Freitag, 30. November 2018, Oukaimeden (Hoher Atlas), 11 bis 13.30 Uhr, 17 Grad, sonnig; Brachfläche südlich von Marrakesch, 15 bis 16 Uhr, 24 Grad, sonnig, sehr warm
Heute ist der letzte Tag meiner Marokko-Vogeltour und es heißt Abschied nehmen von dem schönen Hotel. Da es in den Bergen abends recht kühl geworden ist, wurde uns zum Frühstück der Kamin (Bild) angeheizt.
Von Asni fahren wir anschließend über kurvige und enge Gebirgsstraßen (Bilder) in den Skiort Oukaimeden (Bilder). Es hat in den letzten Wochen zwar schon geschneit, aber für die Eröffnung der Skisaison reicht die Schneemenge noch nicht. Deshalb ist es im Vergleich mit meinem Aufenthalt im Dezember 2016 heute sehr still in dem kleinen Ort. Wie damals finden wir die Atlasohrenlerche (Bilder, Video > Youtube) recht schnell und ich kann sie beim Futtersuchen lange beobachten. Die Atlasohrenlerche ist eine der 42 Unterarten der weltweit vorkommenden Ohrenlerche. Diese brütet im Gebirge oberhalb der Baumgrenze in alpinen Moorlandschaften und auf trockenem, steinigem Gelände. Man erkennt sie an ihrer charakteristischen schwarz-gelben Kopfzeichnung und an den schwarzen Federohren, die aber nicht immer sichtbar sind. Ihr Verbreitungsgebiet ist sehr groß, man findet sie nicht nur hier im Atlasgebirge, sondern auch in Nord- und Südamerika.
Während wir langsam die Hänge ablaufen, halten wir Augen und Ohren geöffnet, um den Rotflügelgimpel auszumachen. Den hübschen Vogel möchte ich gerne nochmal sehen, aber er ist heute nicht zu finden. Dafür zeigt sich eine Ultramarinmeise (Bilder), die unter einem Dachvorsprung emsig nach Insekten sucht. Leider verschwindet sie schon nach kurzer Zeit um die Hausecke. Sie ist kleiner und dunkler als die Blaumeise. Die ultramarinblaue Färbung des oberen Gefieders und des Schwanzes ist ausschlaggebend für den Artnamen. Der Scheitel ist schwärzlich blau. Die Ultramarinmeise brütet in Nordafrika und auf den Kanarischen Inseln, wo sie in diversen Unterarten zu finden ist. Bei unserem Spaziergang durch die kleine Feriensiedlung taucht am Wegesrand auch ein Trauersteinschmätzer (Bild) auf. Er beobachtet von einer Warte aus die Umgebung. Den schwarzen Vogel mit dem weißen Schwanz trifft man in Marokko überwiegend in höher gelegenen Gebieten und im Gebirge an. Weitere alpine Arten, die wir heute noch sehen, sind die Alpenkrähe (Bilder) und der Steinsperling (Bilder).
Nach einem leckeren Mittagessen fahren wir zurück nach Marrakesch – vorbei an malerischen Dörfern, kleinen Ortschaften und den am Straßenrand angebotenen Keramiktöpfen und Lampen (Bilder). Kurz vor Marrakesch legt Brahim noch einen Halt an der Straße ein. Ich erkenne die Brachfläche wieder, die wir 2016 als ersten Vogelbeobachtungsplatz angefahren haben. An der Zufahrt steht mittlerweile ein Container einer Immobilienfirma und ein Mitarbeiter gibt Auskunft über das Land, das vermutlich bald bebaut werden wird. Aber noch ist hier einfach nur Natur. Und Brahim zeigt mir einige Felsenhühner (Bilder), die im Schatten eines Busches und auch in dessen Dickicht rasten. Das Hauptverbreitungsgebiet des Felsenhuhns ist Nordafrika. Weitere Vorkommen auf den Kanaren, Madeira und Sardinien sind aller Wahrscheinlichkeit nach von Menschen herbeigeführt worden. Das Felsenhuhn ist wie das Steinhuhn meist in kleinen Gruppen unterwegs, es ist sehr wachsam und läuft bei Störungen rasch davon. Nur im Notfall fliegt es. Wir befinden uns in einiger Distanz und stören deshalb nicht. Was andererseits auf Kosten der Qualität der Bilder geht. Um uns herum gibt es auf den Büschen und am Boden noch Schwarzkehlchen, Raubwürger und den hübschen Diademrotschwanz (Bilder) zu bewundern. Ein schöner Abschluss meiner Reise.
Vogeltagesliste Hoher Atlas und unterwegs: Kuhreiher, Seidenreiher, Weißstorch, Turmfalke, Felsentaube, Ringeltaube, Türkentaube, Atlasohrenlerche (2), Bachstelze, Gebirgsstelze, Hausrotschwanz, Trauersteinschmätzer, Misteldrossel, Ultramarinmeise, Alpenkrähe (ca. 30), Kolkrabe, Einfarbstar, Steinsperling, Buchfink
Brachfläche südlich von Marrakesch: Felsenhuhn*, Steinkauz, Theklalerche, Diademrotschwanz, Schwarzkehlchen, Samtkopf-Grasmücke, Raubwürger elegans, Blauohrelster, Haussperling, Grauammer
(* meine persönliche Erstsichtung)