Sonntag, 13. August 2023 (heiter bis sonnig, später bedeckt, 20 bis 29 Grad), Ismaninger Speichersee, Ostbecken, Trattmoos, Westbecken, 8 bis 13.30 Uhr
Nach einigen kalten, regnerischen Tagen ist heute bestes Wetter, um zum Ismaninger Speichersee zu radeln. Der südliche Damm am Ostbecken ist eine gute Stelle zur Vogelbeobachtung. Von hier kann man aus nächster Nähe – aber ohne die Tiere zu stören – dem Treiben auf der kleinen Insel (Bild) folgen. Um diese Jahreszeit ist bei vielen Vögeln die Brutzeit schon abgeschlossen und so findet man allenthalben Jungvögel vor, wie beispielsweise das junge Teichhuhn (Bild), das schon auf eigene Faust am Ufer unterwegs ist. Ein Kampfläufer (Bild) – auch der wohl aufgrund des dunklen Schnabels ein Jungvogel – hat das Brutareal im hohen Norden Europas bereits verlassen und legt auf seiner Reise in das afrikanische Winterquartier hier eine Rast ein. Dieses Jahr ist auf der Insel viel gebrütet worden, besonders den Lachmöwen hat es hier offensichtlich gefallen. Nun bevölkern viele junge Lachmöwen (Bild) das steinige Ufer.
Diesjährige Schwarzkopfmöwe
Beim Durchsuchen der Möwenschar fällt mir eine etwas größere Möwe auf. Sie hat einen dunklen Schnabel und dunkle Beine. Auch das obere Gefieder ist im Vergleich zu den ingwerbraun gefärbten Lachmöwen deutlich dunkler. Vor Ort kann ich die Möwe nicht bestimmen, aber Martin, ein Birderkollege, der den Ismaninger Speichersee bestens kennt, hilft mir später bei der Bestimmung. Es ist eine diesjährige Schwarzkopfmöwe (Bilder). Laut dem Vogelbestimmungsbuch »Der Kosmos Vogelführer« (Svensson, Mullarney, Zetterström) »brütet die Schwarzkopfmöwe in West- und Südeuropa in kleinen Kolonien, meist zwischen Lachmöwen, zunehmend auch in Deutschland.« Ob Schwarzkopfmöwen hier gebrütet haben, ist nicht belegt. Ab Juli werden, so Martin, immer wieder Jungvögel am Speichersee gesichtet. Ein beringter Jungvogel kam sogar aus Ungarn.
Jungvögel und ein Eisvogel
Eine erfolgreiche Brut kann dann als gesichert gelten, wenn man Vogeleltern mit ihren Jungvögeln sieht, wie zum Beispiel das Blässhuhn (Bild) oder die Reiherenten-Mama (Bild), die beide ihre Jungen ausführen. Hin und wieder lohnt sich auch ein Blick auf den Kanal auf der anderen Seite des Dammweges. Auch wenn das Bild im Gegenlicht aufgenommen ist, sieht man anhand der Silhouette doch gleich, dass sich ein Eisvogel (Bild) auf dem Strandgut niedergelassen hat.
Zwergscharben
Gegen 11 Uhr mache ich mich auf den Heimweg, der mich über das Westbecken führt. Auf dem erfreulicherweise nicht zu viel befahrenen Dammweg am Nordufer (Bild) blühen um diese Jahreszeit viele heimische Pflanzen, wie z.B. die lilafarbene Gewöhnliche Wegwarte, die für Bienen und Fliegen eine gute Nahrungsgrundlage liefert. Während ich eine schwarz-gelb gestreifte Spinne beobachte, hilft mir ein zufällig vorbeikommender freundlicher Herr bei der Bestimmung: es ist eine Wespenspinne (Bild). Am westlichen Ende des Westbeckens erwartet mich dann noch eine schöne Überraschung: Auf einem der aus dem Wasser ragenden Äste erkenne ich zwei Zwergscharben (Bild). Mit ihrem kurzen, dicken Schnabel kann man sie im Vergleich zum Kormoran gut bestimmen. Seit Mitte Juli 2023 wurden die Zwergscharben in dem Gebiet gesichtet, aber sie hielten sich immer im westlichen Teil der Fischteiche auf, zu denen nur einige wenige Birder Zugang haben. Aber nun sind sie im Westbecken angekommen :-)). Nachfolgend auch einige tolle Fotos von André und eines von Timo, aufgenommen einige Tage später, bei bestem Wetter. Laut Wikipedia »ist die Zwergscharbe vor allem in Südosteuropa beheimatet und man findet sie ganzjährig in Lagunen und an fischreichen Seen. Sie benötigt Binnengewässer mit dichtem Uferbewuchs wie etwa Schilf oder Auwald und ist auf Seen, Altwasserarmen, in Sümpfen sowie an flachen Steppenseen anzutreffen. Im Winter sind die Vögel auch an der Meeresküste zu sehen.« Bis Mitte Oktober 2023 wurden die Zwergscharben am Ismaninger Speichersee gesichtet, im Sommer waren es teilweise bis zu elf Individuen. Auch in ganz Bayern wurden in diesem Sommer Zwergscharben regelmäßig gemeldet. Es wird spannend, ob sich der Trend fortsetzt. Laut Wikipedia haben 2022 zum ersten Mal an zwei Orten in Bayern Zwergscharben gebrütet.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Jagdfasan, Haubentaucher, Kormoran, Zwergscharbe, Silberreiher, Graureiher, Wespenbussard, Baumfalke, Teichhuhn, Blässhuhn, Alpenstrandläufer, Bruchwasserläufer, Flussuferläufer, Kampfläufer, Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Ringeltaube, Eisvogel, Buntspecht, Mehlschwalbe, Schafstelze, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Neuntöter, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Stieglitz, Goldammer
