Donnerstag (Christi Himmelfahrt), 5. Mai 2016 (sonnig, teils bewölkt, lebhafter Ostwind, 6 bis 16 Grad, frischer Frühlingstag), Abfanggraben, Kieswerk Landsham, Ismaninger Speichersee, Unterföhringer See, 8.15 bis 17.15 Uhr
Wechselhaftes und manchmal sehr kühles Aprilwetter mit Schnee, Regen und Sonne prägte die letzten Wochen. Für heute ist sonniges Wetter vorhergesagt. Zeit für eine längere Radtour. Bis Johanneskirchen benutze ich die S-Bahn und von dort fahre ich Richtung Abfanggraben, einem im Osten Münchens künstlich angelegten Wasserlauf der zum Ismaninger Speichersee führt. Entlang des Weges lässt sich in den Morgenstunden ein schönes Hausrotschwanz-Männchen (Bild) bewundern. Ich komme an einem Hof mit einer Pferdekoppel vorbei. Einige Rauchschwalben, die letztes Jahr in einem kleinen Container den die Pferde als Unterstand nutzen, gebrütet haben, haben ihr Revier schon bezogen. Ich radle am Hüllgraben – so nennt sich der kleine Bach – entlang und komme an die Stelle (Grabenkopf), wo dessen Wasser laut rauschend über einige Treppen in den Abfanggraben fließt. Der LBV hat einige Informationstafeln (eine davon im Bild) aufgestellt um auf die Besonderheiten der Flora und Fauna dieses Areals hinzuweisen Hier lohnt es sich nach der Wasseramsel zu suchen. Mein Suchen wird auch bald belohnt. Gut versteckt im Schatten der Büsche sitzt am Ufer eine Wasseramsel (Bild).
Meine Tour führt mich weiter nach Landsham, wo ich in die Speicherseestraße abbiege und bald am Ostbecken des Ismaninger Speichersees stehe. Auf der Insel ist ein Bruchwasserläufer, eine Reiherente und … (Bild). Erkennen Sie die weiß-braun Ente mit dem schwarzen Kopf? Es ist eine Löffelente (Bild), zu der sich später noch eine Stockente gesellt hat. Was mich aber heute am meisten beeindruckt ist der Flugverkehr am Himmel. Dieser ist voller Mauersegler (Bild). Während meiner zwei Stunden am Speichersee lässt der Zug dieser wendigen Vögel nicht nach. Ich kann sie nicht wirklich zählen, es müssen aber Tausende sein. Sie kommen aus ihrem afrikanischen Winterquartier und sind nun zu ihren Brutplätzen unterwegs. Von Anfang Mai bis Anfang August erstreckt sich ihr Lebensraum von Westeuropa und Nordwestafrika bis zum Baikalsee und Ostasien. Sie führen monogame Dauerehen und suchen meistens ihre vorjährigen Nistplätze wieder auf.
Aber auch der Flugverkehr über dem Wasser bietet einiges. Neben den Flussseeschwalben (Bild) kann ich mindestens vier Baumfalken (einige auf den Bildern) beobachten, wie sie in rasantem Tempo knapp über der Wasseroberfläche nach Beute Ausschau halten. Der Baumfalke ist ein mittelgroßer Falke mit langen spitzen Flügeln, der rasend schnell fliegen kann und Vögel in der Luft erbeutet. Auch Libellen stehen auf seinem Speiseplan. Diese werden dann im Gleitflug sofort gefressen. Ein adulter Vogel ist oberseits grau, hat einen schwarzen Kinnstreif und eine weiße Kehle. Auf der hellen Brust und dem Bauch sind kräftige dunkle Streifen zu sehen. Eines der wichtigsten Erkennungszeichen sind aber die roten »Hosen«, wie man die rötlichen Federn am Beingefieder und am Steiß auch nennt. Nach dem Turmfalken ist der Baumfalke die zweithäufigste Falkenart in Deutschland. Im April kommt er aus seinen afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück und benötigt Kulturlandschaften mit Seen und Wäldern, Flussniederungen oder Bergwälder zum Brüten. Im September beginnt der Abflug in den Süden. Bevor ich mich wieder auf die Rückreise nach München mache, kann ich noch Weißwangengänse (Bild) und Graugänse (Bild) an mir vorbeiziehen sehen. Ich bin schon ziemlich glücklich mit den schönen Sichtungen und meinen ersten Baumfalken-Flugbildern, die ich per Digiskopie, Geduld und mit viel Glück machen konnte.
Aber es gibt noch eine Überraschung. In der Nähe vom Birkenhof entdecke ich ein kleines Vögelchen, das in Deutschland weit verbreitet ist, aber trotzdem sehr wenig gesehen wird. Anhand des typischen Gesanges, das wie klirrendes Glas klingt, kann ich den Girlitz (Bilder) eindeutig bestimmen und auch super beobachten. Er ist einer der kleinsten europäischen Finkenvögel und baut sein Nest hoch in dichten Nadelbäumen. Er lebt in Baumgruppen, an Waldrändern, Gärten, Parks und in Friedhöfen. In Mitteleuropa ist er ein Teilzieher und zieht im Winter in den Südwesten Europas. Nicht weit vom Girlitz singt ein Zilpalp (Bild) sein leicht zu merkendes Lied. Und zum Abschluss des wundervollen Tages kann ich mich noch an den Gösseln der Graugänse (Bilder), die am Unterföhringer See schon erfolgreich gebrütet haben, erfreuen.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans (ca. 350), Kanadagans, Weißwangengans, Brandgans, Nilgans, Streifengans, Stockente, Schnatterente, Löffelente (1), Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Jagdfasan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Schwarzmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke (ca. 5), Blässhuhn, Kiebitz, Bruchwasserläufer (4), Flussuferläufer (5+3), Grünschenkel (rufend), Kampfläufer (1), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Straßentaube, Ringeltaube, Mauersegler (tausende), Buntspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Wasseramsel, Heckenbraunelle, Hausrotschwanz, Singdrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Teichrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Gartenbaumläufer, Neuntöter, Elster, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Girlitz, Goldammer