Mittwoch, 7. Juni 2023 (bewölkt, 12 Grad, Wind 22 km/h, Hochwasser 17 Uhr), Sylt, Rantumbecken, Nössekoog, Nössedeich, Sandinseln 10 bis 12.45 Uhr und 16.30 bis 18.30 Uhr
Da ich am gestrigen Dienstag, dem Tag 4 meines Sylt-Besuches nur wenige Vögel gesehen habe, verzichte ich auf einen diesbezüglichen Tagesbericht. Ich bin auf meiner 25 Kilometer langen Radtour in den Norden von Sylt durch die schöne Heide- und Dünenlandschaft des Naturschutzgebietes »Nord-Sylt« gefahren. Unterwegs begegnete mir am Straßenrand ein Schwarzkehlchen und am Strand hoch am Ellenbogen habe ich zwei Zwergseeschwalben gesichtet. In der Königshafener Bucht herrschte um die Mittagszeit Ebbe und kein Vogel zeigte sich.
Rotbraunes Kuckucks-Weibchen
Für den heutigen Mittwoch, den Tag 5, plane ich deshalb anders. Da bei auflaufendem Wasser die Vögel meistens näher an das Ufer kommen und Hochwasser für 17 Uhr angesagt ist, beschließe ich, zweimal zum Vogelgucken zu radeln – vormittags und am späten Nachmittag. Meine Vormittagstour führt mich hauptsächlich durch Wiesenlandschaften bis hin zum Rantumbecken. Ich sehe eine Uferschnepfe (Bild), eine Löffelente (Bild) und ein Sumpfrohrsänger (Bild) macht durch seinen Gesang auf sich aufmerksam. Den Kuckuck hört man auf Sylt jeden Tag rufen und so auch heute. Ein Kuckucks-Männchen (Bild) zeigt sich im Rantumbecken. In der Nähe der Katrevel-Teiche entdecke ich ein Kuckucks-Weibchen (Bild). Bei den Weibchen gibt es zwei Morphen, eine graue, dem Männchen sehr ähnliche und eine sehr seltene rotbraune Variante.
Säbelschnäbler ganz nah
Eine wunderschöne Begegnung habe ich mit einem Säbelschnäbler (Bilder, Video auf Youtube), der etwas aufgeregt in einer Wiese umherläuft. Er ruft sein typisches »plüüiit plüüiit«, das als Warn- oder Lockruf gilt. »Die Männchen haben einen längeren und weniger scharf aufwärts gebogenen Schnabel als die Weibchen«, lese ich im Svensson (Der Kosmos-Vogelführer). Aber ob es sich hier um ein Männchen oder Weibchen handelt, kann ich leider nicht sagen. Mein nächster Halt ist am Infohäuschen beim Rantumbecken. Vom Damm aus beobachte ich die Kiebitz-Familie (Bilder), die ich bereits am Montag gesehen habe. Einer der Elternvögel ruft intensiv, hat die Flügel weit aufgefächert und ist sehr aufgeregt – er will wohl einen Feind vertreiben. Doch es ist zu spät: Ein Mauswiesel (oder ist es ein Hermelin?) hat sich eines der Küken geschnappt.
Unbestimmte Schafstelze
Beim Absuchen der Wiesen am Nössekoog entdecke ich eine Schafstelze (Bilder). Aufgrund des grauen Kopfes und der weißen Kehle könnte es eine Aschkopf-Schafstelze (Motacilla flava cinereocapilla) sein. Diese ist aber überwiegend in Italien zu finden. Um sie eindeutig bestimmen zu können, müsste ich die Rufe hören (den Gefallen tut sie mir nicht). Am Ende meiner vormittäglichen Runde finde ich noch eine Feldlerche (Bild), die sich auf einer Wiese schön präsentiert.
Rastende Limikolen und eine Brandseeschwalbe
Gegen 16.30 Uhr mache ich mich erneut auf den Weg Richtung Süden zum Rantumbecken und von dort nach Osten zu den Sandinseln (Bild). Das Wasser steigt und so hoffe ich, rastende Vögel möglichst nah am Ufer beobachten zu können. Den Alpenstrandläufern, Knutts und Uferschnepfen sowie einem Kiebitzregenpfeifer (Bild) gefällt es aber auf der weit entfernten, schon überflutenden Insel besser. Zum Ausgleich quasi erfreut mich ein Futter suchender Sandregenpfeifer (Bild), dem ich aus nächster Nähe zusehen kann. Desgleichen einige Sturmmöwen (Bild) und eine Brandseeschwalbe (Bild).
Fazit der Reise
Die nächsten beiden Tage, Donnerstag und Freitag, bin ich ebenfalls noch auf der Insel unterwegs. Einmal bei Kampen im Naturschutzgebiet »Nielönn« und dann erneut rund um das Rantumbecken. Die Entfernungen der Vögel vom eigenen Standpunkt stellen auf Sylt teilweise eine echte Herausforderung dar. Man muss schon ein guter Kenner der einzelnen Arten sein, um sie bestimmen zu können. Manches, wie den Südteil der Insel bei Hörnum, habe ich zeitlich nicht mehr geschafft. Auch gibt es zu den Zugzeiten im Herbst und Frühjahr noch viel mehr zu entdecken, da dann Tausende Enten und Limikolen die Insel zur Rast nutzen. Bei speziellen Wetterlagen kann man ziehende Vögel beobachten oder auch an der Kurpromenade in Westerland nach Hochseevögeln Ausschau halten. Aber auch dazu braucht man sehr viel Erfahrung. Das wäre doch ein Grund, in Begleitung von Profis erneut die Insel zu besuchen, oder?
Vogeltagesliste: Graugans, Kanadagans, Weißwangengans, Brandgans, Stockente, Löffelente, Eiderente, Kormoran, Austernfischer, Jagdfasan, Graureiher, Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Kiebitz, Knutt, Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Uferschnepfe, Lachmöwe, Sturmmöwe, Silbermöwe, Heringsmöwe, Brandseeschwalbe, Flussseeschwalbe oder Küstenseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Feldlerche, Uferschwalbe, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Schafstelze (unbestimmt), Zaunkönig, Rotkehlchen, Singdrossel, Amsel, Schilfrohrsänger, Zilpzalp, Gelbspötter, Blaumeise, Dohle, Rabenkrähe, Nebelkrähe, Kolkrabe, Star, Sperling, Bluthänfling, Rohrammer
