Donnerstag, 2. Januar 2014 (Sonne, ca. 18 Grad, frühlingshafter Wintertag), Naturpark Albufera, Tour »Es Cibollar« (lila), Tour »Es Colombars« (braun) und Tour »Sa Roca« (grün), 10 bis 17 Uhr
Wer in Mallorca ornithologisch unterwegs ist, sollte das Vogelschutzgebiet Albufera mindestens zweimal besuchen. Es lohnt sich immer. So bin auch ich heute wieder in dem schönen Gebiet unterwegs. Ungefähr 13 Nachtreiher (im Bild einer davon) warten schon auf mich. Die geselligen Vögel sitzen teilweise etwas versteckt im dichten Gebüsch entlang des großen Kanals (Canal Gran). Aber einige sind doch schön zu sehen und ich kann sie gut beobachten. Beim Suchen entdecke ich auch einen Nachtreiher im Jugendkleid (Bild). Sein hellbraues Kleid mit den dicken weißen Tropfen schaut sehr extravagant aus. Normalerweise überwintern Nachtreiher im südlichen Afrika, aber anscheinend genügt einigen auch Mallorca als Wintersitz.
Mein erstes Ziel sind die Hütten der Tour »Es Cibollar« (lila). Am Schilfrand hält sich ein Purpurhuhn (Bild) auf und sucht nach Fressbarem. Es ernährt sich hauptsächlich von Knollen, Sprossen, Blüten, Blättern und Samen von Wasser- und Sumpfpflanzen. Einige Stelzenläufer (einer davon im Bild) ruhen sich – nur wenige Meter von mir entfernt – im seichten Wasser aus. Neben seinen langen roten Beinen ist auch sein sechs Zentimeter langer, schwarzer, gerader Schnabel ein auffälliges Erkennungszeichen. Beim Absuchen des Schilfes fällt sofort das blau schimmernde Gefieder eines Vogels auf. Ein Eisvogel (Bild) sitzt auf einem Ast und hält Ausschau nach Fischen. Aus den winterlich braunen Pflanzteppichen hebt sich immer wieder ein Entenkopf nach oben. Es ist eine Pfeifente (Bild). Auch ein Seidenreiher (Bild) nutzt dieses Gestrüpp und macht Jagd auf Fische. Als ich den Weg nach »Es Colombars« einschlage, begegnet mir wieder ein Rotkehlchen (Bild), das mich aufmerksam beobachtet. In dem tiefen See im nördlichen Teil von Albufera kann man Tauchenten wie Reiherenten und Tafelenten sehen, die sonst im Feuchtgebiet nicht so oft zu finden sind.
Der nächste Halt ist »Sa Roca« (Bild), der Teich südlich des Informationszentrums. Neben den vielen Löffelenten (einige im Bild), die in Albufera den Winter verbringen, entdecke ich auf einer Insel einen Bergpieper (Bilder), der emsig hin und her läuft und nach Nahrung sucht. Eine Lachmöwe (Bild), die man in Mallorca nicht oft sieht, nimmt ein Bad. Sehr laut und ganz in der Nähe vernehme ich in regelmäßigen Abständen den schmetternden Ruf des Seidensängers (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Das ist ein kleiner, brauner, unscheinbarer Zweigsänger, der anderen Rohrsängern sehr ähnlich ist und sich gerne im Dickicht aufhält. Ein Erkennungszeichen ist sein oft gestelzter Schwanz. Das hat mir letztes Jahr bei der Bestimmung geholfen. Diesmal hilft sein explosiver Ruf. Da der Vogel wiederholt vor der Hütte zu hören ist, muss ich nur den Kopf aus dem Sichtfenster strecken und warten, um ihn auch zu sehen. Und ich habe Glück, er kommt erneut vorbei, fliegt von einer Ecke zur anderen, ruft laut und lässt sich für einige Sekunden in einem Strauch nieder. Super, ich habe ein Foto. Der Seidensänger (Bilder) lebt in Spanien, Teilen Frankreichs, an der Südküste Englands und in Ländern rund ums Mittelmeer.
Und als krönenden Abschluss erfahre ich noch, dass eine Marmelente gesehen wurde. Ich suche schnell alle Entengruppen ab, finde sie aber nicht. Ein Fischadler, der plötzlich auftaucht und tief über den See fliegt, bringt viel Unruhe in die Vogelschar. Ein großer Teil fliegt auf, zieht weite Runden und kommt erst nach einer Weile wieder an das Wasser zurück. Der Fischadler hatte mittlerweile Erfolg und fliegt mit einem großen Fisch im Schnabel davon. So starte ich nochmal meine Suche und werde bald fündig. Durch ihren braunen Kopf und das gepunktete Kleid unterscheidet sie sich eindeutig von den anderen Enten. Die sehr seltene Marmelente (Bilder) brütet nur noch an wenigen Plätzen im Süden Europas. Durch den Verlust von Lebensräumen gilt die Art als stark gefährdet. In Spanien leben nur noch weniger als 100 Paare (Quelle: Svensson et al. »Der Kosmos Vogelführer«). So ist die Marmelente mein »Lifer« des Tages.
Vogeltagesliste: Graugans, Brandgans, Stockente, Schnatterente, Krickente, Löffelente Pfeifente, *Marmelente, Tafelente, Reiherente, Kormoran, Nachtreiher (ca. 13), Kuhreiher, Seidenreiher, Silberreiher, Graureiher, Fischadler, Rohrweihe, Turmfalke, Wasserralle (rufend), Teichhuhn, Blässhuhn, Kammblässhuhn, Purpurhuhn, Stelzenläufer, Seeregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Kiebitz, Waldwasserläufer, Dunkler Wasserläufer, Bekassine, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Korallenmöwe, Ringeltaube, Wiedehopf, Eisvogel, Bergpieper, Rotkehlchen, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Seidensänger, Zilpzalp, Kohlmeise, Star, Haussperling, Stieglitz, Grünfink (* = meine persönliche Erstsichtung)