Samstag, 8. Februar 2014 (Sonne, ca. 10 bis 14 Grad, schöner frühlingshafter Wintertag), Chiemsee, 12 bis 17 Uhr
Gemeinsam mit einigen Leuten vom LBV München (Arbeitskreis Ornithologie) bin ich auf dem Weg zum Chiemsee. Es ist ziemlich viel Verkehr auf der Salzburger Autobahn. Deshalb kommen wir etwas später als geplant in Lachsgang an. Der Beobachtungsturm Lachsgang befindet sich westlich des Mündungsgebietes der Tiroler Achen. Von hier kann man gut in die Bucht einsehen. Stockenten, Kormorane und Graureiher halten sich auf den Schlickflächen auf. Der von mir erwartete Vogel – die Mantelmöwe (Bilder) – ist auch vor Ort. Die Möwe hält sich schon seit Anfang Dezember 2013 in diesem Gebiet auf. Mit einer Länge von 61 bis 78 Zentimetern ist die Mantelmöwe die größte Art in der Familie der Möwen. Sie ist deutlich größer als die Stockente und von daher kaum zu übersehen. Auffällig sind ihre schwarzen Mantelfedern, die sich allerdings erst im Frühjahr des 3. Kalenderjahres ausbilden. So kann sie in den ersten zwei Lebensjahren nur schwer von anderen nicht adulten Großmöwen unterschieden werden. Ihr Lebensraum ist der Nordatlantik und die Ostsee. Sie brütet an Küsten teils einzeln oder in kleinen Kolonien. Mich freut es, dass ich diesen in Bayern äußerst seltenen Vogel heute zum ersten Mal sehe.
Unser zweites Ziel ist die Hirschauer Bucht, die östlich der Tiroler Achen liegt. Auch hier gibt es einen Aussichtsturm. Auf dem See entdecke ich eine Gruppe Spießenten (Bild), die in schönster Harmonie ihre »Schwänzchen in die Höh« strecken. Ist Ihnen diese Zeile bekannt? Sie stammt aus dem Kinderlied »Alle meine Entchen schwimmen auf dem See …«, das mir bei meinen Beobachtungen immer wieder mal einfällt.
Bei der Möwenbestimmung bekomme ich Hilfe von versierten Birdern. Eine Steppenmöwe (links im Bild) und eine Mittelmeermöwe schwimmen zufällig nebeneinander auf dem See. Ein Bestimmungsmerkmal der Steppenmöwe ist, neben anderen, ihr längerer Schnabel, den man auf dem Bild gut erkennen kann. Auf den Schlickflächen ruhen sich Graugänse und Schwäne aus. Zuerst denke ich, es sind nur Höckerschwäne, aber als sich hin und wieder ein Kopf hebt, sehe ich den gelben Schnabel. Es sind neun Singschwäne (Bilder), die auf der Insel rasten. Sie brüten im Sommer in Island sowie in Nord- und Nordosteuropa. Ihre Überwinterungsgebiete liegen hauptsächlich in Nordwest- und Mitteleuropa. Auch in Bayern sind während der Wintermonate einige Individuen an größeren Gewässern wie dem Chiemsee, Ammersee, Echinger Stausee oder an Lech und Donau anzutreffen.
Vogeltagesliste Lachsgang: Graugans, Stockente, Kolbenente, Reiherente, Streifengans (2), Schellente, Gänsesäger, Prachttaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Blässhuhn, Mittelmeermöwe, Mantelmöwe (1), Rabenkrähe, Kiebitz
Vogeltagesliste Hirschauer Bucht: Höckerschwan, Singschwan (9), Stockente, Spießente, Krickente, Schellente, Graugans, Gänsesäger, Prachttaucher, Sterntaucher, Haubentaucher, Silberreiher, Blässhuhn, Großer Brachvogel (ca. 11), Steppenmöwe (1), Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Gartenbaumläufer
Vogeltagesliste Seebruck: Gänsesäger, Prachttaucher, Großer Brachvogel (Schlafplatz, ca. 80 bis 100), Blässhuhn, Türkentaube, Bachstelze, Amsel, Elster, Grünfink, Goldammer