Marokko – Tag 2: Berbersteinschmätzer, Atlasgrünspecht und Alpenbraunelle

Donnerstag, 29. Dezember 2016, Hoher Atlas, Tizi-n-Tichka-Pass, Ouarzazate, Boumalne du Dades, ca. 13 Grad, 8 bis 17 Uhr
Am Tag zuvor sind wir am späten Abend in unserem Hotel angekommen. Es war schon dunkel und so kann ich erst heute Morgen sehen, wie hübsch die Hotelanlage (Bild) ist. Fichtenkreuzschnäbel und Samtkopf-Grasmücken sind schon vor dem Frühstück zu hören und zu sehen. Herrlich. Heute steht uns eine längere Autofahrt bevor, unser Ziel ist das 380 Kilometer entfernte Boumalne du Dades. Nach dem Aufbruch erfolgt der erste Halt in einer nahe gelegenen kleinen Ortschaft. Wir sind dem Atlasgrünspecht (Bilder) auf der Spur, einer endemischen Art, die nur ein kleines Gebiet in Nordafrika besiedelt. Es dauert ein bisschen, bis sich der Vogel zeigt. Leider scheint er heute etwas müde zu sein. Er hat es sich in der Krone einer Pappel gemütlich gemacht und sitzt wie angewurzelt auf seinem Ast. Der Atlasgrünspecht wurde lange als Unterart des Grünspechts angesehen, gilt aber mittlerweile als eine eigenständige Art. Sein Lebensraum liegt in höheren Regionen des Atlas in Laub- und Mischwäldern mit Eichen, Pappeln, Zedern und Tannen. Nachdem wir ihn ausgiebig bewundern konnten, schweifen unsere Blicke weiter in die Umgebung. Neben etlichen Weißstörchen (Bild) in ihren Horsten haben sich auch Graureiher und über 30 Kuhreiher in den umstehenden Bäumen niedergelassen.

Unsere heutige Tour führt uns weiter über das Gebirge in den Südosten Marokkos. Aber zuerst lenkt Hamid den Wagen wieder zurück Richtung Marrakesch, um dann in der Ebene auf die Straße einzubiegen, die uns erneut in den Hohen Altas bringt. Während wir gemütlich die Passstraße hochfahren, können wir die atemberaubende Landschaft des Hochgebirges bewundern. Einige Halts werden eingelegt, unter anderem auch, um nach der Atlasgrasmücke Ausschau zu halten, die im Winter nur spezielle Rastplätze aufsucht und deshalb nicht so einfach zu finden ist. Beim Mittagessen, das wir auf der Terrasse eines Restaurant (Bild) einnehmen, fliegt unversehens ein Adlerbussard vorüber – das Essen wird da eher zur Nebensache. Danach geht es weiter zum 2260 Meter hoch gelegenen Tizi-n-Tichka-Pass (Bild). Hier halten wir an einer kleinen Parkbucht, eigentlich nur, um die schöne Aussicht zu genießen. Doch plötzlich entdecken wir am Hang eine Alpenbraunelle (Bilder), die zwischen den Schneeresten nach Futter sucht. Sie kommt näher und näher und läuft schließlich nur wenige Meter vor uns über den Parkplatz, um dann auf einer Steinmauer Platz zu nehmen, neben der ein Straßenhändler allerlei Andenken ausgebreitet hat. Wir haben zwar alle schon einmal eine Alpenbraunelle gesehen, sind aber trotzdem begeistert, denn so nah hat uns eine »bayerische« Alpenbraunelle noch nie»rangelassen« ;-).

