Nordseeküste – Tag 5: Knutt, Pfuhlschnepfe, Austernfischer und Schwarzkopfmöwe

Mittwoch, 25. Mai 2022 (sonnig, später wolkig, nachmittags Regen, 15 bis 17 Grad, Wind 26 km/h, windiger Frühlingstag, Hochwasser 9.41 und 22.01 Uhr), Büsum, Eidersperrwerk, Katinger Watt, 9.15 bis 15.15 Uhr

Wie schon an den Tagen zuvor weht der Wind sehr heftig, aber die Sonne und der blaue Himmel laden dann doch zum Rausgehen ein. Regen ist keiner angesagt. Angesichts dieser Wettervorhersage entscheide ich mich erneut für eine Tour zum Katinger Watt. Nach einer halbstündigen Radfahrt lege ich einen ersten Halt ein und wechsle auf den seeseitigen Weg des Deiches.

Knutt und Pfuhlschnepfe im Watt

Das Wattenmeer (Bild) liegt vor mir. Es erstreckt sich von Dänemark im Nordosten bis in die Niederlande im Südwesten und misst rund 500 Kilometer in der Länge und bis zu 40 Kilometer in der Breite. Das Wattenmeer der Nordsee ist das größte Wattenmeer der Welt und dient vielen Vögeln und Fischen als Rastplatz und Nahrungsquelle. Als Watt bezeichnet man den freiliegenden Grund der See bei Niedrigwasser. Zweimal am Tag wird das Watt überflutet. Zur Stunde ist Hochwasser, doch in der Bucht (Bild), in der ich mich aufhalte, sind noch manche Areale sichtbar. In der Ferne haben sich einige Vögel niedergelassen. Es ist ja nicht einfach, Vögel zu bestimmen, wenn der Schnabel nicht zu sehen ist. Aber ich bin mir trotz der erheblichen Distanz ziemlich sicher, dass es sich um Knutts (Bilder) handelt. Der Knutt ist ein Watvogel mit kurzen Beinen und einem recht dicken und kurzen, nur leicht abwärts gebogenen Schnabel. Er ist etwas größer als ein Alpenstrandläufer. Im Prachtkleid, wie hier zu sehen, erscheint die Unterseite rostbraun gefärbt. Auch Knutts im Schlichtkleid, erkennbar am überwiegend grauen Gefieder, kann ich ausmachen. Ich freue mich riesig, da ein »Knutt im Prachtkleid« schon lange auf meiner Wunschliste steht. Neben den Knutts erkenne ich auch Pfuhlschnepfen (Bilder). Diese weisen eine ähnlich rostrot gefärbte Unterseite auf, doch sind sie deutlich größer als der Knutt. Leider ist der lange, aufwärts gebogene Schnabel im Gefieder versteckt. Noch weitere Watvögel sind vor Ort: Sandregenpfeifer (Bild), Alpenstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Rotschenkel und Steinwälzer. Über mir höre ich Gekreische, das von einer Küstenseeschwalbe (Bild) kommt.  

Wattenmeer mit Hochwasser, Nordsee, Mai 2022
Wattenmeer mit Hochwasser, Nordsee, Mai 2022
Knutts (Red Knot), Pfuhlschnepfen (Bar-tailed Godwit), Nordseeküste, Mai 2022
Knutts (Red Knot), Pfuhlschnepfen (Bar-tailed Godwit), Nordseeküste, Mai 2022
Sandregenpfeifer (Common Ringed Plover), Nordseeküste, Mai 2022
Küstenseeschwalbe (Arctic Tern), Nordseeküste, Mai 2022

Rote Augen, roter Schnabel, hellrosa Beine – der Austernfischer

Nur wenige Meter weiter sehe ich im Sand und später auch in der Wiese Austernfischer (Bilder, Video auf Youtube). Viele haben sich bei ihrer Rast in Trupps von 30 bis 40 Individuen zusammengeschlossen, die Köpfe mit dem langen Schnabel im Gefieder versteckt. Einige sind allein unterwegs und auf der Suche nach Nahrung, die aus Muscheln, Würmern, Krebsen, Insekten und im Binnenland auch aus Regenwürmern besteht. Auf der Grünfläche halten sich mehrere Säbelschnäbler (Küken im Bild) auf. Sie sind überaus wachsam und lassen ihre Küken nicht aus den Augen. Später taucht ein Greifvogel auf, der in geringer Höhe über die Wiesen zieht. Mit dem grauen Gefieder, dem langen Schwanz und der breiten schwarzen Handflügelspitze könnte es eine Kornweihe (Bild) sein.

