Der schleswig-holsteinische Dithmarschener Speicherkoog liegt ungefähr 100 Kilometer nordwestlich von Hamburg. Das knapp 5000 Hektar große Gebiet (Karte) erstreckt sich zwischen Büsum, Meldorf und Friedrichskoog-Spitze. Mit dem erst 1979 fertiggestellten Koog wurde ein Großteil der Meldorfer Bucht »trockengelegt«. Einen Koog oder auch Polder nennt man das neu geschaffene Marschland, das durch Deichbau (Bild) und Entwässerung entsteht. Dieses meist kaum besiedelte Gebiet kann bei Überflutungen viel Wasser aufnehmen. Die hier im Koog gewonnenen Acker- und Wiesenflächen werden landwirtschaftlich (Bild) genutzt. Für Sportbegeisterte und Erholungssuchende steht ein Yachthafen mit zwei Segelvereinen zur Verfügung, es gibt Badestrände am Meer, einen Campingplatz und einen See, der zum Surfen einlädt.
Durch die Landgewinnung mittels Eindeichung sind allerdings die ursprünglichen Salzwiesen und Wattflächen verloren gegangen. Zum Ausgleich wurden im nördlichen Teil des Speicherkoogs zwei Naturschutzgebiete – das Wöhrdener Loch und das Kronenloch – geschaffen. Die weiten Flachwassergebiete, Grünflächen und die Nähe zum Wattenmeer bieten Tausenden von Rast- und Brutvögeln Rückzugsmöglichkeiten. Am 495 Hektar großen Wöhrdener Loch (Bild) steht eine geschlossene Hütte (Bild) für Vogelbeobachter zur Verfügung, die einen tollen Ausblick (Bild) auf einen kleinen Süßwassersee eröffnet (Nachtrag Mai 2022: Diese Hütte existiert leider nicht mehr). Etwa vier Kilometer südlich davon liegen am Odinsloch (Bild) zwei kleine Seen direkt neben der Straße, die Beobachtungsmöglichkeiten aus nächster Nähe bieten.
Noch etwas weiter südlich erstreckt sich das zweite, etwas größere Naturschutzgebiet, das Kronenloch (Karte). Wenn man vom Neuen Meldorfer Hafen landeinwärts nach Meldorf fährt, findet man nach wenigen Metern auf einem Parkplatz einen Beobachtungsturm (Bild) mit guter Aussicht auf eine kleine Sandbank (Bild) vor. Das teilweise noch mit salzhaltigem Meereswasser geflutete Biotop hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die ehemals offene Wattlandschaft ist nun zu großen Teilen mit Schilf und Weiden verbuscht, aber es gibt immer noch genügend Wasser- und Uferflächen für Limikolen, Gänse und Enten. Konik-Pferde, Schafe und Heckrinder werden eingesetzt, um der weiteren Verbuschung entgegenzuwirken.
Speziell für die Beobachtung von Wasser- und Watvögeln sind der Speicherkoog Dithmarschen und die Wattlandschaft der Nordsee ein tolles Beobachtungsgebiet. Der Platz reicht hier nicht, um alle gesichteten Vögel aufzuzählen. Das Buch »Vögel beobachten in Norddeutschland« von Christoph Moning und Felix Weiß (Franck-Kosmos-Verlags GmbH, Stuttgart, 2015) enthält eine Liste mit den Rastbeständen typischer Küstenvögel an der Nordsee. Die Naturschutzgebiete und die Küste eignen sich das ganze Jahr über zur Vogelbeobachtung, aber während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst finden sich hier große Schwärme rastender Limikolen wie Kiebitz, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Steinwälzer, Knutt, Bekassine, Kampfläufer, Knutt, Zwergstrandläufer, Austernfischer, Alpenstandläufer, Sichelstrandläufer, Grünschenkel, Dunkler Wasserläufer, Großer Brachvogel, Regenbrachvogel, Uferschnepfe und Pfuhlschnepfe. Auch Zwergschwan, Weißwangengans, Graugans, Mittelsäger, Zwergmöwe und viele Gründelenten sowie Hochseevögel legen hier regelmäßig eine Rast ein.
Im Winter können hier Singschwan, Blässgans, Graugans, Pfeifente, Spießente, Zwergsäger, Kornweihe, Seeadler, Raufußbussard, Wanderfalke, Merlin, Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel, Sumpfohreule, Raubwürger, Ohrenlerche, Berghänfling und Schneeammer gesichtet werden.
Auf den geschützten Flächen finden im Frühjahr Schnatterente, Löffelente, Knäk- und Reiherente, Rebhuhn, Rohrdommel, Wiesenweihe, Rohrweihe, Seeadler, Austernfischer, Säbelschnäbler, Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel, Uferschwalbe, Feldlerche, Bartmeise, Schilfrohrsänger und Blaukehlchen Platz zum Brüten.
Immer wieder werden auch seltene Vogelarten wie Rothalsgans, Zwerggans, Gerfalke, Weißflügelseeschwalbe, Odinshühnchen, Terekwasserläufer, Teichwasserläufer, Sumpfläufer und Graubruststrandläufer gemeldet.
Mit Unterstützung von anderen Verbänden und mehreren staatlichen Stellen werden die Gebiete Wöhrdener Loch und Kronenloch vom NABU Dithmarschen betreut (> Webseite).
Am Meldorfer Hafen liegt das NABU-Nationalparkhaus Wattwurm (> Webseite). Hier kann man auch an ornithologischen Führungen teilnehmen.
An einigen Stellen im Gebiet sind Informationstafeln (Bild) aufgestellt. Viele Straßen sind für Autos gesperrt, deshalb ist es sinnvoll, für die Erkundung des 15 Kilometer langen (Nord-Süd-Ausdehnung) Naturschutzgebietes das Fahrrad zu benutzen. Von Büsum (Bild) sind es ungefähr sieben Kilometer bis zur Hütte am Wöhrdender Loch. Von Meldorf fährt man etwa acht Kilometer bis zum Beobachtungssturm am Kronenloch. Ein Spektiv ist bei der Vogelbeobachtung von großem Vorteil.
Bei der Planung der täglichen Route tut man gut daran, die Gezeiten zu kennen, denn bei Niedrigwasser halten sich viele Wasservögel und Limikolen weit draußen im Watt auf. Ungefähr zwei Stunden vor dem auflaufenden Hochwasser beginnen sich die Vögel hinter die Deiche in die Naturschutzgebiete zurückzuziehen. Den Gezeitenkalender findet man im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) > Webseite.
Weitere Infos zum Speicherkoog und zur Meldorfer Bucht > Webseite und > Webseite von Meldorf. Im oben genannten Vogelbeobachtungsbuch von Moning/Weiß findet sich eine ausführliche Beschreibung des Gebietes und weiterer Beobachtungsplätze.
Ein umfangreicher Bericht über das Gebiet ist auch in der Zeitschrift »Der Falke« im Jahre 2008 erschienen, den man auf der > Webseite von Schattenblick nachlesen kann.











