Samstag, 5. März 2016 (anfangs sonnig, später bedeckt, 7 Grad, beinahe Frühling), Ostfriedhof München, 12 bis 16 Uhr
Schon bei meinem vormittäglichen Einkauf höre ich ihn mit seinen charakteristischen »klü-klü-klü-klü-klü-klü«-Rufen (> xeno.canto.org). Ausdauernd und in kurzen Abständen tönt es über die S-Bahn-Gleise aus dem Friedhof zu mir rüber. Sein Gesang kommt mir vor wie eine Einladung und so beschließe ich später eine kleine Tour zu machen. Nachdem alles erledigt ist, bin ich auch schon auf dem Weg zum Ostfriedhof. Beim Absuchen des Himmels fällt mir ein Rotmilan auf, der in der Nähe des Ostbahnhofs seine Kreise zieht. Mitten in der Stadt? Das habe ich bisher noch nie gesehen. Nicht weit von mir höre ich ein Klopfen. Ein Buntspecht (Bild) hackt ein Loch in den Stamm. Er hört aber bald wieder auf und klettert weiter. Insgesamt zähle ich drei angefangene Löcher. Warum macht er sie nicht fertig?
Im Gebüsch neben dem Weg ist eine Futterstelle eingerichtet. Auch dort lässt sich ein Buntspecht (Bild) sehen. Seit im vergangenen Herbst im oberfränkischen Kronach ein Blutspecht entdeckt wurde, sollte man auch unsere Buntspechte wieder genauer ansehen. Zur Unterscheidung hilft ein Blick auf die Kopfzeichnung. Beim Buntspecht ist der schwarze Wangenstreif mit dem Nacken verbunden. Dieses Muster ähnelt einem Kreuz. Der Blutspecht (Bilder > Artikel Neusiedler See) hat diese Verbindung nicht und wirkt damit viel heller im Gesicht. Mir fällt auf, dass die Buntspechte heute sehr aktiv sind. Die Partnersuche hat begonnen und rivalisierende Buntspechte liefern sich mit schnell vorgetragenen schnarrenden Lautfolgen Verfolgungsflüge quer durch den Friedhof.
Die Ringeltaube (Bild) ist anscheinend noch nicht in Balzlaune, dafür haben sich zwei Rabenkrähen (Bild) schon gefunden. Um mich herum ist ein fröhliches Gezwitscher und allerlei Gesänge sind zu hören. Eine Kohlmeise (Bilder) putzt sich nach ihrem Bad und währenddessen ist sie – mit nur wenigen Unterbrechungen – immer am Singen.
Der Vogelgesang, der mich am Vormittag schon »angelacht« hat, ist auch jetzt wieder zu hören. Es ist der andere Specht – der Grünspecht – der bei uns auch recht häufig vorkommt. Er ist scheu und somit gar nicht so einfach zu finden. Am leichtesten ist es, wenn er Nahrung sucht. Die findet er nämlich am Boden, da er am liebsten Ameisen frisst. Der Grünspecht lebt in offenen Laub- und Mischwäldern, Streuobstwiesen, Brachflächen, Gärten und auch in Parks. Obwohl sein Gesang sehr nah ist, muss ich eine Weile suchen bis ich den ersten Grünspecht (Bilder) finde und später auch noch einen zweiten, weit oben in einer Baumkrone. Beides sind Männchen, erkennbar an dem roten Wangenstreif, der wie eine Träne aussieht. Weibchen haben diese rote Träne nicht. Der zweite Grünspecht hat es sich in einer Astgabelung gemütlich gemacht. Er sitzt ganz ruhig und dreht hin und wieder den Kopf. In regelmäßigen Abständen singt ein anderer Grünspecht. An der Stimme kann man aber nicht erkennen, ob es ein Weibchen oder ein Männchen ist. Jedenfalls wird mein Grünspecht-Männchen dann sehr aktiv, streckt seinen Körper und stößt seine kraftvollen Töne aus. Der Gesang dient zum einen als Revierabgrenzung und zum anderen um ein Weibchen anzulocken. Hoffentlich hat er Erfolg damit! Die Rabenkrähe (Bild), die ich auf meinem Rückweg sehe, ist da schon etwas weiter. Sie ist schon eifrig am Nestbauen.
Vogeltagesliste: Rotmilan (Osten Münchens), Ringeltaube, Buntspecht, Grünspecht (mind. 3), Heckenbraunelle, Amsel, Wacholderdrossel, Zaunkönig, Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Rabenkrähe, Saatkrähe (ca. 8), Stieglitz, Grünfink, Buchfink
Ach, du hast ja auch schon einen unterhaltsamen Grünspecht fotografiert …