Sonntag, 14. Mai 2023 (bewölkt, 12 bis 17 Grad), Nöttinger Viehweide und Badertaferl, Feilenmoos (Landkreis Pfaffenhofen-Ilm, Oberbayern), Oberweiher bei Aiglsbach (Landkreis Kelheim, Niederbayern), 8 bis 15 Uhr
Heute gibt es mal wieder Neuland zu entdecken. Mit den Birderkollegen des Arbeitskreises Ornithologie des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) fahre ich von München aus auf der A9 Richtung Norden. Ziel ist das Naturschutzgebiet »Nöttinger Viehweide und Badertaferl« (Karte Openstreetmap), das ungefähr zwanzig Kilometer südöstlich von Ingolstadt liegt. Das 148 Hektar umfassende Areal ist Teil des nördlichen Feilenforstes. Es wurde 1943 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und 1986 nach Westen erweitert. Im Mittelalter war der Forst ein Laubmischwald und wurde zur Viehhaltung genutzt. Schweine, Ziegen und Rinder suchten hier ihr Fressen und wurden von Hirten gehütet. Solch ein Hutewald ist etwas Besonderes und nicht vergleichbar mit den in Bayern üblichen Nadelwäldern. Die »Nöttinger Viehweide« ist auch heute noch ein lichter Laubmischwald mit wenig Unterwuchs, offenen Weideflächen und Bäumen mit ausladenden Kronen. In diesem Wald mit viel Totholz und altem Baumbestand hat man gute Chancen auf Mittel-, Grau- und Schwarzspecht, Wendehals, Hohltaube, Waldkauz, Pirol, Baumpieper, Waldlaubsänger, Trauerschnäpper, evtl. auch Halsbandschnäpper und Gartenrotschwanz. Auch Waldschnepfen soll es in einem speziellen Abschnitt geben. Jörg Fendt aus unserem Arbeitskreis hat das Gebiet vorab erkundet und leitet heute die Exkursion.
Rundweg durch die Nöttinger Viehweide
Gegen 8 Uhr erreichen wir den Parkplatz (Bild) am Naturschutzgebiet. Eine große Informationstafel (Bild) erklärt die Besonderheiten des Gebietes. Auf einem beschilderten Rundweg wandern wir durch den abwechslungsreichen Hutewald (Bilder). Wunderschön ist es hier. Zahlreiche Nistkästen sind aufgehängt. Mit den vielen Stopps benötigen wir gute zwei Stunden für die Strecke. Im Wald Vögel zu sehen und zu fotografieren, ist nicht immer einfach, doch ich kann einen singenden Baumpieper (Bild), einen Trauerschnäpper (im Bild einer von insgesamt neun) und einen Kernbeißer (Bild) ablichten. Auch hören wir Schwarzspecht, Grünspecht, Kuckuck, Singdrossel, Wintergoldhähnchen, Pirol, Grauschnäpper, Fitis und einen Waldbaumläufer und können sie teilweise auch entdecken. Leider zeigt sich heute kein Waldlaubsänger – den hätte ich gerne einmal wieder zu Gesicht bekommen. Ich nehme mir fest vor, im nächsten Frühjahr diesem Wald erneut einen Besuch abzustatten.
Braunkehlchen im Feilenmoos
Westlich vom Forst liegt das Feilenmoos. Durch Trockenlegung und Kultivierung wurden aus dieser ehemaligen Mooraue landwirtschaftliche Nutzflächen. Seit Jahrzehnten wird dort auch Kies abgebaut und so sind viele Baggerseen entstanden. Manche werden als Naherholungsgebiete genutzt, aber sie bieten auch Wasservögeln Platz zum Brüten und Rasten. Wir gehen südlich der Staatsstraße 2335 auf einem kleinen Weg entlang des Moosgrabens in das Gebiet. Auf einem der Teiche hält sich eine Graugans-Familie mit ihren Jungen (Bild) auf. Auf einer der umliegenden Wiesen entdecken wir ein Braunkehlchen (Bild), das auf einem Zaun Ausschau nach Nahrung hält. Auch zwei Kiebitze, einen Baumfalken, einen Mäuse- und einen Wespenbussard können wir beobachten. Und aus dem Schilfbereich entlang des Moosgrabens heraus singen Teichrohrsänger und Sumpfrohrsänger. Die Wiesen südwestlich des Feilenmooses sind militärisches Gebiet und können nicht betreten werden.
Neuntöter am Oberweiher bei Aiglsbach
Für unseren letzten Halt fahren wir zehn Kilometer in östliche Richtung nach Geisenfeld und dann weiter nach Aiglsbach. Am südwestlichen Rand des Dürnbucher Forstes liegt der Oberweiher (Bild). Von der Straße (Mooshamer Weg) aus suchen wir mit Fernglas und Spektiv den Weiher ab und sichten Höckerschwäne, Schnatter-, Tafel- und Kolbenenten, Graureiher, Kormorane und eine Mittelmeermöwe. Aber am besten gefallen mir die drei Neuntöter (einer davon auf dem Bild), die sich in den Bäumen und in den Sträuchern nahe dem Ufer aufhalten.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Schnatterente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Jagdfasan, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Weißstorch, Rohrweihe, Mäusebussard, Wespenbussard, Baumfalke, Blässhuhn, Kiebitz, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Mauersegler, Schwarzspecht, Grünspecht, Buntspecht, Feldlerche, Uferschwalbe, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Baumpieper, Bachstelze, Rotkehlchen, Braunkehlchen, Singdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Dorngrasmücke, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter, Fitis, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Zaunkönig, Grauschnäpper, Trauerschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Haubenmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Waldbaumläufer, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Pirol, Haussperling, Buchfink, Stieglitz, Kernbeißer, Rohrammer, Goldammer
Weitere Informationen
Nöttinger Viehweide, Parkplatz-Koordinaten: 48°42’33.7″ Nord 11°36’20.2″ Ost
Nöttinger Viehweide > Wikipedia und Landkreis Pfaffenhofen-Ilm, Infos zum Naturschutzgebiet > Webseite Landratsamt
Feilenmoos > Wikipedia
Noch viele weitere Infos zu dem Gebiet Feilenforst, Nöttinger Viehweide, Feilenmoos und weiteren Beobachtungsplätzen in der Gegend finden sich im Falke-Heft (Der Falke. Journal für Vogelbeobachter), Ausgabe 8/2022.