Donnerstag, 5. November 2015, Eibsee (973 Meter, Landkreis Garmisch-Partenkirchen), (sonnig, ca. 9 Grad, schöner Herbsttag), 9.45 bis 14.15 Uhr
Da eine für heute und morgen geplante Vogelexkursion abgesagt wurde, habe ich nun zwei freie Tage zur Verfügung. Mein neues Ziel ist der Eibsee am Fuße der Zugspitze. Hier kann man mit etwas Glück einen Dreizehenspecht finden. Da an den Wochenenden viele Touristen und Wanderer in diesem Gebiet unterwegs sind, ist es sinnvoll unter der Woche zu fahren. Mit dem Zug fahre ich nach Garmisch-Partenkirchen, von dort mit der Zahnradbahn Richtung Zugspitze zum Eibsee (Bild). Vom Bahnhof geht man in wenigen Minuten zum See. Am südlichen Ufer genieße ich die Aussicht auf das Ammergauer Gebirge. Auf dem Wasser halten sich acht Haubentaucher und ein Blässhuhn auf. Durch das Rascheln meiner Brotzeittüte bekomme ich innerhalb kürzester Zeit Besuch von einer Stockente (Bild), die mich sehr erwartungsvoll anschaut.
Es sind nur wenige Spaziergänger unterwegs. Ich biege in einen Waldweg ein. Es ist still, kein Vogel ruft. Ich höre das Klopfen eines Spechtes und suche eilig die Baumstämme ab. Und – welch’ ein Glück, es ist ein Dreizehenspecht (Bilder). Das Männchen hat einen leicht gelblich-grünen Scheitel und breite schwarze Kopfstreifen. Seine Flügel sind überwiegend schwarz, an den Seiten weiß gebändert. Am Rücken hat er ein langes weißes Feld. Das helle Bauchgefieder wirkt grau, da es mit dichten schwarzen Querstreifen durchzogen ist. Er ist etwas kleiner als der Buntspecht. Zum Brüten benötigt er alte Fichtennadelwälder mit viel Totholzbestand. Hier findet er Larven, Puppen und holzbewohnende Käfer wie den Borkenkäfer. Mit Ausnahme eines isolierten Brutgebietes im Schwarzwald lebt der Dreizehenspecht in höheren Lagen (700 bis 2000 Meter) in den Alpen sowie im Bayerischen Wald. Ungefähr zehn Minuten kann ich ihn beobachten, dann fliegt er wieder ab und verschwindet im Wald. Leider sind meine Bilder alle verwackelt und unscharf, aber der Specht war die ganze Zeit in Bewegung und durch Zweige verdeckt. Aber es ist mein erster dieser Art und da bin ich selber mal nicht so streng mit meinen Fotos. ;-)
Nach diesem wunderbaren Erlebnis beschließe ich, um den Roßkopf zu wandern. Eine kleine Wanderung mit ca. 90 Höhenmetern, die in ungefähr eineinhalb Stunden zu gehen ist. (Quelle: Reiseführer »Vögel beobachten in Süddeutschland«, Wagner/Moning, Kosmos-Verlag). Laut dem Reiseführer hat man in dem Gebiet auch Chancen auf Schwarzspecht, Fichtenkreuzschnabel und Sperlingskauz. Vom Parkplatz geht es in nördliche Richtung zum Untersee, der mit dem Eibsee an einer engen Stelle verbunden ist. An der Brücke schlage ich den Weg ein, der östlich am Untersee entlang führt. Es ist ein schöner Steig. Ich halte oft und lausche in den Wald hinein. Nachdem ich viele Vogelrufe nicht wirklich eindeutig bestimmen kann, bleibt nur die Suche nach den Tieren. Das ist im Wald nicht ganz so einfach, aber ich entdecke Buntspecht und Tannenmeise. Plötzlich quert ein etwas größerer Vogel den Weg und lässt sich auf einem Ast nieder. Es ist ein Sperlingskauz (Bilder). Einige Zeit kann ich ihn schön sehen. Dann macht auch er sich von dannen und fliegt auf die Spitze einer sehr hohen Fichte (Bild).
Vogeltagesliste: Stockente, Blässhuhn, Haubentaucher, Sperlingskauz, Dreizehenspecht, Buntspecht, Wintergoldhähnchen, Kohlmeise, Tannenmeise, Weidenmeise, Wald- oder Gartenbaumläufer, Kolkrabe, Buchfink
