Zaunkönig, Eisvogel und Waldkauz im Schlosspark

Freitag, 6. November 2015 (sonnig, 18 Grad, sehr warmer Herbsttag), Nymphenburger Schlosspark, 10.30 bis 16.30
Für meinen weiteren freien Tag habe ich mir den Nymphenburger Schlosspark in München ausgesucht. Bei strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen macht eine Tour durch den herbstlich gefärbten Schlosspark (Bild) noch mehr Freude. Mein erstes Ziel ist der Badenburger See mit einem kleinen Abstecher zum Waldkauz »Kasimir«. Dieser verzieht sich aber nach nur wenigen Minuten in seine Höhle. Nachdem ich den Badenburger See umrundet habe, bleibe ich am Kleinen See (Bild) »hängen«. Von einer kleinen Anhöhe und vom Ufer aus, habe ich den See gut im Blick. Zehn Gänsesäger (zwei davon auf den Bildern) halten sich auf dem See auf und ich kann sie aus nächster Nähe beobachten. Am meisten aber fasziniert mich heute der Eisvogel (Bilder), der in regelmäßigen Abständen knapp über der Wasseroberfläche fliegend an mir vorbeizischt. Anhand seines kurzen, scharfen Flugrufes (> xeno-canto.org) kann er oft leichter gehört als gesehen werden. Da ich aber diesmal seinen Lieblingsplatz – einige abgestorbene Äste mitten im See – gut sehen kann, ist es einfach den farbenprächtigen Vogel zu beobachten. Für kurze Zeit bleibt er und hält nach kleinen Fischen Ausschau, teils auch mit Erfolg. Dann zischt er wieder ab und sucht sich am Ufer eine andere Warte, da sind es über dem Wasser hängende Zweige.

Nach der schönen Eisvogel-Sichtung gehe ich noch auf die nördliche Seite des Kleinen Sees. Von einer Brücke beobachte ich den Bach. Da huscht ein kleines Tier am Steinufer entlang. Von der Verhaltensweise her, denke ich, es ist eine Maus. Aber es ist der Zaunkönig (Bilder). Er ist einer unserer kleinsten Vögel, nur das Wintergoldhähnchen ist kleiner. Sein Gefieder ist auf der Oberseite rötlich-braun, die Unterseite ist hellbraun bis weiß und leicht quergebändert. Er hat einen hellen Überaugenstreif. Eines seiner eindeutigsten Merkmale ist aber der kurze Schwanz, den er die meiste Zeit steil nach oben streckt. Der Zaunkönig ernährt sich von Insekten und hält sich gerne in der Nähe des Bodens auf, wenn dieser dicht bewachsen ist. Er baut im Dickicht von Wäldern, Gärten und Parks sein Nest, gerne in der Nähe von Gewässern. Der kleine Vogel hat eine ganz spezielle Methode um ein Weibchen von sich zu überzeugen. Er baut im Frühjahr mehrere Nester. Diese macht er aber nicht fertig und er beginnt mit seinen Balzgesängen. Falls sich ein Weibchen für ihn interessiert, zeigt er eines seiner Nester. Das Weibchen entscheidet, ob es ihr gefällt. Sie paaren sich und das Weibchen baut das Nest fertig. Er dagegen versucht mit den anderen noch halbfertigen Nestern weitere Weibchen für sich zu gewinnen. Es kann sein, dass er sich mit bis zu fünf Weibchen paart. Obwohl er so klein ist, hat er eine sehr laute Stimme. Mit harten Rufen »tek tek« macht er auf sich aufmerksam. Zum Singen benützt er höhere Warten. Von dort trägt er seine unwahrscheinlich variantenreichen Gesänge laut schmetternd vor (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Auf diese Darbietungen im nächsten Frühjahr freue ich mich jetzt schon wieder.
Mein letzter Stopp ist nochmals die Brücke bei der Badenburg. Und der Waldkauz »Kasimir« (Bilder) lässt sich diesmal blicken und ausgiebig beobachten.

Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Stockente, Schnatterente (6), Tafelente, Gänsesäger (19), Zwergtaucher, Blässhuhn, Lachmöwe, Waldkauz (1), Eisvogel, Buntspecht, Grünspecht (Ruf), Bachstelze, Zaunkönig, Blaumeise, Kohlmeise, Rotkehlchen, Kleiber, Rabenkrähe