Austernfischer (Eurasian Oystercatcher), Nordseeküste, Mai 2022
Austernfischer (Eurasian Oystercatcher), Nordseeküste, Mai 2022
Säbelschnäbler-Küken (Pied Avocet), Nordseeküste, Mai 2022
Kornweihe (Northern Harrier), (Bestimmung nicht sicher), Nordseeküste, Mai 2022

Lachmöwe, Küstenseeschwalbe und Schwarzkopfmöwe

Gegen 12 Uhr komme ich an der Seevogelkolonie am Eidersperrwerk (Bild) an. Am Sonntag hatte ich bereits das Vergnügen, die Vögel aus nächster Nähe beobachten zu können. Lachmöwen (Bilder, Video auf Youtube) brüten in Kolonien, die durchschnittlich aus 10 bis 1000 Paaren bestehen. Sie führen eine monogame Saisonehe. Mitte bis Ende April werden drei Eier gelegt. Die Jungen sind Platzhocker und nach ca. 26 bis 28 Tagen flügge. Beide Elternvögel füttern. Wegen des Windes ist das Video leider sehr verwackelt. Auch eine Küstenseeschwalbe (Bilder) kann ich erneut ausgiebig studieren. Eine der Seeschwalben attackiert einen Mann, der sich weit über das Geländer beugt. Sie pickt mit dem Schnabel auf seinen Kopf. Beim Absuchen der Kolonie fällt mir eine junge Seeschwalbe (Bilder) auf. Ich kann diese nicht sicher bestimmen. Junge Küstenseeschwalben im ersten Sommer erkennt man an der weißen Stirn und dem dunklen Schnabel. Sie sind aber in Europa kaum zu sehen, lese ich im »Kosmos-Vogelführer« (Lars Svensson). Eine der Schwarzkopfmöwen (Bild), die am Sonntag etwas versteckt im Gras saßen, hat sich nun auf den Steinen niedergelassen.

Seevogelkolonie am Eidersperrwerk, Mai 2022
Lachmöwe (Black-headed Gull), Eidersperrwerk, Mai 2022
Lachmöwen-Küken (Black-headed Gull), Eidersperrwerk, Mai 2022
Lachmöwen (Black-headed Gull), Eidersperrwerk, Mai 2022
Küstenseeschwalbe (Arctic Tern), Eidersperrwerk, Mai 2022
Küstenseeschwalbe (Arctic Tern), Eidersperrwerk, Mai 2022
Küstenseeschwalbe (Arctic Tern), links Jungvogel ((Bestimmung nicht sicher,) Eidersperrwerk, Mai 2022
Küstenseeschwalbe (Arctic Tern), (Bestimmung nicht sicher), Eidersperrwerk, Mai 2022
Schwarzkopfmöwe (Mediterranean Gull), Eidersperrwerk, Mai 2022

Sturm und Regen

Gegen 13.30 Uhr fahre ich weiter landeinwärts Richtung Tönning bis zum Aussichtsturm »Kiek Ut«. Auf dem Deichweg entlang der Eider (Bild) radle ich wieder zurück. Wegen des Hochwassers sind im Fluss keine Vögel zu sehen. Nach einem weiteren Abstecher ins Katinger Watt bemerke ich gegen 15 Uhr die dunkelgraue Wolkenwand, die sich von Norden her auftürmt. Anders als am Vormittag verkündet die Wetter-App nun, dass es bald zu regnen beginnen und auch absehbar nicht mehr aufhören wird. Genauso kommt es dann auch. Also rauf aufs Fahrrad und bei einsetzendem Sturm und Regen schnellstmöglich nach Büsum zurückgeradelt.

Eider bei Hochwasser, Mai 2022

Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Ringelgans (ca. 80), Brandgans, Stockente, Schnatterente, Pfeifente, Knäkente, Reiherente, Eiderente, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Löffler, Rohrweihe, Kornweihe (?), Blässhuhn, Austernfischer, Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Kiebitz, Knutt, Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Flussuferläufer, Rotschenkel, Uferschnepfe, Pfuhlschnepfe, Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Silbermöwe, Mantel- oder Heringsmöwe, Flussseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Ringeltaube, Straßentaube, Türkentaube, Feldlerche, Rauchschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Blaukehlchen, Steinschmätzer, Amsel, Mönchsgrasmücke, Teichrohrsänger, Gelbspötter, Fitis, Zaunkönig, Elster, Dohle, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Bluthänfling

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Geben Sie Ihren Suchbegriff oben ein und drücken Sie Enter um die Suche zu starten. Um abzubrechen, drücken Sie ESC.

Zurück nach oben