Sonntag, 14. Februar 2016 (etwas sonnig, später bewölkt, 5 bis 10 Grad, schneefreier Wintertag), Ismaninger Speichersee, 9.30 bis 16 Uhr
An diesem kalten, schneefreien Wintertag zieht es mich ans Wasser. Ich darf wieder Auto fahren und meine Tour führt zum nahe gelegenen Ismaninger Speichersee. Seit gut einer Woche halten sich bis zu 400 Tundrasaatgänse (Unterart: rossicus) in diesem Gebiet auf. Vielleicht habe ich Glück und sie sind noch vor Ort. Glück habe ich bereits, als ich ein Zwergsäger-Pärchen (Bilder) entdecke, das nicht weit von mir im Vorfluter-Kanal auf Nahrungssuche ist. Hier im Winterquartier in den Monaten Februar und März hat sich dieses Paar bereits gefunden. Wenn die Vögel dann im April und Mai in ihren Brutgebieten südlich des Polarkreises eintreffen, beginnen sie mit der Eiablage. Zum Brüten brauchen sie Baumhöhlen, die einige Meter vom Boden entfernt sind.
Typische Wintergäste sind auch Gänse, die sich sehr gerne auf den Wiesen und Äckern südlich des Ostbeckens aufhalten. Einige Kanadagänse und Graugänse grasen auf dem Grünland. Ein Silberreiher (Bild) stolziert in den Wiesen umher. Etwas weiter entfernt, am Dorfrand sehe ich weitere Silberreiher (Bild), mindestens 20 Vögel. Auf diesen Äckern konnte ich seit letztem Herbst auch immer wieder Kornweihen sehen. Und auch diesmal taucht eine (später kurz eine zweite) weibliche Kornweihe (Bilder) auf. Bei ihrer Suche nach Wühlmäusen und anderen Kleinsäugern fliegt sie meistens sehr niedrig und in einem hin und her schwenkenden, gaukelnden Flug über das offene Gelände. Manchmal stoppt sie ganz überraschend und landet im hohen Gras oder macht eine schnelle Wendung im Flug. Diesen Suchflug durch das Spektiv zu beobachten, geschweige denn ein Foto per Digiskoping zu bekommen, ist sehr mühevoll. Deshalb kann ich heute nur Rückenansichten von der Kornweihe liefern. Aber auf den Bildern ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal zu sehen: der weiße Bürzel. Männchen wie Weibchen haben diese weißen Oberschwanzdecken. Weihen sind an ihren langen Flügeln und den langen Schwänzen erkennbar. Ihre Flügel halten sie bei ihren Gleitstrecken leicht angehoben. Die männliche Kornweihe hat ein blaugraues Gefieder, eine weiße Unterseite und schwarze Flügelspitzen. Dagegen ist das Weibchen mit ihrem braunen Gefieder und der gelblichweißen, braun gestrichelten Unterseite (Illustration von 1899) im Aussehen unscheinbarer. Bis auf wenige Brutpaare auf den Ostfriesischen Inseln und unregelmäßig brütende Kornweihen in einigen Teilen Deutschlands ist die Kornweihe überwiegend als Wintergast bei uns zu sehen.
Auf der Suche nach den Gänsen fahre ich noch zum Westbecken. Als ich den Dammweg entlang gehe, höre ich sehr helle Töne aus den Gebüschen. Einige Wintergoldhähnchen (eines auf dem Bild) ziehen zügig an mir vorbei. Der Kleiber (Bild), den ich kurz darauf sehe, verharrt einige Zeit in seiner typischen Kopf-nach-unten-Pose. Und ein leider nicht näher bestimmbarer Baumläufer (Bild) ist ebenfalls in seiner typischen Haltung zu sehen. Ich bekomme von anderen Beobachtern noch einen Tipp, wo man heute Wasserrallen schön beobachten kann. Deshalb gehe ich noch etwas weiter Richtung Westen. Am anderen Ufer taucht bald ein stattlicher Biberbau auf. Im Schutz der Äste halten sich einige Zwergtaucher auf, die bei ihren Tauchgängen gut Beute machen. Nach einigem Suchen entdecke ich auch die beiden Wasserrallen (Bilder), die in dem Dickicht ständig unterwegs sind. Ich hab schon lange keine mehr gesehen und freue mich, gleich zwei beobachten zu können. Mit ihrem graubraunen Gefieder sind sie gut getarnt, nur der rote Schnabel leuchtet hin und wieder auf. Als ich dann zum Schluss noch die Bucht des Westbeckens absuche, fällt mir noch ein größere Anzahl von Spießenten (Bild) auf. Durch die vielen schönen Sichtungen heute, hatte ich die Tundrasaatgänse mittlerweile schon fast vergessen. Aber nun sind doch noch einige auf dem See unterwegs. In der Nähe der Kormoraninsel schwimmen ungefähr 70 Tundrasaatgänse (Bild). Der Rest hat sich vielleicht schon wieder auf die Reise in den hohen Norden Europas gemacht? Man erkennt die Tundrasaatgans an ihrem dunklen Hals und dem kurzen schwarzen Schnabel, der eine orangefarbene Spitze hat (siehe auch Artikel vom März 2013).
Vogeltagesliste West- und Ostbecken, Trattmoos: Höckerschwan, Tundrasaatgans (ca. 70), Graugans, Kanadagans, Weißwangengans, Zwergschneegans (2), Stockente, Schnatterente, Spießente (10), Pfeifente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schellente, Zwergsäger (6), Gänsesäger, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher (ca. 20), Graureiher, Kornweihe (2), Mäusebussard, Turmfalke, Wasserralle (2), Teichhuhn, Blässhuhn, Lachmöwe, Mittelmeer-/Steppenmöwe, Straßentaube, Buntspecht, Rotkehlchen, Amsel, Wintergoldhähnchen, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Baumläufer, Rabenkrähe, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Goldammer