Samstag, 1. Februar 2020 (heiter, 6 bis 12 Grad, schöner Wintertag), Lechstaustufe 2 bei Prem, 10.15 bis 12.30 Uhr
Mein heutiges Ziel ist der Lech. Der 256 Kilometer lange Fluss entspringt in Vorarlberg, fließt durch Tirol und Südbayern und mündet östlich von Donauwörth in die Donau. Am 4. Januar ist erstmals in der Nähe der Ortschaft Prem (Landkreis Weilheim-Schongau) an der Lechstaustufe 2 (Bilder) von Andreas Kraus eine Ringschnabelente gesichtet worden. Auch in den letzten Tagen wurde sie immer wieder gesehen. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten finde ich schließlich den Weg zum Fluss. Schön ist es hier. Im Süden glänzen die schneebedeckten Berge und umringt von Wäldern liegt der aufgestaute Lech vor mir. Ich gehe den Weg am Ostufer in Richtung Norden. Auf dem Fluss, der hier eher einem See ähnelt, fallen mir die vielen Zwergtaucher auf. Ebenso sind Höckerschwäne, Tafelenten und größere Trupps von Reiherenten vor Ort. Da sich Ringschnabel- und Reiherente in ihrem schwarz-weißen Prachtkleid sehr ähneln, prüfe ich jede Reiherente (Bild) äußerst genau. Ich entdecke eine Ente mit viel Weiß um den Schnabel, auf deren Rücken sich schon graue Federn zeigen. Es handelt sich vermutlich um eine Bergente (Bild), aber ganz sicher bin ich mir nicht.
Ringschnabelente und Mittelsäger
Eine Ringschnabelente erkennt man an ihrem großen Kopf, der hohen, steilen Stirn und dem spitzen Scheitel am Hinterkopf. Der Schnabel ist dunkelgrau und weist eine schwarze Spitze auf. Neben der schwarzen Spitze und auch an der Schnabelbasis fallen markante weiße Binden auf. Auch die Nasenlöcher sind weiß umrandet. An den Flanken ist das Gefieder grau gefärbt und am Vorderrand zeigt sich ein senkrechter weißer Keil. Diese Merkmale rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis – und nach intensiver Suche finde ich zwischen einigen Tafelenten am gegenüberliegenden Ufer die erhoffte Ringschnabelente (Bilder, Video auf Youtube). Normalerweise lebt diese Tauchente in Nordamerika, in Mitteleuropa ist sie ein überaus seltener Irrgast. Im April 2018 habe ich bereits einen Hybridvogel Ringschnabelente/Kleine Bergente am Nymphenburger Schloss in München gesehen (siehe Artikel), aber nun ist dieser Vogel hier am Lech kein Mischling. Ich freue mich über eine neue Art und habe auch noch das Glück, dass die Ringschnabelente dann näher zu mir herüberschwimmt.
Zuhause identifiziere ich beim Sichten der Fotos auch noch einen männlichen Mittelsäger (Bild, Video auf Youtube). Diese nordische Art überwintert im Binnenland sehr selten. Im Video ist der Mittelsäger mit einem Gänsesäger unterwegs.
Vogelliste Premer Lechsee: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Schnatterente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Bergente, Ringschnabelente, Schellente, Gänsesäger, Mittelsäger, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Blässhuhn, Mittelmeermöwe, Kohlmeise, Gimpel