Dienstag, 27. November 2018, Halbwüste bei Guelmim, 10 bis 17.30 Uhr, 18 bis 26 Grad, heiter, sonnig
Nach dem gestrigen Tag im Auto, steht heute »mal wieder« Vogelgucken im Mittelpunkt. Wir verlassen Guelmim durch das große Bogentor (Bild) und fahren auf der Fernverkehrsstraße nach Süden. Nach ca. einer halben Stunde sind wir an unserem Ziel angekommen. Eine Halbwüstenlandschaft (Bilder) mit Dornengebüsch erwartet uns, im Hintergrund sind flache Berge zu erkennen.
Nach kurzer Zeit finden wir den Fahlbürzel-Steinschmätzer (Bilder). Er lebt in tiefen Lagen, auf flachen, trockenen oder lehmigen Flächen, gerne auch in kargen, steinigen Halbwüsten mit schütterer niedriger Vegetation. Reine Sandwüsten meidet er. Sein Verbreitungsgebiet umfasst Nordafrika und den Nahen Osten. Nicht weit vom Fahlbürzel-Steinschmätzer »wartet« schon eine weitere Steinschmätzer-Art auf mich – der Wüstensteinschmätzer (Bilder, Video > Youtube). Diesen hübschen Vogel habe ich in Erg Chebbi im Januar 2017 schon kurz gesehen, aber heute kann ich ihn in Ruhe und sehr lange beobachten. Seine kurzen, klaren, etwas zittrig klingenden Flötentöne sind gut zu hören. Während ich noch den Wüstensteinschmätzer bewundere, fällt mir wiederholt ein kleiner hellbrauner Vogel auf, der am Boden etwas hektisch nach Futter sucht. Es ist eine Sandlerche (Bilder, Video > Youtube), die emsig und rastlos umherrennt, immer wieder mal kurz stehen bleibt und in regelmäßigen Abständen schnell ihre Flügel aufschlägt. Warum auch immer!
Brahim weist mich auf einen Lannerfalken (Bild) hin, der weit entfernt auf einem der Strommasten sitzt. Leider zu weit, um ein gutes Bild zu bekommen. Wir wechseln auf die andere Straßenseite und auch hier werden wir fündig. Zwar wirkt die Landschaft auf den ersten Blick öde und verlassen, doch mit der Zeit hört und sieht man das Lebendige. Ein dünnes, ansteigendes Flöten und melancholische Töne sind zu vernehmen. Welcher Vogel könnte das wohl sein? Zum Glück zeigt sie sich, die Wüstenläuferlerche (Bilder, Video > Youtube). Die große, schlanke Lerche lässt sich in der Mittagssonne bei einem Busch nieder und hält mit leicht geöffnetem Schnabel ein kurzes Nickerchen. Vögel hecheln, wenn es ihnen zu warm wird. Auf diese Weise erzeugen sie Verdunstungskälte und kühlen ihren Körper ab. Ein weiterer Wüstenvogel macht sich bemerkbar. Eine Saharaohrenlerche (Bilder, Video > Youtube) ist auf der Suche nach Nahrung, die hauptsächlich aus Samen besteht. Nur gelegentlich werden Insekten gefressen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mauretanien und Westsahara über ganz Nordafrika bis Nordägypten und weiter in den Nahen Osten.
Gegen 16 Uhr fahren wir nach Guelmim zurück und machen noch einen Abstecher an einen fast ausgetrockneten Fluss (Bilder). Nur für wenige Sekunden können wir eine Wüstenprinie erhaschen – aber die Zeit reicht nicht für ein Foto. Nach unserer Ankunft in Guelmim (Bild) führt mich Brahim noch zum Kamelmarkt (Bild), der früher der größte in ganz Afrika war. Die großen Kameltrecks sind Geschichte, aber regional werden noch heute Dromedare, Ziegen und Schafe gehandelt.
Vogeltagesliste: Lannerfalke, Flussregenpfeifer, Straßentaube, Theklalerche, Sandlerche (4), Saharaohrenlerche (2), Wüstenläuferlerche (4), Bachstelze, Rotkehlchen, Diademrotschwanz, Steinschmätzer, Wüstensteinschmätzer (2), Fahlbürzel-Steinschmätzer (2), Wüstenprinie, Samtkopf-Grasmücke, Zilpzalp
Frühere Sichtungen im Dezember 2016 und Januar 2017.