Ostersamstag, 31. März 2018 (bedeckt, 8 Grad, grauer Frühlingstag), Isar, Englischer Garten, 14 bis 17 Uhr
Bereits Ende März wird heuer Ostern gefeiert. Es ist einer der frühesten Zeitpunkte für das kirchliche Fest. Deshalb erwartet mich statt frühlingshafter Wärme graue und kühle Tage. Ich habe von einem Ornikollegen gehört, dass junge Waldkäuze im Englischen Garten gesichtet wurden. Das wäre doch mal einen kleinen Nachmittagsausflug wert. Mein Weg startet an der Isar und ich lege einige Stopps ein. Zwei Gänsesäger (Bild) rasten auf einer kleinen Kiesbank unweit der Muffathalle. Wenige Meter weiter auf Höhe der Maximiliansbrücke schwimmen im einbetonierten Auer Mühlbach zwei Schellenten (Bilder). Selten sehe ich diese Entenart so weit im Stadtzentrum. Das Männchen ist heftig am Balzen, er wirft schwungvoll Kopf und Hals weit in den Rücken und ruft ein nasales »rätsch-rärr«.
Im Englischen Garten mache ich mich auf die Suche nach den Waldkäuzen und komme an einer Fütterungsstelle vorbei. Ein Buntspecht (Bild) und ein kleiner Trupp Mandarinenten (Bild) haben Hunger und suchen nach Fressbarem. Manche Vögelchen wie Sumpfmeise, Rotkehlchen und Gartenbaumläufer sind zu hören. Bei früheren Sichtungen hatten sich Käuze oft hoch oben in den noch kahlen Laubbäumen aufgehalten. Deshalb suche ich nun intensiv danach. Aber diesmal haben sich die Waldkäuze in einer Kiefer versteckt. Nicht weit vom adulten graubraunen Waldkauz (Bild) sitzen die beiden jungen Waldkäuze (Bilder). Nur an wenigen Stellen kann ich durch das Nadeldickicht auf die Ästlinge gucken. Sie sind schon sehr groß und auf einem Bild kann man bereits die neuen Federn erkennen. Die meiste Zeit dösen sie vor sich hin, einer putzt sich sein flauschiges Gefieder (Video > Youtube).
Wenn sich zwei Waldkäuze gefunden hat, bleiben sie ein Leben lang zusammen. Nach einer herbstlichen Scheinbalz beginnt im Januar die eigentliche Balzphase. Im Februar/März legt das Weibchen ca. zwei bis fünf Eier in eine Baumhöhle. In der Stadt kann die Brutzeit auch schon einen Monat früher beginnen. Ungefähr 30 Tage lang werden die Eier bebrütet. Nach dem Schlüpfen bleiben die Nestlinge noch ca. einen Monat in der Höhle und verlassen diese dann. Noch können sie nicht fliegen und sie suchen sich einen Platz in den umliegenden Ästen. Die Ästlinge – wie sie nun genannt werden – werden weiterhin von ihren Eltern versorgt. In einem Alter von 50 Tagen können sie schon einige Meter fliegen. Bis zu ihrem 100. Lebenstag werden die jungen Waldkäuze von den Eltern gefüttert.
Mittlerweile ist mein Ornikollege gekommen und nach dieser schönen Beobachtung radeln wir noch an den Kleinhesseloher See. Nicht weit davon finden wir einen weiteren Waldkauz (Bild). Es ist ein adulter Vogel mit einem rotbraunen Gefieder. Je nach geographischer Lage haben Waldkäuze unterschiedlich gefärbte Gefieder.
Vogeltagesliste: Gänsesäger, Gebirgsstelze, Zaunkönig, Schellente, Stockente, Mandarinente, Wasseramsel, Grünfink, Waldkauz (2 adult/2 jung), Sumpfmeise, Kohlmeise, Blaumeise, Rotkehlchen, Buntspecht, Kleiber, Gartenbaumläufer, Buchfink, Rabenkrähe, Graugans, Streifengans, Zwergtaucher, Blässhuhn, Reiherente, Kolbenente
Frühere Käuzchensichtungen im April 2015 und März 2012.