Freitag, 30. Dezember 2016, Boumalne du Dades, Tagdilt Track, ca. 9 bis 14 Grad, 8.15 bis 15.30 Uhr
Am vorangegangenen Abend ist in dem schönen Hotel in Boumalne du Dades viel los gewesen. Nach dem Essen spielte eine Gruppe von jungen Berbern auf ihren Trommeln. Auch andere Gäste –überwiegend junge Leute aus der ganzen Welt – durften mitspielen. Normalerweise ist in den Wintermonaten hier wenig los, aber um in der Silvesternacht in der Wüste feiern zu können, machen sich viele Touristen auf den Weg dorthin. Birder mögen es eher etwas ruhiger ;-).
Brahim hat uns für den heutigen Tag einige Vogelraritäten versprochen. Die Vorfreude darauf ist natürlich sehr groß. Der morgendliche Blick von meinem Balkon auf die sonnenbeschienene Bergkette bei Boumalne du Dades (Bild) ist schon mal fantastisch. Nach dem Frühstück geht es um 8.15 Uhr los und wir werden von Hamid in eine weite, wunderschöne Wüstenlandschaft (Bild) gefahren. Hier rasten gerne Sandflughühner, die sich heute aber nicht zeigen wollen. Nur einmal können wir kurz ihre Rufe hören. Dafür lassen sich in dieser kargen, steinigen Halbwüste zwei Fahlbürzel-Steinschmätzer (einer davon auf dem Bild) lange und ausgiebig beobachten. Diese Art brütet in niedrigen Lagen auf trockenen, sandigen oder lehmigen Flächen mit schütterer niedriger Vegetation. Auch eine Stummellerche (Bild), die sich diese trockene Ebene als Lebensraum gewählt hat, gibt sich die Ehre.
Unser zweiter Halt erfolgt ebenfalls noch in der Nähe von Boumalne du Dades. Nur wenige Kilometer südöstlich der Oasenstadt liegt eine Mülldeponie (Bild) am Tagdilt Track, verwunderlicherweise einer der besten Vogelbeobachtungsplätze im Süden Marokkos. Zwischen all den vielfältigen Formen und Farben des weit verstreuten Abfalls ist es gar nicht so leicht, Vögel zu entdecken. Aber ein jugendlicher Saharasteinschmätzer (Bild) lässt sich schön beobachten. Der noch fehlende weiße Scheitel entwickelt sich erst nach dem ersten Kalenderjahr. Und dann stoßen wir auf Saharaohrenlerchen (einige auf den Bildern), die zwischen dem Müll anscheinend genügend Fressbares finden (Video > Youtube). Zu diesen Lerchen gesellen sich noch eine Stummellerche (Bild) und eine Theklalerche (Bild). Wie schon am Vormittag finden wir auch hier einen Fahlbürzel-Steinschmätzer (Bild). Über dem gesamten Gebiet patroulliert etliche Male ein Adlerbussard. Er hat Glück und fängt eine Ratte. In einiger Entfernung lässt sich der Adlerbussard (Bild) mit seiner Beute auf dem Boden nieder und frisst diese. Einer der Höhepunkte am heutigen Tag ist sicher die Knackerlerche (Bilder, Video > Youtube). Die sehr kräftige, mit einem riesigen Schnabel ausgestattete Lerche lebt überwiegend im Norden Afrikas und brütet in trockenem, offenem Gelände. Sie ist ein Standvogel, aber außerhalb ihrer Brutzeit (Mitte März bis Ende Mai) schweifen manche Individuen weit umher und sind dann auch außerhalb des angestammten Lebensraumes anzutreffen.
Ich kann mich von diesem nicht wirklich einladenden Ort gar nicht trennen, aber zur Vogelbeobachtung ist er fantastisch. Wir fahren weiter in eine felsige Landschaft. Während Brahim und Hamid für uns ein Picknick vorbereiten, haben wir die Gelegenheit, nach dem Wüstenuhu Ausschau zu halten. Diesen finden wir zwar nicht, dafür aber einen kleinen Trupp Wüstengimpel (Bilder, Video > Youtube), die an den Felsen und zwischen den Büschen nach Nahrung suchen. Die geselligen Vögel leben in Fels- und Halbwüsten in niedrigen oder mittleren Lagen. Das Männchen weist im Prachtkleid einen leuchtend roten Schnabel auf, im Schlichtkleid, beim Weibchen und dem Jungvogel ist der Schnabel hell gräulich bis hin zu einem hellen Rosa gefärbt. Während des Picknicks bekommen wir Besuch von einigen neugierigen Vögeln. Eine Steinlerche und ein Saharasteinschmätzer schauen mal kurz vorbei und erwarten ungeduldig, dass wir fertig werden und etwas Brot für sie übrig bleibt.
Bevor wir wieder in unser Hotel zurückfahren, geht es nochmal auf die Suche nach dem Wüstenuhu. Wir scannen die steilen Felswände ab und entdecken an einigen Stellen Kotspuren. Brahim, der diesen Ort bestens kennt, spürt schließlich zwei Wüstenuhus (Bilder) auf. Ein jugendlicher Wüstenuhu sitzt im Schatten unter einem Felsvorsprung, ein adulter döst weit oben in einer halbschattigen Felsnische. Wir halten genügend Abstand, sodass wir beide Vögel nicht stören. Der Wüstenuhu ist eng mit dem Uhu verwandt, aber deutlich kleiner als dieser. Er lebt in Wüsten und trockenem Gelände und brütet in Felsspalten. Sein Gefieder ist heller und die Federohren sind – analog zur Körpergröße – kürzer. Und ich bin ganz schön glücklich über diesen tollen Tag.
Vogeltagesliste: Adlerbussard, Turmfalke, Sandflughuhn* (Rufe), Felsentaube, Türkentaube, Wüstenuhu* (2), Theklalerche, Stummellerche*, Steinlerche*, Knackerlerche*, Saharaohrenlerche*, Wiesenpieper, Bachstelze, Hausrotschwanz, Diademrotschwanz, Saharasteinschmätzer, Trauersteinschmätzer, Fahlbürzel-Steinschmätzer*, Schwarzkehlchen, Zilpzalp, Raubwürger elegans, Haussperling, Stieglitz, Girlitz, Wüstengimpel*, Hausammer
(* = meine persönliche Erstsichtung)
Wirklich ein Pharaonen-gleicher Uhu. Den hätte ich gerne gesehen – vor allem, weil mich garde der Virginia Uhu so fasziniert hat. Der beginnt in den USA schon im Januar mit der Brut und ist somit einer der ersten “Brüter” … Herzliche Grüße Elke