer Moos, Juni 2019
Sumpfrohrsänger (Marsh Warbler), Murnauer Moos, Juni 2019
Baumpieper (Tree Pipit), Murnauer Moos, Juni 2019
Baumpieper (Tree Pipit), Murnauer Moos, Juni 2019

Braunkehlchen auf Brautschau

Schon im ersten Teil des Weges habe ich drei Braunkehlchen entdeckt, doch einige mehr zeigen sich an der »Braunkehlchenwiese« (Bild), die in der Nähe der Abzweigung nach Westried liegt. Auch die Braunkehlchen (Bilder) sind – wie der Baumpieper – auf der Suche nach einem Partner bzw. einer Partnerin. Die mittlerweile stark gefährdete Art (Quelle: Nabu – Rote Liste der Brutvögel in Deutschland 2016) findet in diesem Schutzgebiet mit seinen offenen, feuchten Flächen ideale Bedingungen zum Brüten. Und es gibt auch genügend Pfosten oder lange Halme, die das Braunkehlchen zum Singen und zur Beutejagd aufsucht. Das Nest wird im hohen Gras in einer Bodenmulde angelegt. Gebrütet wird von Mai bis August. Das Weibchen legt vier bis sieben blaugrüne Eier, diese werden zwei Wochen lang bebrütet. Nach dem Schlüpfen dauert es nochmal so lange, bis die jungen Vögel das Nest verlassen und dann nach weiteren drei bis vier Tagen flügge werden.

»Braunkehlchenwiese«, Murnauer Moos, Juni 2019
Braunkehlchen (Whinchat), Männchen, Murnauer Moos, Juni 2019
Braunkehlchen (Whinchat), Männchen, Murnauer Moos, Juni 2019
Braunkehlchen (Whinchat), Männchen, Murnauer Moos, Juni 2019
Braunkehlchen (Whinchat), Männchen, Murnauer Moos, Juni 2019
Braunkehlchen (Whinchat), Weibchen, Murnauer Moos, Juni 2019
Braunkehlchen (Whinchat), Männchen, Murnauer Moos, Juni 2019

Mit viel Glück ein Karmingimpel

Während meiner gesamten Tour habe ich natürlich gehofft, den Karmingimpel, eine der Besonderheiten dieses Gebietes, zu finden. Sogar seinen Gesang, den ich mir mithilfe der lautmalerischen Eselsbrücke »Nice to meet you« leicht merken kann, habe ich parat. Bei der systematischen Suche bin ich dennoch nicht fündig geworden. Doch als ich am Ende meiner Exkursion kurz vor dem Gasthaus Ähndl noch eine Pause auf einer Bank einlege und mich nochmal an der schönen Landschaft erfreue, vernehme ich ganz nah den Sound von »Nice to meet you«. Schnell ergreife ich das Fernglas und finde den Karmingimpel (Bilder, Video auf Youtube) in dem Baum hinter mir. Das hübsche Männchen mit dem karminroten Gefieder an Kopf, Brust und Bürzel verharrt aber leider nur für wenige Sekunden.

Das Brutgebiet des Karmingimpels erstreckt sich von Mittel- und Nordeuropa über Asien bis zur Pazifikküste Kamtschatkas. Das Vorkommen in Deutschland liegt am Westrand seiner Verbreitung, die meisten Vögel findet man in Vorpommern und entlang der Ostseeküste. Aber auch in Bayern gibt es noch mehrere kleine Populationen, gleichwohl wird der Karmingimpel als sehr seltener Brutvogel eingestuft. Laut dem Atlas der Brutvögel in Bayern (Verbreitung 2005 bis 2009; Rödl, Rudolph, Geiersberger, Weixler, Görgen; 2012, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart) kommen Karmingimpel im Werdenfelser Land (Murnauer Moos, Loisach-Kochelsee-Moore, Ettaler Weidmoos, Pulvermoos), in den Mooren südlich des Chiemsees, in der Hohen Rhön sowie in der Cham-Further Senke vor. In der Regel sind es zwei bis drei Reviere, nur in den Loisach-Kochelsee-Mooren und in der Hohen Rhön werden maximale Dichten von acht bis 20 Revieren erreicht. Mitteleuropäische Populationen bevorzugen halboffene Landschaften mit gut ausgebildeter Strauch- und Krautschicht. Im asiatischen Raum sind sie auch in Stadtparks anzutreffen oder leben in den Bergen, wie ich es auf meiner Reise nach Aserbaidschan (siehe Artikel) selbst bestätigt fand. Karmingimpel brüten in Gruppen und legen ihr Nest gut versteckt im dichten Gebüsch an. Brutzeit ist von Anfang Juni bis Juli.

Als ich an der Ramsachkircherl vorbeikomme, sehe ich auf der Kirchenmauer noch einen Hausrotschwanz (Bild), dessen Gefieder farblich perfekt auf die verwitterten Holzschindeln abgestimmt ist ;-))

Karmingimpel (Common Rosefinch), Murnauer Moos, Juni 2019
Karmingimpel (Common Rosefinch), Murnauer Moos, Juni 2019
Hausrotschwanz (Black Redstart), Murnauer Moos, Juni 2019

Vogeltagesliste: Höckerschwan (überfliegend), Stockente, Graureiher, Schwarzmilan, Mäusebussard, Wanderfalke (nicht sicher), Kuckuck, Buntspecht, Rauchschwalbe, Baumpieper, Bachstelze, Hausrotschwanz, Braunkehlchen (3+4), Schwarzkehlchen, Amsel, Wacholderdrossel, Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Rohrschwirl, Sumpfrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpf- oder Weidenmeise, Kleiber, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink, Rohrammer, Karmingimpel

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