Elbe – Tag 4: Wiedehopf und Sperbergrasmücke

Freitag, 7. Juni 2013, (Sonne, ca. 22 bis 25 Grad, warmes sommerliches Wetter), Mittelelbe, Klein Schmölen (Mecklenburg-Vorpommern), Lenzen
Unsere Gruppe hat beschlossen, dass wir den Ortolan suchen gehen. Diese weite und offene Landschaft mit Laubbäumen, Büschen und baumreichen Weidelandschaften ist ideal als Brutgebiet. Eva hatte frühmorgens extra einen für uns ausgespäht. So warten wir nun an einem Rapsfeld in dem der Klatschmohn blüht, rundherum stehen alte Eichen, Pappeln, Hecken und Büsche. Immer wieder können wir den Ortolan kurz hören – aber leider will er sich uns nicht zeigen. Soll heute wohl nicht sein.

Unser nächstes Ziel liegt nördlich von Lenzen. Es ist das Naturschutzgebiet Elbtaldünen (Bild) bei Klein Schmölen, ungefähr drei Kilometer östlich von Dömitz. Eine interessante Landschaft liegt vor uns. Lang und schmal breitet sich eine Binnendüne mit unbewachsenen Sandflächen und Magerrasen vor uns aus und südlich davon liegen die Feuchtwiesen und Schilfflächen entlang des naturnahen Altlaufs der Löcknitz (Bild). Wir sind kaum einige Meter gegangen und ein ganz eigenartiger Ruf »hup hup hup« (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics) ist hörbar. Schnell ist der Vogel gefunden. Ein Wiedehopf (Bild) sitzt frei auf einem abgestorbenen Ast. Nach der erfolglosen Ortolan-Sucherei ist das ein wunderschönes Erlebnis.

Diese trockene sandige Landschaft hat aber noch ein paar weitere Überraschungen parat. Neben Feldlerchen, Braunkehlchen und Neuntötern entdeckt Eva eine Heidelerche (Illustration), die an dem hellen Dreieck am hinteren Kopf eindeutig zu bestimmen ist. Das Dreieck entsteht, weil die beiden cremefarbenen Überaugenstreifen am Hinterkopf zusammenlaufen. Aber auch an ihrem weich flötendem Gesang (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics) ist sie eindeutig zu bestimmen. In der heißen Mittagszeit flirrt die Luft, so kann ich kaum Fotos machen. Auf der Düne sitzt ein Kolkrabe (Bild) und lässt sich schön beobachten. Als wir durch den Sand wieder absteigen, hören wir eine Wachtel, die gut versteckt aus der Wiese ihren dreisilbigen schnellen »Pick per-wick, Pick per-wick, Pick per-wick«-Ruf vorträgt. Da dies meine erste Wachtel ist, fange ich, an die Wiese abzusuchen. Das wäre ja mal was, wenn ich sie zu Gesicht bekäme. Aber es ist bekannt, dass sie sich sehr gut versteckt. Bei mir wird es heute mit dem Sehen auch nichts. Ist heute wohl eher ein Hör-Tag für mich. ;-)

Da die Sonne vom Himmel brennt, hüpfen einige in einen See und danach geht es zurück nach Lenzen. Es ist noch etwas Zeit vor dem Abendessen und ich radle zur Elbe. Vielleicht kann ich noch eine kleine Runde auf dem Deich fahren und Vögelchengucken. Der Wasserpegel ist immer noch am steigen und einige Leute diskutieren die Lage. Entlang des Deiches sehe ich die Feuerwehr, die Sandsäcke vorbereitet und über mir kreist der Hubschrauber. So fühle ich mich als Tourist am falschen Platz und bleibe lieber hinter dem Deich. Da ist auch die Stelle, wo wir Dienstagfrüh die Sperbergrasmücke ganz kurz gesehen hatten. Eva erzählte uns, wenn die Hitze nachlässt, kommt sie aus ihrem Versteck und lässt sich gut beobachten. So lege ich mich mit meinem Spektiv auf die Lauer. Etliche Neuntöter (einer davon im Bild), die sich oft mit den Sperbergrasmücken das Revier teilen, sind schon unterwegs. Es dauert ein bisschen, aber plötzlich bewegt sich etwas in den hinteren Büschen. Es sind sogar zwei. Eine Sperbergrasmücke (Bild) kommt langsam immer näher. Sie ist nicht leicht zu beobachten, da sie schnell und geschickt im Dickicht klettert. Die Augen sind leuchtend gelb und die Unterseite ist quer gebändert. Man sagt auch »gesperbert«, da diese Querbänderung ein Erkennungszeichen des Sperbers ist. Es macht Spaß, sie zu beobachten. Endlich wieder was für’s Auge!

Vogeltagesliste: Graureiher, Weißstorch, Stockente, Schnatterente, Mäusebussard, Rotmilan, Schwarzmilan, Rohrweihe, Wachtel (gehört), Ringeltaube, Kuckuck, Mauersegler, Wiedehopf, Buntspecht, Feldlerche, Heidelerche, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wiesenschaftstelze, Bachstelze, Neuntöter, Pirol, Star, Elster, Dohle, Rabenkrähe, Nebelkrähe, Kolkrabe, Gelbspötter, Sperbergrasmücke, Mönchsgrasmücke, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Zilpzalp, Braunkehlchen, Nachtigall, Amsel, Singdrossel, Kohlmeise, Schwanzmeise, Feldsperling, Buchfink, Kernbeißer, Bluthänfling, Girlitz, Grünfink, Stieglitz, Grauammer, Ortolan (gehört), Rohrammer, Goldammer.

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Elbtaldüne im Naturpark Mecklenburgisches Elbetal, Juni 2013
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Blick von der Elbtaldüne auf den Altlauf der Löcknitz, Juni 2013
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Wiedehopf, Elbtaldüne, Juni 2013
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Heidelerche (Illustration John Gerrard Keulemans; Public domain; vom Wikimedia Commons)
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Kolkrabe, Elbtaldüne, Juni 2013
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Neuntöter, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Sperbergrasmücke, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Sperbergrasmücke, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Sperbergrasmücke, Lenzen (Elbe), Juni 2013

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