Freitag, 3. Januar 2014 (Sonne, ca. 20 Grad, warmer Wintertag), Naturpark Albufera, Tour »Camí d’Enmig« bis zur Plattform Ses Puntes (rot), Tour »Es Cibollar« (lila) und Tour »Sa Roca« (grün), 10 bis 16 Uhr
Am letzten Tag der Reise geht es nochmal in den Nationalpark Albufera. Das Gebiet ist einfach zu schön und bietet immer wieder Überraschungen. Vor dem Besucherzentrum biegt der Weg der Tour »Camí d’Enmig« nach links ab. Er führt nach Süden zur Plattform »Ses Puntes«. Rechts und links der unbefestigten Straße liegen Seen, die überwiegend durch meterhohes Schilf verdeckt sind. So haben die Ohren viel zu tun und man kann unter anderem auch den kurzen, scharfen Ruf des Zistensängers hören (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Den würde ich gerne mal sehen. Hastig suche ich die Schilfhalme ab und finde ihn. Mir gelingen sogar einige schnelle Fotos vom Zistensänger (Bilder) – leider in schlechter Qualität, da ich gegen das Licht fotografieren muss. Anhand seines abgerundeten Schwanzes ist er zweifelsfrei als Zistensänger bestimmbar. Der Zweigsänger mag es warm und lebt überwiegend im südlichen Europa, z.B. in Spanien, aber auch in Marokko und in weiteren Ländern rund ums Mittelmeer. Da meine Fotos nicht besonders aussagekräftig sind, anbei noch ein Bild von Hans-Wilhelm Grömping (Fotonatur.de), das den Zistensänger in voller Pracht zeigt.
Die Landschaft entlang des Weges ist sehr abwechslungsreich. Ich blicke durch geschwungene Holzgatter auf Wiesen, wo ein Schwarzkehlchen (Bild) von Stängel zu Stängel fliegt und sich anschließend auf einem Halm niederlässt. Auf Weideflächen grasen Pferde, Esel und Rinder laufen frei durch das Naturschutzgebiet (Bild). Von der Plattform »Ses Puntes« sehe ich einen Seidenreiher (Bild), der langsam und aufmerksam durch das seichte Wasser schreitet. Von Zeit zu Zeit bleibt er stehen und vibriert heftig mit seinen Füßen. Das ist seine Methode, um Beutetiere aufzuscheuchen. Ein Turmfalke (Bild) hat schon Beute gemacht und sich mit dieser auf einem Pfosten niedergelassen. An einer Wasserpfütze fliegt ein Vogel ein. Es ist ein Waldwasserläufer (Bild), der auch hungrig ist. Da es schon ziemlich heiß ist und mir die große Tour rund um das Gebiet zu anstrengend ist, beschließe ich, zurückzugehen und den Nachmittag in den Beobachtungshütten zu verbringen.
Am See auf der Tour »Es Cibollar« sind die üblichen Vögel zu sehen. Zwei Dunkle Wasserläufer (Bild) schreiten durch das Wasser und das helle »Krrik krrik« der Krickenten (Bild) erfreut mein Ohr. Dieser Sound erinnert mich mittlerweile – egal wo ich bin – an Mallorca, Urlaub und beste Vogelbeobachtungen. Löst also sehr gute Gefühle aus. So sitze ich gemütlich in der Beobachtungshütte und studiere das Treiben der Vögel. Plötzlich fliegen einige Turmfalken – ich halte sie zunächst für solche – knapp über dem Wasser auf eine kleine Insel ein. Hmh, da stimmt etwas nicht. Dieses Verhalten wäre für Turmfalken doch sehr ungewöhnlich. Drei der vier Vögel landen zwischen den dort versammelten Kiebitzen. Jetzt erkenne ich, dass es sich um Triele (Bilder) handelt. Toll. So nah war ich noch nie an dieser Vogelart. Vor zwei Jahren konnte ich im Elsass bei einer Birdingtours-Reise aus weiter Ferne einige Triele sehen. Anfänglich sind die Vögel mit den großen gelben Augen sehr wachsam und beobachten die Umgebung genau. Mit der Zeit fühlen sie sich aber sicher und halten ein Nickerchen. Triele benötigen zum Brüten offene Flächen wie Brachland, lichte Wälder oder Kies- und Schotterbänke. Als Sommervögel leben sie in Südengland, Frankreich, Italien und rund um das Schwarze Meer. In Spanien, Portugal und Teilen Nordafrikas halten sie sich das ganze Jahr über auf. In Mitteleuropa gibt es nur noch kleine Populationen, wie schon erwähnt im Elsass und auch in Ungarn und Österreich. Es ist schön, diese ungewöhnlichen Vögel, die überwiegend in der Dämmerung und nachts aktiv sind, zu beobachten. Hin und wieder werde ich von den Stelzenläufern (Bilder) abgelenkt, die erneut in eleganter Schönheit und sich gegenseitig zurufend einige Meter vor der Hütte stehen. Neben den Trielen sind auch noch zwei Goldregenpfeifer (Bilder) gut zu sehen. Nach einigen Stunden verabschiede ich mich von den Trielen und mache mich auf den Weg in die andere Hütte bei »Sa Roca«. Und hier – ich kann es gar nicht fassen – stehen geschätzte 40 Triele (einige davon im Bild) locker verteilt auf Grasflächen am Ufer und auf Inseln. Wie schon zuvor ist ihr Auftritt ruhig und gelassen, teilweise wirken sie wie erstarrt. Manchmal setzt sich ein Vogel ins Gras oder bewegt sich ganz langsam. Ein tolles Schauspiel. Und äußerst fotogene Vögel, weil sie einfach mal stillhalten. ;-)
Aber irgendwann muss ich mich doch von ihnen trennen. Zum Abschluss verabschiede ich mich mit einem »Hasta la vista« von den Nachtreihern (einer davon im Bild), die am Großen Kanal entspannt den Abend genießen. Ich komme sicher wieder.
Vogeltagesliste: Brandgans, Stockente, Schnatterente, Krickente, Löffelente, Pfeifente, Haubentaucher, Kormoran, Nachtreiher, Seidenreiher, Graureiher, Fischadler, Zwergadler, Rohrweihe, Turmfalke, Wasserralle (rufend), Teichhuhn, Blässhuhn, Kammblässhuhn, Purpurhuhn, Stelzenläufer, Triel (ca. 44), Seeregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Kiebitz, Waldwasserläufer, Dunkler Wasserläufer, Bekassine, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Korallenmöwe, Ringeltaube, Straßentaube, Wiedehopf, Eisvogel (rufend), Rotkehlchen, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Zistensänger, Seidensänger, Zilpzalp, Kohlmeise, Kolkrabe, Star, Haussperling, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer
Sehr interessante Beschreibungen…..
Bin auf diesen Reisebericht gestoßen,
da wir z. Zt. auf Mallorca sind und keine 30m von unserer Terrasse immer wieder diesen wirklich speziellen Ruf, gerne auch nachts, hören.
Das außergewöhnliche für mich sind Rufe, die mit einer Art heiserem fauchen
enden.
Heute, nach gut 2Wochen, hat er sich das erste Mal gezeigt. Er lief sehr langsam u. vollkommen gleichmäßig wie auf Schienen . Jetzt liegt er oder sie, seit über 2Stunden bewegungslos auf einem Fleckchen Sand .
Wir sind übrigens in Cala Santanyi.
Viele Grüße, von Peter Klabunde…!
Das ist ja eine super Beobachtung. Ich habe die Triele immer nur »stumm« erlebt.
Schöne Zeit noch in Mallorca. Grüße Waltraud Hofbauer