Donnerstag, 23. September 2021 (heiter, 16 bis 21 Grad, wenig Wind, sonniger Herbsttag), Bewahrungszone Waasen-Hanság (bei Andau), Einserkanal, 10 bis 17 Uhr
Mit dem Auto fahren wir heute in das südöstlich von Illmitz gelegene Beobachtungsgebiet Waasen-Hanság (Plan). In einer halben Stunde erreichen Wolfgang und ich die Ortschaft Andau. Von dort geht es auf der Straße B22 Richtung Süden. Das Wetter ist herrlich, Sonne und kaum Wind. Immer wieder halten wir am Straßenrand und suchen Himmel, Äcker und Wiesen (Bild) nach Vögeln ab. Wir entdecken einen jungen Seeadler, der leider weit entfernt seine Kreise zieht.
Großtrappen im Schutzgebiet
Anders als der Seeadler sind die dreizehn Großtrappen (einige davon auf den Bildern), die wir etwas später auf einem Acker finden, deutlich besser zu beobachten. In Mitteleuropa sind Großtrappen nur noch sehr seltene Brut- und Jahresvögel. Sie sind lokal in speziellen Schutzgebieten anzutreffen, wie z.B. in Deutschland in Brandenburg oder in einigen Gebieten in Österreich. Ungefähr 300 Individuen leben am westlichen Rand der ungarischen Tiefebene und konzentrieren sich im Burgenland auf der Parndorfer Platte, dem Heideboden und im Hanság. Dazu kommen um die 60 Vögel in Niederösterreich im westlichen Weinviertel (Quelle: Webseite Nationalpark Donauauen). 16 Kilogramm kann ein Vogel auf die Waage bringen. Damit zählen die Großtrappen zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Laut Wikipedia fliegen sie grundsätzlich gegen den Wind und das Auffliegen wird mit einigen beidbeinigen Sprüngen eingeleitet. Das zu sehen war mir heute nicht vergönnt, doch Bernhard Etspüler hat zwei der Großtrappen im Flug toll »erwischt«. Neben den Großtrappen sind auch um die 40 Kiebitze (einige davon im Bild) auf den Äckern auf Nahrungssuche.
Zwei junge Kaiseradler
Unser nächster Halt ist am Parkplatz an der Brücke von Andau (Bild), die über den Einserkanal (Bild) nach Ungarn führt. Ein Buntspecht, die häufigste Spechtart in Österreich, hält sich in einem kahlen Baum auf. Hier, im äußersten Osten Österreichs, muss sich der Buntspecht das Gebiet mit seiner Zwillingsart, dem Blutspecht, teilen. Auf dem Weg neben dem Einserkanal entdecke ich eine Ringelnatter (Bild). Unsere Weiterfahrt erfolgt über die westliche B22. Sehr, sehr weit entfernt machen wir zwei juvenile Kaiseradler (Bilder) aus, die lange nebeneinander auf einem Baum sitzen. Kaiseradler im Jugendkleid haben ein sandfarbenes Gefieder. Trotz der großen Distanz können wir noch den schwarzen Schwanz mit der weißen Endbinde erkennen. Später fliegt einer der Kaiseradler (Bilder) über uns hinweg.
Steppenweihe oder Kornweihe?
Um diese Jahreszeit können sich im Hanság Kornweihen, Wiesenweihen und vereinzelt Steppenweihen aufhalten. Von Birderkollegen hatten wir erfahren, dass hier eine Steppenweihe gesichtet wurde. Das würde uns natürlich auch gefallen, denn eine Steppenweihe ist in dieser Gegend etwas Besonderes – und es wäre meine persönliche Erstsichtung. Deshalb suchen wir intensiv die Landschaft ab. Wir entdecken auch eine Weihe, die in typischer Weise niedrig über den Wiesen patrouilliert. Schnell ist klar, dass es kein Männchen ist, denn diese wären in ihrem hellgrauen Gefieder recht einfach zu identifizieren. Es handelt sich definitiv um ein Weibchen. Ich mache per Digiskopie so viele Fotos wie möglich, um später noch eine eindeutige Bestimmung vornehmen zu können. Es stellt sich heraus, dass es »nur« eine Kornweihe (Bilder) ist. Wolfgang, der bei einem Wiesenweihen-Projekt in Deutschland mitarbeitet, hat noch einige Kollegen zurate gezogen – doch alle bestätigen das. Ein Kriterium ist unter anderem auch, dass mehr als fünf Finger der Handschwingen sichtbar sind. Bei Wiesen- und Steppenweihe sind nur vier Finger zu sehen. Nach diesen spannenden Minuten setzen wir die Fahrt fort. Wir legen auf einem Beobachtungsturm unseren letzten Halt ein und genießen den Blick auf einen Mäusebussard und einen Jagdfasan (Bild), die auf großen Heuballen Platz genommen haben.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Jagdfasan, Zwergtaucher, Silberreiher, Graureiher, Graugans, Seeadler, Kaiseradler, Kornweihe, Mäusebussard, Turmfalke, Teichhuhn, Großtrappe (13), Kiebitz, Lachmöwe, Ringeltaube, Türkentaube, Buntspecht, Rauchschwalbe, Bachstelze, Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Grauschnäpper, Blaumeise, Schwanzmeise, Raubwürger, Neuntöter, Star
Tag 6 – windiger Freitag
Für Tag 6 habe ich keinen Reisebericht mehr verfasst. Der Wind im Seewinkel blies wieder sehr heftig, was ich beim Vogelbeobachten als überaus anstrengend empfinde. Ich habe Waldohreulen gesucht, aber nicht gefunden. Dafür hat sich am Zicksee der Seeadler wieder gezeigt und auch ein Grünschenkel war anwesend. Als Abschluss dieses Reiseberichts noch eine Impression von der Neubruchlacke (Bild). Da ist noch etwas Wasser zu sehen, es waren jedoch kaum Vögel da. Aber das Rosarot der Astern und des Quellers fand ich sehr fotogen. Gleichwohl hoffe ich, dass im nächsten Winter und im Frühjahr wieder mehr Regen fällt. Das Gebiet ist so toll und für die Vogelwelt enorm wichtig.