Nationalpark Hortobágy und Zempléni-Gebirge (Ungarn)

Das 93.000 Quadratkilometer große Ungarn liegt am östlichen Rand von Mitteleuropa. Beinahe die Hälfte des Staatsgebietes nimmt die Große Ungarische Tiefebene ein. Sie ist der westlichste Teil des eurasischen Steppengürtels. Neben der Donau, die durch die Hauptstadt Budapest fließt, ist die Theiß (ung. Tisza) ein bedeutender Fluss Ungarns. Sie entspringt in der Ukraine und durchfließt die Ungarische Tiefebene in südwestlicher Richtung. Ursprünglich war das Land entlang der Theiß eine Auenlandschaft. Trockenlegungen und Waldrodungen führten zur Versalzung der Böden. So entstand die Puszta, eine baumarme Steppe mit spärlicher Vegetation. Mittlerweile werden große Teile intensiv bewirtschaftet, aber in der Nähe des Dorfes Hortobágy findet man noch die ursprüngliche weite Steppenlandschaft. Um diese zu schützen, wurde 1973 der Nationalpark Hortobágy (ung. Hortobágy Nemzeti Park) gegründet. Von den zehn Nationalparks, die Ungarn ausgewiesen hat, ist der Nationalpark Hortobágy der älteste und größte. Ein Teil des 82.000 Hektars großen Parks ist als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung (Ramsar-Gebiet) und als Unesco-Biosphärenreservat anerkannt.
Mehr als 370 Vogelarten wurden in Ungarn gesichtet, etwa 90 Prozent der einheimischen Vogelarten finden sich im Nationalpark. Sehr seltene Vögel wie Großtrappen, Rotfußfalken, Moorenten und Seeadler brüten in dem Schutzgebiet. Ebenso können Kaiseradler, Schreiadler, Schlangenadler, Adlerbusssard, Würgfalke, Schwarzmilan, Wiesenweihe, Triel, Waldohreule, Steinkauz, Bienenfresser, Wendehals, Blauracke, Wiedehopf, Nebelkrähe, Sperbergrasmücke, Brachpieper, Heidelerche, Haubenlerche, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Schwarzstirnwürger, Raubwürger, Neuntöter oder Girlitz gesehen werden.

Acht Kilometer westlich der Ortschaft Hortobágy liegen bei Halastó die Großen Fischteiche. Zehn an der Zahl, verteilt über eine Fläche von ca. 2000 Hektar. Von den begehbaren Dämmen zwischen den Teichen kann man gut in die Wasserflächen einsehen. Es gibt ein Informationszentrum und mehrere Aussichtstürme. An den Fischteichen kann man Purpurreiher, Nachtreiher, Silberreiher, Rallenreiher, Zwergscharbe, Steppenmöwe, Flussseeschwalbe, Weißbartseeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Weißflügelseeschwalbe, Rohrdommel, Zwergdommel, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Bartmeise, Beutelmeise, Rohrschwirl, Blaukehlchen, Schwarzstorch, Brauner Sichler, Kranich, Seeadler, Schwarzkopfmöwe, Stelzenläufer und Säbelschnäbler beobachten. Der Seggenrohrsänger kommt mittlerweile in der Gegend nicht mehr vor.
Im Frühjahr und Herbst bieten die Wasser- und Schlickflächen Rast und Nahrung für Gänse (z.B. die seltene Zwerggans) oder Enten, darüber hinaus für Kranich, Uferschnepfe, Pfuhlschnepfe, Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Mornellregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Großer Brachvogel, Bekassine, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Grasläufer, Rotschenkel, Bruchwasserläufer, Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer, Zwergstrandläufer, Kampfläufer, Mariskenrohrsänger.

Nicht nur die Puszta, auch das Zempléni-Gebirge im Nordosten Ungarns ist für die Vogelbeobachtung interessant. Große Teile davon sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das ungarische Mittelgebirge ist von dichtem Laubwald bedeckt. An den Hängen und in den Becken gibt es fruchtbare Böden, die Acker-, Obst- und Weinbau ermöglichen. Am südlichen Fuße des Tokajer Gebirges, wie es auch genannt wird, liegt die Stadt Tokaj. Rund um diese Stadt zwischen den Flüssen Theiß und Bodrog werden die bedeutenden und traditionsreichen Süßweine hergestellt.
In den Eichen- und Buchenwäldern und der hügelreichen Kulturlandschaft finden sich Vögel wie Kaiseradler, Schreiadler, Schlangenadler, Steinadler, Wespenbussard, Wachtelkönig, Schwarzstorch, Weißrückenspecht, Habichtskauz, Waldkauz, Uhu, Wendehals, Grauspecht, Grünspecht, Kleinspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht, Weißrückenspecht, Blutspecht, Halsbandschnäpper, Heidelerche, Haubenlerche, Sperbergrasmücke oder Nachtigall.

Natürlich bietet Ungarn noch viele weitere Vogelbeobachtungsgebiete. Die Reise zu den beiden genannten Gebieten habe ich im Mai 2015 mit einer deutschen Reisegruppe unternommen. Begleitet wurden wir von János Világosi, der uns in perfektem Deutsch nicht nur unsere Wunschvögel zeigte, sondern auch viel über Landschaft und Kultur Ungarns erzählte. Treffpunkt war Budapest, übernachtet wurde in kleinen Hotels am Stadtrand von Debrecen und in Erdöbénye. Täglich wurden wir mit einem Kleinbus zu den Vogelbeobachtungsplätzen gefahren. In den Gaststätten, die wir besuchten, konnten wir uns in Deutsch verständigen. Ansonsten wird auch Englisch verstanden. Mit dem österreichischen Zug (Railjet) kann man günstig in gut sieben Stunden von München nach Budapest-Keleti ohne Umsteigen durchfahren.

Viele Wege im Nationalpark Hortobágy dürfen nicht betreten werden. Für Touren benötigt man eine Eintrittskarte, die man im Besucherzentrum des Nationalparks in der Ortschaft Hortobágy erhält. Mit dieser Genehmigung bekommt man Informationen, welche Gebiete besucht werden dürfen, und es gibt im Shop eine gute Karte zum Nationalpark. Bestimmte Gebiete können nur mit einem Führer betreten werden.

Weitere Informationen zum Hortobágy-Nationalpark > Wikipedia und auf der > Nationalpark-Website (inklusive der Öffnungszeiten).

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Ungarn (Grafik: Pavalena/Fotolia.de; Bearbeitung: Hofbauer)
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Pustza im Hortobágy-Nationalpark, Ungarn, Mai 2015
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Fischteiche bei Halastó, Ungarn, Mai 2015
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Fischteiche bei Halastó, Ungarn, Mai 2015
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Steppenlandschaft im Nationalpark Hortobágy, Ungarn, Mai 2015
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Puszta im Hortobágy-Nationalpark, Ungarn, Mai 2015
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Weinanbaugebiet in der Tokaj-Region, Ungarn, Mai 2015
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Zempléni-Gebirge, Ungarn, Mai 2015
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Zempléni-Gebirge, Ungarn, Mai 2015
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Hutweide im Zempléni-Gebirge, Ungarn, Mai 2015
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Ebene bei Encs, Ungarn, Mai 2015

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