Baumpieper und Karmingimpel im Murnauer Moos

Sonntag, 16. Juni 2013 (Sonne, ca. 27 Grad, heißer Sommertag), Murnauer Moos, 12 bis 18 Uhr
Nach meiner gestrigen Rauchschwalben-Kartierung wollte ich eigentlich einen Ruhetag einlegen. Aber das Wetter ist zu schön, so dass ich mich kurzfristig auf den Weg in das Murnauer Moos mache. Ich bin leider viel zu spät unterwegs. Die besten Tageszeiten sind der frühe Morgen oder die Abendstunden. Dann hat man eine Chance den Wachtelkönig zu hören oder mit ganz viel Glück auch zu sehen. Deshalb plane ich, mir ein schattiges Plätzchen zu suchen und bis in die Abendstunden zu bleiben. Die Ramsach (Bild), die durch das Murnauer Moos fließt, führt immer noch mehr Wasser als sonst üblich. Das sind die Reste des verheerenden Hochwassers, das Anfang Juni auch in Bayern wütete. In den ausgedehnten Moorlandschaften und den Schilfflächen entlang der Ramsach und des Lindenbaches gibt es im Murnauer Moos immer viel zu entdecken. Aus den Büschen und Bäumen höre ich vielfältigen Gesang. Bei einem Sumpfrohrsänger und einer Gartengrasmücke bin ich mir ziemlich sicher, aber einige andere kann ich heute nicht bestimmen. Der Neuntöter (Bild), der wie eine Eins auf dem Pfosten steht und Ausschau hält, lässt sich gut beobachten und damit auch leicht bestimmen. An einer Stelle mit hohen Bäumen sehe ich einen Grauschnäpper (Bild), der von seiner Warte immer wieder nach oben fliegt, sich ein Insekt schnappt und dann zurück auf seinen Zweig kommt. Ein ganz typisches Verhalten aller Schnäpper.
Weil die Sonne vom Himmel brennt und es immer heißer wird, werden die Vogelgesänge immer weniger. Dennoch höre ich einen lauten, munteren Gesang, der von der Spitze eines hohen Laubbaumes kommt (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Ich kann sehr nah herangehen, der Vogel lässt sich nicht stören. Es ist ein Baumpieper (Bilder). Vor einem Jahr hatte ich diese Art schon einmal gesehen, allerdings sehr weit entfernt. Und ich hatte von Christoph Moning gelernt, dass man Baumpieper anhand der deutlich feineren Flankenstrichelung vom Wiesenpieper unterscheiden kann. Ich kann ihn lange beobachten. Er singt und singt – hin und wieder fliegt er von seinem Platz singend in den Himmel und lässt sich zum Schluss mit hängenden Beinen herabgleiten. Das schaut lustig aus. Der Baumpieper kommt Ende April nach Deutschland, brütet im offenen Wald, am Rand von Mooren und im Gebirge bis zur Baumgrenze. Er überwintert in Afrika.
Durch die anhaltende Hitze habe ich mein Pläne geändert und mich entschlossen, nicht bis in die Abendstunden zu warten. So gehe ich den schönen Weg entlang des Baches zurück. Ich bin noch auf der Suche nach dem Karmingimpel. Er gehört zu der Gattung der Finken, überwintert allerdings in Indien und breitet sich mittlerweile nach Westen aus. Er kann im Murnauer Moos gut beobachtet werden. Ich hatte heute mittag schon den typischen Gesang des Karmingimpels gehört: Tonbeispiel (aufgenommen von Michele Peron) und das Weibchen auch gesehen, das leider nicht so farbenprächtig wie das Männchen ist.

Beim Rückweg scanne ich hin und wieder die Hecken in den Feuchtwiesen ab. Und – welch ein Glück – da leuchtet mir doch etwas Knallrotes entgegen: ein Karmingimpel-Männchen (Bild).

Vogeltagesliste: Stockente, Turmfalke, Baumpieper, Hausrotschwanz (gehört), Braunkehlchen (mind. 5), Amsel, Gartengrasmücke, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter, Fitis, Zilpzalp, Grauschnäpper (2), Kohlmeise, Schwanzmeise, Kleiber, Neuntöter (mind. 5), Elster, Rabenkrähe, Star, Buchfink, Grünfink, Karmingimpel (2).