Sonntag, 25. Oktober 2020 (heiter, 8 bis 17 Grad, milder Herbsttag), Ismaninger Speichersee, Ostbecken, Westbecken, 8.45 bis 14 Uhr
An diesem schönen Herbsttag fahre ich an den Ismaninger Speichersee. Bevor es an das Wasser geht, suche ich zunächst die Wiesen und die Bäume südlich des Ostbeckens ab. Zehn Stieglitze fliegen im Trupp von Baumwipfel zu Baumwipfel und legen dabei immer wieder eine Rast ein. Ein diesjähriger Stieglitz (Bild), erkennbar am noch nicht ausgefärbten Gefieder, fällt mir auf, weil er so schön schläfrig in die Morgensonne blinzelt und anscheinend die warmen Strahlen genießt. Auch vier Erlenzeisige (einer davon im Bild) – meine ersten in diesem Herbst – ziehen schon durch die Lande und picken sich die Samen aus den Erlenzapfen.
Rotkehlchen mit Herbstgesang
Dann höre ich einen Vogel singen. Das ist um diese Jahreszeit eher ungewöhnlich. Denn Vögel singen üblicherweise im Frühjahr bzw. auch schon im Januar, wenn die Tage wieder länger werden. Mit dem Gesang werben die Männchen entweder um eine Partnerin oder zeigen ihr Revier an. Der Sänger ist schnell entdeckt – es ist ein Rotkehlchen (Bilder, Video auf Youtube). Rotkehlchen singen mit Ausnahme der Mauserzeit das ganze Jahr über. Um ihr Territorium zu verteidigen, tun sie dies auch im Winter und da vor allem nachts. Der melodiöse Gesang des hübschen Vogels ist mit 275 nachgewiesenen, sich fortlaufend ändernden Motiven äußerst variabel (Quelle: Wikipedia). Ich finde die melancholisch gefärbten Melodien wunderschön.
Bekassinen und Spießente
An dem kleinen Rastplatz bei der Insel (Bild) im Ostbecken halten sich vier Bekassinen (Bilder) auf. Bisweilen ruhen sie und haben ihren langen Schnabel im Gefieder versteckt, dann sind sie wieder sehr agil und rennen Futter suchend zwischen den Steinen umher. Bis in den November hinein sind Bekassinen auf ihrem Zug in den Süden anzutreffen. Der deutsche Artname leitet sich vom französischen Wort »bécasse« ab, das mit Waldschnepfe oder Schnepfe übersetzt wird. Bekassine ist demnach eine »kleine Waldschnepfe«. Kormorane, Graugänse und Stockenten rasten ebenfalls an dem schmalen Ufer. Auch eine Spießente (Bild) ist darunter, die ich allerdings erst bestimmen kann, als ich ihren graublauen Schnabel sehe. Während ich noch den See absuche, lässt sich eine Goldammer (Bild) auf dem Baum neben mir nieder.
Haubentaucher im Westbecken
Zur Mittagszeit wird es auf den schmalen Dammwegen am Ostbecken immer voller. Viele Leute haben mittlerweile den Ismaninger Speichersee zum Spazierengehen entdeckt. Es ist immer noch Corona-Zeit und Abstandhalten nach wie vor wichtig. Mir wird es hier zu eng. Deshalb »flüchte« ich zum Westbecken, in der Hoffnung, dort auf weniger Spaziergänger zu treffen. Leider ist das nicht der Fall. Wo mir normalerweise nur einige wenige Birderkollegen über den Weg laufen, sind auch hier allzu viele Menschen unterwegs. Deshalb bleibe ich nur kurz, erfreue mich an einem Haubentaucher (Bild), der gemütlich an mir vorbeischwimmt, und mache mich wohl oder übel auf den Heimweg.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Schnatterente, Spießente, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schellente, Gänsesäger, Schwarzhalstaucher, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Sperber, Turmfalke, Teichhuhn, Bekassine, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Straßentaube, Türkentaube, Eisvogel, Buntspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Gebirgsstelze, Rotkehlchen, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Eichelhäher, Rabenkrähe, Stieglitz, Erlenzeisig, Goldammer