Mallorca – Tag 2: Balearensturmtaucher und Starenschwärme

Sonntag, 29. Dezember 2013 (bedeckt, manchmal Sonne, ca. 10 bis 17 Grad, warmer Wintertag), Mallorca, Finca Son Real und Meeresküste, 10 bis 13 Uhr; »Es Blanquer«, Maria de la Salut, 14 bis 17 Uhr
Nach dem vogelreichen Feuchtgebiet am gestrigen Tag geht es heute auf der Straße MA-12 Richtung Süden zur Finca Son Real. Dieses Landgut wurde 2002 von der balearischen Regierung gekauft und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Freilichtmuseum. Im Informationsbüro erhält der Besucher durch eine Ausstellung Einblicke in die Geschichte des Landguts. Es wird landwirtschaflich genutzt und einheimische Nutztiere werden gezüchtet. Neben den mittelalterlichen Gebäuden und ärchaologischen Fundstätten besticht dieses Gebiet durch unterschiedlichste Ökosysteme und eine zwei Kilometer lange, weitgehend unberührte Küste. (Mehr Bilder und Informationen zur Vogelwelt finden sich auch in meinem Artikel von 2012.) Letztes Jahr war es sehr windig und ich konnte aus Zeitgründen nicht bis zur Küste vorgehen. Diesmal habe ich mehr Zeit. Aber erst einmal suchen wir, mein Begleiter Helmut und ich, rund um die Finca die Felder ab. In einer Wiese neben dem Parkplatz halten sich etliche Bluthänflinge (einer davon im Bild) auf. An den Feldrändern (Bild) laufen im Schutz der Büsche einige Rothühner (eines davon im Bild) umher und in einem Acker neben der Finca sitzt auf einer Steinmauer ganz nah ein einzelnes Rothuhn (Bild). In einem eingezäunten Bereich des Landgutes sind neben einem typisch mallorquinischen schwarzen Schwein (Bild) auch einige Blaue Pfauen (Bild) zu sehen, die ursprünglich aus Indien bzw. Sri Lanka kommen, aber weltweit als Haustiere gehalten werden.

Der landschaftlich sehr schöne Weg zur Küste führt nun ungefähr zwei Kilometer lang durch Dünenwälder mit Kiefern und Sadebäumen Richtung Nordosten. Trotz intensiven Absuchens sind aber lediglich Singdrosseln auszumachen. Je näher man zum Meer kommt, desto niedriger wird die Vegetation (Bild). Von einer Aussichtsplattform hat man einen fantastischen Blick auf das Meer und den Strand. Der Peilturm (Bild) diente früher der spanischen Marine zur Navigation. Auf einer felsigen Insel stehen ein Kormoran, eine Mittelmeermöwe und eine jugendliche Krähenscharbe (Bild), letztere erkennbar an ihren hellen Füßen. Ich sichte einen Steinwälzer (Bild), der mit seinen orangenen Beinen und dem halbkreisförmigen Brustlatz auch von Weitem bestimmbar ist. Helmut entdeckt und bestimmt die Lerchen, die an einem Zaun am Boden nach Futter suchen, als Theklalerchen (Bild). Das Foto ist leider sehr schlecht, doch beim rechten Vogel kann man die Haube erkennen. Und dann geht es gleich weiter mit den schon sehnlichst erwarteten Vögeln. Knapp über dem Meer fliegen circa 20 Balearensturmtaucher. Leider sind sie viel zu weit weg, um ein Foto zu machen. Der Balearensturmtaucher (Bild) gehört zur Familie der Sturmvögel und zur Ordnung der Röhrennasen. Die Ordnungsbezeichnung rührt daher, dass diese Vögel am Schnabel eine röhrenförmige Nasenöffnung haben, über die sie das Salz des Meerwassers ausscheiden können. Der Balearensturmtaucher brütet auf Felsen und kleinen Inseln. Die Regierung der Balearen versucht diese vom Aussterben bedrohte Art zu schützen, indem sie die Brutgebiete als Schutzgebiete ausweist. Erste Erfolge gab es bereits auf der Insel Cabrera, wo in der Folge die Ratten verschwanden. Beim Rückweg zur Finca lässt sich dann noch ein jugendliches Schwarzkehlchen (Bild) bewundern, das auch fürs Foto geduldig sitzen bleibt. Obwohl es einem Braunkehlchen – das zu dieser Zeit in Afrika weilt – sehr ähnlich sieht, wurde mir von kompetenter Seite bestätigt, dass es ein Schwarzkehlchen ist.

