Dienstag, 10. September 2019 (heiter, sonnig, 19 bis 26 Grad, warmer Spätsommertag), Küste westlich der Isonzo-Mündung, 9.15 bis 14 Uhr; »Valle Cavanata«, 14.30 bis 18 Uhr
An der südwestlichsten Spitze des Naturschutzgebietes Isonzo-Mündung starten wir heute den Tag. Vogelbeobachtung am Meer ist der Plan. Circa drei Kilometer wandern wir auf einem befestigten Wander-/Radweg die Küste (Bild) entlang zum südlichen Ende des Naturschutzgebietes »Valle Cavanata«.
Zwergscharben, Eisvogel und ein Seidensänger
Das Hauptverbreitungsgebiet der Zwergscharben liegt weiter südöstlich im Mittelmeerraum, aber auch hier halten sich einige Vögel auf, die laut Liste der Biologischen Station Isola della Cona (SBIC) als Durchzügler oder Wintergäste eingestuft werden. Die beiden Zwergscharben (Bild) kann man anhand ihrer Größe gut vom Kormoran (oder ist es doch eine Krähenscharbe?) unterscheiden. Ein Flussuferläufer (Bild) hat sich neben einem Grünschenkel auf einer Betonwand niedergelassen. Gut für einen Größenvergleich. In einem kahlen Baum neben dem Weg entdecke ich gleich mehrere Zweigsänger – eine Mönchsgrasmücke, eine Dorngrasmücke (Bild) und eine Klappergrasmücke (Bild). Ein entspannter Seidenreiher (Bild) rastet unweit von uns am Ufer. In regelmäßigen Abständen ist der scharf pfeifende »Zii«-Ruf eines Eisvogels (Bild) zu vernehmen, der knapp über dem Wasser zielstrebig vorbeifliegt. Einer hat sich zu den Kiebitzregenpfeifern (Bild) gesellt. Die wenigsten Vögel singen um diese Jahreszeit. So fällt es natürlich besonders auf, wenn aus einem Busch laute, klangvolle, metallische Töne (Tonbeispiel xeno-canto) erschallen. Dieser ungewöhnliche Gesang ist mir durchaus vertraut. Es ist ein Seidensänger (Bild zeigt Mallorca-Vogel), den ich 2014 in Mallorca und zwei Jahre später in Marokko schon gehört und gesehen habe. Diesmal aber lässt sich der kleine rotbraune Vogel, der sich meist im Schilf oder in schilfähnlicher Vegetation verborgen hält, leider nicht blicken. Sein Verbreitungsgebiet liegt in den Ländern rund ums Mittelmeer, in Spanien, Teilen Frankreichs und auch an der Südküste Englands.
Als wir am südlichen Ende des Schutzgebietes »Valle Cavanata« (Plan) ankommen, endet der Wanderweg. Die befahrbare Straße neben dem Deich führt in das Schutzgebiet, ist aber durch ein Tor verschlossen. Im seichten Wasser der Bucht (Bild) halten sich einige Limikolen auf: Flussuferläufer, Grünschenkel, Kiebitzregenpfeifer (Bild, Video auf Youtube). Und nach langem Betrachten der leider schlechten Bilder bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass auch ein Sichelstrandläufer (Bilder) im Schlichtkleid darunter war.
Rosaflamingo, Bienenfresser und eine junge Zwergscharbe
Da es bei der Bucht nicht weitergeht, kehren wir zum Auto zurück und fahren ein kleines Stück nach Norden. Wir finden das Besucherzentrum der »Valle Cavanata« sehr schnell, es befindet sich auf einer kleinen, grünen Halbinsel. Wir wandern zum ersten Beobachtungspunkt, einer Bretterwand mit Sehschlitzen (Bild). Auf dem Wasser hat sich glitschiger Bewuchs breitgemacht und direkt vor uns ist wenig zu sehen. Dafür gibt es in der Ferne einen Rosaflamingo (Bild) zu bewundern. Die nächste Hütte befindet sich im Inneren der Halbinsel, doch die im Plan verzeichnete Wasserstelle ist ausgetrocknet.
Also weiter. Wir fahren 700 Meter Richtung Grado und parken an der Straße. Die Beobachtungsstation »Sabbia« ist ein mehrstöckiges Holzhaus. Im obersten Stockwerk mit den großen Fenstern und Bänken zum Sitzen hat man einen schönen Blick auf den Teich (Bild). In der Ferne ist leider nicht viel zu sehen, aber direkt vor dem Haus an einem Kanal hat sich eine junge Krähenscharbe (Bilder, Video auf Youtube) an einem Ast festgekrallt. Wunderschön anzusehen. Wenige Meter weiter rastet ein ganzer Trupp. Bienenfresser (einer davon im Bild) hört man den ganzen Tag rufen. Hier hat sich mal einer kurz niedergelassen. Vor dem Haus ist ein Grauschnäpper (Bild) noch auf Insektenjagd und die Türkentaube (Bild) schaut gelassen zu ;-))
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Streifengans, Stockente, Löffelente, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Zwergscharbe (ca. 30 bis 40 in der Valle Cavanata), Seidenreiher, Silberreiher, Graureiher, Purpurreiher, Schwarzstorch, Rosaflamingo (1), Mäusebussard, Teichhuhn, Blässhuhn, Stelzenläufer, Kiebitzregenpfeifer, Kiebitz, Sichelstrandläufer, Bruchwasserläufer, Flussuferläufer, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Großer Brachvogel, Kampfläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Straßentaube, Ringeltaube, Türkentaube, Eisvogel, Bienenfresser, Rauchschwalbe, Mönchsgrasmücke, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Seidensänger, Grauschnäpper, Kohlmeise, Schwanzmeise, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Nebelkrähe, Star, Italiensperling