Schwanzmeise und Heiliger Ibis in Ismaning

Sonntag, 13. Oktober 2013 (Sonne, 13 Grad, warmer Herbsttag), Ismaninger Speichersee, 11 bis 17.30 Uhr 
Vor zwei Tagen hatte es im Voralpengebiet schon heftig geschneit. Aber es war wohl nur ein kleiner Vorgeschmack auf den kommenden Winter. Heute ist das herbstliche Wetter zurückgekehrt. Es ist ein sonniger und klarer Tag. Die meisten Bäume tragen zwar noch ihre grünen Blätter, aber die ersten Vorboten sind schon sichtbar (Bild).
Mein erster Halt ist der nördliche Damm des Westbeckens. Neben der Beobachtung fliegender Möwen und Falken ist das Spannende am Westbecken die Kormoran-Insel. Sie liegt mitten im See und ist von Kormoranen, Möwen, Gänsen und Enten immer gut besucht. Sie ist nicht einfach einzusehen, da sie ziemlich weit weg ist und tagsüber die Sonne stark blendet. So bleibt nur der frühe Morgen oder der späte Abend für’s Beobachten. Das heißt auch, dass ich heute schon wieder zu spät dran bin. Trotzdem kann ich mit dem neuen Spektiv mehr erkennen als früher. Und ich finde auch die beiden Heiligen Ibisse (Bilder) wieder. Es ist bekannt, dass sich hier seit einigen Jahren zwei Vögel aufhalten. Mit ihrem weißen Gefieder, dem schwarzen Hals und den nach unten gebogenen dunklen Schnabel sind sie gut zu erkennen. Sie sind Gefangenschaftsflüchtlinge und ursprünglich in Afrika heimisch. Und wie ich später von Martin – der die Vogelwelt am Ismaninger Speichersee sehr gut kennt – erfahre, haben die beiden in diesem Jahr auch Nachwuchs bekommen.
Nachdem mir meine Augen vom vielen Blinzeln schon wehtun, fahre ich zum Ostbecken – meine Lieblingsseite. Ich treffe Christoph Moning, der mir von der Küstenseeschwalbe – eine Rarität im Binnenland – berichtet, die auf der kleinen Insel vor dem Süddamm rastet. Zügig gehe ich zur Insel, aber sie ist schon wieder weg. Auch ein zweites Mal bekam ich einen Tipp, wo sie sich gerade aufhält. Aber sie war dann auch schon wieder weg.

Gut, dass ich mich noch über Allerweltsvögel freuen kann. Meine Lieblinge sind die Schwanzmeisen. Man sieht sie nicht so oft und wenn, dann ist ihr schnarrrender kurzer »sri-sri-sri«-Ruf (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics) das erste was man wahrnimmt. Mit diesem Ruf halten sie Kontakt zu ihren Artgenossen und fliegen in kleinen Trupps von Baum zu Baum. Sie sind leicht zu bestimmen, da ihr Schwanz genauso lang ist wie ihr Körper. Deshalb werden sie auch »Pfannenstielchen« genannt. Sie brüten in Laub- und Mischwäldern, Parks und Gärten und bauen kunstvolle geschlossene Nester aus Moos, Flechten und Gespinsten.
Aus einer Weide am Damm hatte ich schon ihre Rufe gehört. Es sind zehn Schwanzmeisen (einige davon auf den Bildern), die zwischen den Zweigen rastlos hin und her hüpfen und Futter suchen. Manchmal fliegen sie alle auf, kommen dann aber sofort wieder zurück. Es ist ein gemischter Trupp mit beiden in Europa vorkommenden Arten. Die mitteleuropäische Schwanzmeise (europaeus) hat einen weißen Kopf und einen dunklen Scheitelseitenstreif und die nordeuropäische Art (caudatus) hat einen reinweißen Kopf. Meine kleinen umtriebigen Lieblingsvögel per Digiskopie zu fotografieren ist eigentlich kaum möglich, aber heute habe ich es geschafft.

Vogeltagesliste West- und Ostbecken: Schwarzhalstaucher, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher (3), Graureiher (1), Heiliger Ibis (2), Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans (1), Kanadagans (2), Stockente, Schnatterente, Löffelente (mind. 80), Pfeifente (ca. 30), Krickente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schellente (1), Gänsesäger (2), Mäusebussard, Sperber?, Baumfalke (1), Blässhuhn, Alpenstrandläufer (ca. 15), Kampfläufer (1), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Ringeltaube, Buntspecht (rufend), Rauchschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze (1), Zaunkönig, Amsel, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise (10), Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Stieglitz, Goldammer