Nach dieser unerwarteten Vogelbeobachtung lassen wir den Pass und später das Gebirge hinter uns und fahren Richtung Ouarzazate weiter. Einmal stoppen wir noch abseits der Hauptstraße. Vor uns liegt eine grandiose Felsenlandschaft (Bild) mit der für Marokko so typischen roten Farbe und den schneebedeckten Bergen des Hohen Atlas im Hintergrund. In dieser kargen wie auch wunderschönen Landschaft versucht Brahim, für uns den Berbersteinschmätzer (Bilder) aufzuspüren. Nur wenige Minuten können wir einen weiblichen Vogel im Schlichtkleid bewundern. Dieses ist durch eine sehr helle beige Unterseite und ein beige-braunes Gefieder mit bräunlichen Flügeln gekennzeichnet. Im Prachtkleid zeigen die Berbersteinschmätzer ein kontrastreiches schwarz-weißes Gefieder, Mantel, Flügel und Kehle sind schwarz, Kopf, Brust und Bauch weiß. Der Berbersteinschmätzer galt früher als nordwestafrikanische Unterart des Schwarzrücken-Steinschmätzers, wird aber nun als eigene Art anerkannt. Er brütet an steinigen Hängen, in Felsspalten oder Erdhöhlen. Auch ein weiblicher Diademrotschwanz (Bild) lässt sich in dieser felsigen Landschaft noch finden. Während ich glücklich und zufrieden im Auto sitze und wir nach Boumalne du Dades weiterfahren, sucht einer meiner Mitreisenden entlang der Straße schon wieder nach Vögeln und entdeckt eine Blaumerle (Bild).

Vogeltagesliste: Kuhreiher, Graureiher, Weißstorch, Adlerbussard, Turmfalke, Ringeltaube, Türkentaube, Atlasgrünspecht*, Buntspecht, Theklalerche, Felsenschwalbe, Bachstelze, Alpenbraunelle, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Diademrotschwanz, Berbersteinschmätzer*, Saharasteinschmätzer*, Trauersteinschmätzer, Schwarzkehlchen, Blaumerle, Samtkopf-Grasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Tannenmeise, Ultramarinmeise, Graubülbül, Alpenkrähe, Kolkrabe, Haussperling, Weidensperling, Buchfink, Stieglitz, Fichtenkreuzschnabel, Hausammer*
(* = meine persönliche Erstsichtung)

PS: Ich möchte an dieser Stelle gerne Markus Dähne dafür danken, dass ich viele seiner besten Bilder in meinem Blog nutzen darf. Ich habe von dieser Reise leider nicht so viele eigene Digiskopiebilder zur Auswahl, da mir am 1. Tag ein Missgeschick mit der Kamera passiert ist. Aus unerklärlichen Gründen hat sich meine voreingestellte hohe Bildauflösung auf die niedrigste Stufe verstellt. So kann ich leider kaum Ausschnitte präsentieren.

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Hotel in den Bergen, Marokko, Dezember 2016
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Atlasgrünspecht (Levaillant’s Green Woodpecker), Hoher Atlas, Marokko, Dezember 2016
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Atlasgrünspecht (Levaillant’s Green Woodpecker), Marokko, Dezember 2016 (Foto: Markus Dähne)
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Weißstorch (White Stork), Marokko, Dezember 2016
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Mittagspause im Hohen Atlas, Marokko, Dezember 2016
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Tizi-n-Tichka-Pass, Hoher Atlas, Marokko, Dezember 2016
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Alpenbraunelle (Alpine Accentor), Hoher Atlas, Marokko, Dezember 2016
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Alpenbraunelle (Alpine Accentor), Hoher Atlas, Marokko, Dezember 2016 (Foto: Markus Dähne)
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Steinwüste, Marokko, Dezember 2016
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Suche nach dem Berbersteinschmätzer, Marokko, Dezember 2016 (Foto: Markus Dähne)
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Berbersteinschmätzer (Magrheb Wheatear), Marokko, Dezember 2016
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Berbersteinschmätzer (Magrheb Wheatear), Marokko, Dezember 2016 (Foto: Markus Dähne)
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Diademrotschwanz (Weibchen) (Moussier’s Redstart), Marokko, Dezember 2016
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Blaumerle (Blue Rock Thrush), Marokko, Dezember 2016

Ein Gedanke zu „Marokko – Tag 2: Berbersteinschmätzer, Atlasgrünspecht und Alpenbraunelle

  1. Das ist wieder ein toller Beitrag und für mich eine schöne Erinnerung an eine Morokkoreise, die nicht den Fokus „Birding“ hatte. Aber wir waren auf denselben Straßen unterwegs. Die Farben in dieser kalten sonnigen Bergwelt sind einfach wunderbar.
    Den ein oder anderen Vogel sah ich natürlich auch – aber natürlich nicht diese Vielfalt! Mal sehn, wann ich meine Fotos aus der Versenkung hole.

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