Sonntag, 12. Januar 2014 (anfangs bedeckt, später sonnig, 5 Grad, windstill, kühler Wintertag), Ismaninger Speichersee, 10.30 bis 16 Uhr
Der Winter lässt heuer auf sich warten. Im November hatte es kurz geschneit, aber seitdem sind die Temperaturen kaum unter den Gefrierpunkt gefallen und die Landschaft zeigt sich in braungrauen und dunkelgrünen Farben. Ich bin auf der Suche nach Steppenmöwen, die gestern in großer Schar am Westbecken gesichtet wurden. So eine möchte ich schon lange mal sehen. Sie ist ungefähr so groß wie eine Mittelmeermöwe, steht etwas gerader, hat einen längeren Schnabel und das Auge ist bei den meisten Individuen dunkel. Differenzierungen, die aus der Nähe betrachtet erkennbar sind, aber aus der Ferne Schwierigkeiten machen. Ich konnte zwar etliche Großmöwen sehen, aber ich kann sie nicht bestimmen. Dazu fehlt mir die Erfahrung. Meine Fotos helfen mir diesmal auch nicht weiter. Mein bestes Foto einer Großmöwe (Bild) zeige ich. Vielleicht erkennt ein Leser den Vogel. Bei der Sichtung der Bilder habe ich dafür aber etwas anderes entdeckt. Tundrasaatgänse (Bild) ziehen vor der Kormoraninsel ihre Bahnen. Sie haben einen dunklen Kopf und einen eher kurzen, dunklen Schnabel, der nur wenig Orange aufweist und an der Spitze dunkel endet. Die Saatgans (Unterart: rossicus) brütet während der Sommermonate in der feuchten Tundra und ist ein häufiger Wintergast in Mitteleuropa.
Mein nächster Halt ist das Ostbecken. Auch hier sieht man typische Wintergäste. Hunderte Tafelenten (Bild) und einige Reiherenten schaukeln ruhend auf dem Wasser. 52 Blässgänse (einige davon im Bild), die gut an ihrem weiß umrandeten Schnabel zu erkennen sind, halten sich nur einige Meter vom Damm entfernt auf. Der Trupp bleibt die ganze Zeit zusammen und bewegt sich kaum von der Stelle. Beim Sichten der Fotos entdecke ich eine Blässgans im Jugendkleid (Bild). Die weiße Blesse ist noch nicht vorhanden, sie entsteht erst im ersten Winter. Rund um den Schnabel ist das Gefieder noch dunkel.
Auch die großen Trupps von Blässhühnern (Bilder) sind man jeden Winter am Ismaninger Speichersee. Tausende schwimmen eng gedrängt über den See. So schützen sie sich vor ihren Feinden, den Großmöwen. Wenn sich die Gruppe in Bewegung setzt, hört man manchmal ein lautes Rauschen. Der Grund dazu kann eine Attacke der Großmöwen sein, die niedrig über die Blässhühner fliegen um die Gruppe zu teilen. Dann bricht Panik unter den Rallen aus. Einige Vögel separieren sich und fliegen mit ausgestreckten Flügeln knapp über dem Wasser. Diese Vögel sind das Ziel der Großmöwen.
Weitere Wintergäste sind die Zwergsäger (Bilder), die mit den Schellenten verwandt sind. Sie brüten in den Taigazonen Nordeuropas und überwintern überwiegend an den Küsten Mitteleuropas. Aber einige wenige Exemplare – hier drei Männchen und zwei Weibchen – sind am Speichersee jedes Jahr zu entdecken.
Auf der Insel macht noch ein anderer Vogel Rast. Es ist keine einheimische Art und aus Gefangenschaftsflüchtlingen hat sich in den letzten Jahren diese Art stark in Europa verbreitet. Wer erkennt den Rästelvogel?
Vogeltagesliste Westbecken und Umgebung: Höckerschwan, Tundrasaatgans, Graugans, Kanadagans, Stockente, Schnatterente, Krickente, Tafelente, Reiherente, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Blässhuhn, Gebirgsstelze, Zaunkönig, Wintergoldhähnchen, Kohlmeise, Blaumeise
Vogeltagesliste Ostbecken und Umgebung: Höckerschwan, Blässgans (ca. 52), Graugans, Kanadagans, Stockente, Pfeifente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schellente, Zwergsäger (5), Gänsesäger, Sterntaucher (1), Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran (überfliegend), Silberreiher, Graureiher, Heiliger Ibis (überfliegend), Mäusebussard, Blässhuhn, Lachmöwe, Mittelmeermöwe/Steppenmöwe?, Straßentaube, Buntspecht (gehört), Gebirgsstelze, Rotkehlchen, Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Rabenkrähe, Feldsperling und ein Rätselvogel








