Rauchschwalben und Haussperlinge im Osten von München

Sonntag, 17. Juli 2016 (bewölkt, 17 bis 23 Grad, grauer Sommertag), Ismaninger Speichersee, Abfanggraben, Moosgrund, 9.45 bis 18 Uhr
Am Vormittag bin ich von Ismaning zum Westbecken des Speichersees geradelt. Es ist stark bewölkt und es regnet ein bisschen. Da mir vor einigen Monaten meine Kamera auf den Boden gefallen ist und nun nicht mehr richtig funktioniert, bin ich heute mit dem Nachfolgermodell, einer Canon PowerShot G9X unterwegs. Diese kann auch per Touchscreen bedient werden. Die Umstellung ist schwierig und ich bin deshalb beim Digiskopieren deutlich langsamer als sonst. Aber eine Wiesenschafstelze (Bild) hält für eine kurze Zeit still. Im West- und Ostbecken finde ich jede Menge Wasservögel, aber die Fotos sind nicht gut geworden. Deshalb lasse ich diesen Teil meiner Tour weg.

Gegen 15 Uhr mache ich mich auf den Weg zurück nach München und radle entlang des Abfanggrabens vorbei an Maisfeldern, Wiesen und Äcker bis zum großen Becken am westlichen Ende. Hier kümmert sich ein Blässhuhn (Bild) noch um seinen Nachwuchs. Im Acker nebenan steht entspannt, aber doch aufmerksam, ein Turmfalke (Bild) auf seinem Aussichtspfosten. Ich radle noch etwas weiter Richtung München und komme an einigen Häusern vorbei. Das muntere Zwitschern (> xeno-canto.org) der Rauchschwalben (Bilder), die sich auf einer »altmodischen« Telefonleitung versammelt haben, lässt mich anhalten. Es herrscht ein vielfältiges Treiben und die Vögel halten oft nur wenige Minuten inne. Ein bisschen Gefiederpflege steht an und dann geht es im eleganten Tiefflug über die Felder. An den gelben Schnabelrändern kann ich die Jungvögel (Bilder) erkennen. Die adulten Rauchschwalben (Bilder) treffen sich an einer kleinen Wasserpfütze an und sammeln Lehm und anderes Nistmaterial. Wenn das Wetter gut ist können Rauchschwalben bis zu drei Bruten im Jahr großziehen. Anfang Mai bauen sie ihr Nest und bis spätestens Ende August/Anfang September verlassen die letzten Jungen das Nest. Danach sammeln sie sich in großen Schwärmen und im Oktober startet ihr Zug in die südafrikanischen Überwinterungsgebiete. Laut der im August 2016 veröffentlichten neuesten Fassung der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands (> PDF-Download-Link des Bayerischen Landesamtes für Umwelt) steht die Rauchschwalbe auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten. Die Rauchschwalbe lebt im ländlichen Raum und benötigt Viehställe und Scheunen für die Aufzucht der Jungen. Im Gegensatz zur Mehlschwalbe baut die Rauschschwalbe ihr Nest in das Innere der Ställe. Ein gekipptes Fenster reicht zum Ein- und Ausfliegen. Aus feuchtem Lehm, Grashalmen, Stroh und Speichel formt sie das schalenförmige Nest. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus fliegenden Insekten, die sie in offenen Landschaften findet. Der Rückgang der Landwirtschaft, besonders der Viehwirtschaft und die zunehmende Versiegelung der Böden sind unter anderem die Gründe für ihren Rückgang.

Nicht nur die Rauchschwalben auch die Haussperlinge stehen mittlerweile auf der Vorwarnliste der bedrohten Brutvögel. Der einstige »Allerweltsvogel« ist im Innenbereich von München kaum mehr zu sehen. Schade, denn ich habe den Spatzen gerne zugesehen, wie sie sich frech über die Krümel, die auf oder unter dem Tisch lagen, hermachten. Haussperlinge brüten überwiegend an Gebäuden, aber auch in dichten Hecken oder begrünten Fassaden. Sie benötigen Spalten oder Nischen im Dach- oder Fassadenbereich. Meistens werden diese bei Baumaßnahmen oder Sanierungen verschlossen und die standorttreuen Spatzen verlieren damit ihre Brutplätze. Spatzen ernähren sich nicht nur von Speiseresten, sondern ihre Hauptnahrung besteht aus Sämereien von Wildstauden. Zum Füttern der Jungen werden Insekten benötigt. Haussperlinge lieben Staub- und Wasserbäder. Deshalb sind versiegelte Flächen und der Rückgang naturnaher Flächen Gründe für das Verschwinden der Spatzen aus der Innenstadt. Aber hier im im Moosgrund finden sie noch ein Plätzchen zum Leben. Und ich genieße es, den Haussperlingen (Bilder) beim Baden zuzusehen.
Weitere Infos zum Münchner Spatz (> Lebensraumanalyse Sommer 2014).

Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Weißwangengans, Streifengans, Stockente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schellente, Mandarinente, Jagdfasan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Flussuferläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Straßentaube, Ringeltaube, Mauersegler, Buntspecht, Feldlerche, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Rotkehlchen, Singdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Grauschnäpper, Kohlmeise, Schwanzmeise, Kleiber, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Girlitz, Goldammer

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Wiesenschafstelze, bei Ismaning, Juli 2016
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Blässhuhn mit Küken, Abfanggraben, Juli 2016
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Turmfalke, bei Abfanggraben, Juli 2016
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Rauchschwalben, Moosgrund, Juli 2016
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Rauchschwalben, Moosgrund, Juli 2016
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Rauchschwalbe, Moosgrund, Juli 2016
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Rauchschwalbe, Moosgrund, Juli 2016
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Rauchschwalben, Moosgrund, Juli 2016
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Rauchschwalben, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperlinge, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperlinge, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperlinge, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperlinge, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperlinge und ein Feldsperling, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperling, Moosgrund, Juli 2016
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Haussperling, Moosgrund, Juli 2016

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