Freitag, 25. Dezember 2020 (bedeckt, Schneeregenschauer, 2 Grad, kalter, grauer Wintertag), Isarstausee Altheim bei Landshut, 11 bis 13 Uhr
Normalerweise hätte ich heute meine Familie besucht – aber wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen habe ich das Treffen abgesagt. Normalerweise wäre ich an einem so ungemütlichen Tag nicht zum Vogelgucken gefahren – aber das Auto ist seit Wochen gebucht. Deshalb entschließe ich mich, eine seit einer knappen Woche gemeldete Weißkopf-Ruderente zu suchen. Am 19. Dezember 2020 wurde diese sehr seltene Ente in der Nähe von Landshut zum ersten Mal gesichtet. Da die Weißkopf-Ruderente eigentlich an flachen, vegetationsreichen Seen im Mittelmeerraum lebt und in unseren Breiten äußerst selten anzutreffen ist, versuchen erfahrene Vogelbeobachter zunächst herauszufinden, ob ein Vogel aus einer Zucht kommt oder ein Wildvogel ist. Ein Blick auf die Beine und die Schwungfedern gibt in diesem Fall Auskunft. Es ist keine Beringung zu sehen und die Schwungfedern sind nicht kupiert (gekürzt). Deshalb wird dieses Individuum als Wildvogel eingestuft.
Gegen 11 Uhr treffe ich am Isarstausee Altheim (Bild) ein. Ob ich auf dieser großen Wasserfläche die Weißkopf-Ruderente wohl finden werde? Höckerschwäne (Bild) und Blässhühner fallen als Erste ins Auge. Dann beginne ich damit, die Entengruppen systematisch abzusuchen. Viele der Reiher- und Tafelenten haben den Kopf im Gefieder versteckt, deshalb orientiere ich mich am Hinterteil. Die Weißkopf-Ruderente hat einen langen Schwanz, den sie gerne nach oben wegstreckt. Während meiner Suche passiert mich eine Birderin aus Augsburg, die schon länger vor Ort ist. Zu meinem Glück entdeckt sie kurz danach die Weißkopf-Ruderente (Bilder), die sich gar nicht so weit vom Ufer entfernt, einem Ententrupp angeschlossen hat.
Bedrohte Entenart
Die Weißkopf-Ruderente ist eine kleine, kompakte Ente mit verhältnismäßig großem Kopf. Das Männchen im Prachtkleid (Bild von Paul Edney/Pixabay) erkennt man am rostbraunen Körper, dem weißen Kopf und einem schmalen schwarzen Scheitel. Der bläuliche Schnabel ist an der Basis stark geschwollen. Weibchen und junge Weißkopf-Ruderenten haben dagegen ein mattbraunes Gefieder, weißliche Wangen und weisen einen scharf abgesetzten, dunklen Querstreif am Kopf auf. Da das Geschlecht (noch) nicht erkennbar ist, wird das Individuum am Stausee als »weibchenfarbig« bestimmt.
Bei Wikipedia finde ich weitere Informationen: »Die Weißkopf-Ruderente zählt zu den seltensten Brutvögeln Europas und ist eine der am stärksten bedrohten Entenarten der Welt, weil insbesondere die Bestände in Südeuropa und Nordafrika durch die Hybridisierung mit der amerikanischen Art, der Schwarzkopf-Ruderente, bedroht sind. Aus diesem Grund sind in Europa umfangreiche Schutzmaßnahmen eingeleitet worden. Über die Lebensweise dieser Ente ist verhältnismäßig wenig bekannt. Viele Einzelheiten weiß man nur aus der Zoohaltung, die ab den 1970er Jahren verstärkt einsetzte, um die Art zu erhalten.«
Ich freue mich sehr über die persönliche erste Sichtung dieser Art. Auch wenn die Weißkopf-Ruderente überwiegend schläft und Kopf und Schwanz nur selten zu sehen sind. Nur einen Tag vorher hat Christian Schwab die Weißkopf-Ruderente sehr schön im Sonnenschein fotografieren können. Noch (Stand: 23.2.21) hält sie sich in der Gegend auf und zwar am Moosburger Stausee. Dazwischen wurde sie auch am Echinger Stausee gesehen. Vielleicht bleibt sie ja länger? ;-)) Das wäre super.
Vogeltagesliste: Weißkopf-Ruderente*, Reiherente, Tafelente, Stockente, Schnatterente, Pfeifente, Blässhuhn, Kormoran, Höckerschwan, Haubentaucher, Brandgans (19), Großmöwe (unbestimmt)
Unterwegs bei Marzling: Mäusebussard, Weißstorch (2), Turmfalke, Silberreiher, Graureiher, Rabenkrähe
(* = persönliche Erstsichtung)