Dienstag, 24. Mai 2022 (stark bewölkt, 16 Grad, Wind 26 km/h, regnerischer Frühlingstag, Hochwasser 8.24 und 20.45 Uhr), Büsum, Hedwigenkoog, 9.30 bis 12 Uhr
Heute geht mein vormittäglicher Ausflug wieder nach Norden. Im Gegensatz zum Sonntag, als ich so schnell wie möglich zum Eidersperrwerk kommen wollte, gönne ich mir heute ausreichend Zeit. Der Himmel ist stark bewölkt und erneut ist es sehr windig. Das gefällt den Kitesurfern, die im Büsumer Freizeitareal »Perlebucht« (Bild) ihren Spaß haben. Beim Beobachten der Vögel und beim Fahrradfahren ist der viele Wind eher anstrengend. Deshalb radle ich auf dem Weg, der hinter dem Deich liegt – da stürmt es nicht gar so heftig. Entlang des Weges und an den Ufern der Kanäle gibt es viele kleine Schilfgebiete (Bild). Ich höre einen anhaltenden, aufgeregten Gesang, eilig dahinschwatzend, dazwischen mit einigen Kaskaden trillernder, pfeifender Töne. Ich erinnere mich an einen solchen Gesang am Neusiedler See. Es ist ein Schilfrohrsänger (Bilder, Video auf Youtube), der hier sein Bestes gibt. Leider kann man die Windgeräusche im Film nicht stärker unterdrücken, da sonst der Gesang nicht mehr hörbar wäre. Von Ende April bis in den September ist der Schilfrohrsänger in weiten Teilen Mitteleuropas ein verbreiteter Brutvogel. Speziell im norddeutschen Tiefland kommt er sehr häufig vor. Er bevorzugt zum Brüten dichte Vegetation, die er in Feuchtgebieten, im Schilf, in hohen Binsen, im Weidengebüsch an Ufern und an verschilften Gräbern findet. Den Winter verbringt er in Subsahara-Afrika.
Dorngrasmücke, Blaukehlchen und Bluthänfling
Bei einem meiner nächsten Stopps fällt mir ein Kormoran (Bild) auf, der sich an einem Kanal niedergelassen hat. Und nicht weit davon zeigt sich in den verbuschten Wiesen (Bild) eine Dorngrasmücke (Bilder). Sie mag es, auf Buschspitzen oder anderen Warten zu stehen und von dort zu singen. Manchmal kann man sie auch in einem kurzen, ansteigendem Singflug vernehmen. Auf dem Deich gegenüber hat ein Blaukehlchen (Bild) seinen Platz in einem Zaun bezogen. Nach kurzer Ausschau lässt es sich in der Wiese nieder, um sich Nahrung zu suchen, die aus Insekten wie beispielsweise Heuschrecken, aber auch Spinnen, Würmern und kleinen Schnecken besteht. Die vielen Zäune hier sind auch für andere Vögel attraktiv. Während ich noch dem Blaukehlchen hinterhergucke, taucht ein Bluthänfling (Bild, Video auf Youtube) auf und lässt sich offensichtlich angetan auf einem Zaundraht nieder. Ist das Männchen nicht wunderschön?
Limikolen im Wattenmeer
Nachdem ich mich an den hübschen Vögelchen erfreut habe, wage ich mich auf den stürmischen Deich und werfe einen Blick auf das Wattenmeer (Bild). Ich stelle mein Spektiv auf und versuche die verschiedenen Watvögel (Bilder) auf den Schlickflächen zu bestimmen. Ich kann Alpenstrandläufer, Knutt, Austernfischer, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Pfuhlschnepfe und Säbelschnäbler ausmachen, vermutlich sind noch mehr Arten vor Ort. Die Vögel sind alle sehr weit draußen und der Wind rüttelt heftig am Spektiv. Das ist mir binnen Kurzem zu anstrengend und ich ziehe mich wieder auf die landeinwärts gelegene Seite des Deiches zurück.
Nachwuchs bei Kiebitz und Rotschenkel
In den weiten Wiesen hinter dem Deich ist ein Kiebitz-Küken (Bild) auf Futtersuche. Gleich nebenan haben mehrere Rotschenkel (Bilder) ihre Reviere. Auch hier gibt es Nachwuchs. Gegen Mittag – ich bin ungefähr auf der Höhe von Hedwigenkoog – fängt es zu regnen an. Ich stelle mich in einem kleinen Holzhäuschen unter und hoffe, dass es bald wieder aufhört. Das ist aber nicht der Fall und so radle ich zurück nach Büsum.
Vogelvormittagsliste: Haussperling, Feldsperling, Dorngrasmücke, Blaukehlchen, Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger, Ringeltaube, Kiebitz, Rotschenkel, Dohle, Rabenkrähe, Lachmöwe, Star, Rauchschwalbe, Kormoran, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Knutt, Austernfischer, Pfuhlschnepfe, Säbelschnäbler