Sonntag, 12. Juli 2015, Osterfelderkopf (2057 Meter), Kreuzeck (sonnig, ca. 16 Grad, schöner Sommertag), 9 bis 13.30 Uhr
Die Temperaturen in den letzten zwei Wochen waren sehr hoch gewesen, sogar ein neuer Spitzenwert von 40,3 Grad wurde in Bayern erreicht. Da es in den Bergen kühler ist und ich wegen der erhöhten Ozonwerte nicht mit dem Auto fahren will, entscheide ich mich für eine Tour in die Alpen. Mit dem Zug geht es nach Garmisch-Partenkirchen und dann mit der Bayerischen Zugspitzbahn Richtung Eibsee. An der Haltestelle Kreuzeck-Alpspitzbahn (Bild) steige ich aus und fahre mit der Gondel auf den 2057 Meter hohen Osterfelderkopf. Gleich neben der Bergstation (Bild) befindet sich die vor fünf Jahren neu eröffnete Aussichtsplattform AlpspiX. Um 9 Uhr sind noch wenig Touristen unterwegs, nur etliche Bergwanderer und Kletterer verteilen sich langsam auf die schmalen Pfade und Klettersteige. Ich gehe von der Bergstation einige Meter einen kleinen Weg bergauf und komme zu einer Geländekante. Vor mir erhebt sich die Alpspitze (Bild). Hier könnte man mit etwas Glück den Mauerläufer finden, lese ich in dem Reiseführer »Vögel beobachten in Süddeutschland« (Wagner/Moning, Kosmos-Verlag). Den Mauerläufer finde ich zwar nicht, aber dafür höre ich den kurzen, knarrenden Ruf des Alpenschneehuhns. Intensiv suche ich den Hang ab, aber finde den perfekt getarnten Vogel nicht.
Danach schlage ich den Weg ein, der 400 Höhenmeter bergab zum Kreuzeck führt. Durch die klare, frische Luft, den angenehmen Temperaturen und den blumenreichen Bergwiesen (Bild) fühlt sich hier oben alles noch sehr frühlingshaft an. Immer wieder höre ich einen hohen, etwas fiependen Ruf. Bald habe ich einen Bergpieper (Bilder) entdeckt. Den Schnabel voller Insekten steht er auf einem Stein und beobachtet die Umgebung. Dann fliegt er wieder ab und landet irgendwo in der Grasfläche. Der Bergpieper brütet in den Hochgebirgen Mittel- und Südeuropas sowie Kleinasiens, oberhalb von 1200 Höhenmetern. Brutzeit ist von Ende April bis Anfang Juli. Außerhalb der Brutzeit und zum Überwintern hält sich der Bergpieper im Flachland in der Nähe von Flüssen, Seen oder Überschwemmungswiesen auf.
Im Prachtkleid ist er an seiner weißlichen Unterseite und der blass-rosa überzogenen Brust recht gut zu bestimmen. Ein weiteres Erkennungszeichen ist der deutliche, weiße Überaugenstrich und die dunkelgrauen bis dunkelgraubraunen Beine. Im Schlichtkleid wird es schwieriger, da sich die verschiedenen Pieper sehr ähneln. Er ist eng mit dem Strand- und dem Pazifikpieper verwandt. Der Strandpieper hält sich überwiegend an den Küsten auf und der Pazifikpieper ist ein sehr seltener Gast aus Amerika oder Asien. Als ersten Anhaltspunkt im Vergleich zu den beiden bei uns vorkommenden Piepern sollte man auf die Beinfarbe und die Flankenstrichelung achten. Wiesenpieper haben helle Beine und eine kräftige Flankenstrichelung, Baumpieper haben auch helle Beine, aber eine dünne Flankenstrichelung. Dann gibt es aber auch noch Brachpieper (seltener), Rotkehlpieper (Durchzügler) und Spornpieper (sehr selten). Aber diese habe ich leider noch nie gesehen und bei der Bestimmung müsste ich auch noch üben.
So erfreue ich mich an diesen schönen Alpenwiesen an weiteren Bergpiepern (Bilder), die sich oft ganz nah am Weg aufhalten und manchmal beim Insektenfangen lustige Hüpfer machen. Mittlerweile sind mehr Leute unterwegs, auch Radfahrer kämpfen sich den Berg hoch. Deshalb wandere ich über die Hochalm zum Kreuzeckhaus. Von dort kann man mit der Gondel wieder ins Tal fahren.
Vogeltagesliste inklusive Anfahrt: Graureiher, Mäusebussard, Turmfalke, Mauersegler, Alpenschneehuhn (Ruf), Bergpieper (ca. 8), Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Zilzpalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Tannenmeise, Kolkrabe (4), Stieglitz, Haussperling