Am Nachmittag geht die Fahrt ins Landesinnere, nach Maria de la Salut, auch schon Reiseziel im letzten Jahr. In dieser weiten und offenen Landschaft (Bilder), die überwiegend agrarisch genutzt wird, gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken. Meistens sind es Kleinvögel, aber in einem kahlen Baum harren zwei Wanderfalken (Bild) aus, die es anscheinend gar nicht eilig haben. Eine Grauammer (Bild) gibt sich durch ihren charakteristisch schnellen Gesang zu erkennen. Das Tschilpen der Haussperlinge ist aus Bäumen und Büschen zu hören. Sechs Rothühner (eines davon im Bild) suchen auf einem Acker nach Nahrung. Von fern lassen sie sich gut beobachten, aber sie sind sehr wachsam. Wenn man ihnen zu nahe kommt, laufen sie schnell weg. Fliegen habe ich sie nie gesehen. Über uns zieht ein großer Trupp von circa 80 Goldregenpfeifern hinweg, später kreist nochmal ein kleinerer Trupp, der sich dann auf einem Acker niederlässt. Gut getarnt verbringen die Goldregenpfeifer (Bild) vermutlich die Nacht auf diesem Feld. Die Sonne steht schon tief und dann gibt es zum Abschluss noch ein tolles Spektaktel zu beobachten. Mehrere große Starenschwärme (einer davon im Bild) sind in der Ferne zu sehen. Manche dieser Formationen wirken recht aufgelockert, andere dicht gedrängt. Sie sehen aus wie große schwarze Wolken, die ihre Form fortlaufend verändern und schnell in eine Richtung weiterziehen. Kein einzelner Vogel führt einen solchen Schwarm an, die Tiere steuern ihr Flugverhalten kollektiv. Das Schwarmverhalten wird mittlerweile auch wissenschaftlich untersucht.

Vogeltagesliste Finca Son Real und Meeresküste: Stockente, Rothuhn (3 bis 4), *Balearensturmtaucher (ca. 20), Kormoran, Krähenscharbe, Seidenreiher, Fischadler, Turmfalke, Wanderfalke, Seeregenpfeifer, Steinwälzer (2), Mittelmeermöwe, Korallenmöwe, Brandseeschwalbe (1), Ringeltaube, Wiedehopf (2), *Theklalerche (3), Bachstelze, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Star, Haussperling, Buchfink, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink

Vogeltagesliste Maria de la Salut: Rothuhn (6), Kuhreiher (ca. 5), Silberreiher, Rotmilan, Rohrweihe, Turmfalke, Wanderfalke (2), Goldregenpfeifer (ca. 90), Mittelmeermöwe, Feldlerche, Bachstelze, Rotkehlchen, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Zilpzalp, Star, Haussperling, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink, Goldammer, Grauammer (* = meine persönliche Erstsichtung)

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Bluthänfling, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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In der Nähe der Finca Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Rothuhn, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Rothuhn, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Mallorquinisches Schwein, Finca Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Blaue Pfauen, Finca Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Weg zur Küste, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Küste mit Peilturm, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Kormoran, Mittelmeermöwe, Krähenscharbe, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Steinwälzer, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Theklalerchen, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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Balearensturmtaucher (Foto: J. Ferdinand www.bird-lens.com)
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Schwarzkehlchen, Son Real, Mallorca, Dezember 2013
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»Es Blanquer«, Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013
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»Es Blanquer«, Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013
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Wanderfalken, Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013
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Grauammer, Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013
15b_grauammer_es-blanquer_dez13_3219
Grauammer, Mallorca, Dezember 2013
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Rothuhn, Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013
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Goldregenpfeifer, Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013
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Starenschwarm bei Maria de la Salut, Mallorca, Dezember 2013

Ein Gedanke zu „Mallorca – Tag 2: Balearensturmtaucher und Starenschwärme

  1. Habe noch in der selben Nacht in deine Seite geschaut und bin total begeistert.
    Was für wunderschöne Photos! Und was du dir an Fachkenntnisse zugelegt hast ist wirklich erstaunlich, denn ich weiß wie schwierig es ist die unterschiedlichsten Vogelarten zu bestimmen. Respekt. Wir müssen bei Gelegenheit das Thema vertiefen.
    Wenn es wieder wärmer wird besuche ich dich mit dem Fahrrad.
    Vielen Dank für den schönen Abend.
    Horst

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