Samstag, 9. Mai 2015 (bedeckt, etwas Sonne, Gewitter, ca. 17 Grad, Frühling), Isarauen in Freising, 12.45 bis 16.45 Uhr
Vor vielen Jahren hatte ich auf einer Wanderung im bayerischen Oberland schon einen Halsbandschnäpper gesehen, aber heute will ich mir den Vogel genauer ansehen. In den Isarauen in Freising hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) Nistkästen für die Vögel aufgehängt. Ich habe mich leider nicht gut informiert und so begebe ich mich erstmals auf die »falsche« Seite der Isar. Ab der Korbiniansbrücke gehe ich den südlichen Isarweg in östliche Richtung. Aber was ist schon »falsch«, wenn der Weg entlang der Isar durch die Auenlandschaft (Bilder) wunderschön ist? Obwohl dieses Gebiet mitten in der Stadt liegt, sind heute nur wenig Spaziergänger unterwegs. Ich höre viele Vogelrufe und Gesänge und versuche sie einzuordnen. Aus dem Unterholz schmettern Zaunkönige, der Buntspecht klopft an den Stamm und aus der Baumkrone höre ich die quietschenden Laute eines Gelbspötters (Bild) – mein Erster in diesem Jahr. Wie fast alle Vogelbeobachter freue ich mich über »meine« ersten gesichteten Vögel eines Jahres. Auch eine Gartengrasmücke, ein Grauschnäpper und ein Trupp Mauersegler sehe ich heuer zum ersten Mal. Die Mauersegler sind spät dran. Normalerweise sieht man die ersten Rückkehrer Ende April/Anfang Mai.
Die Stare sind schon früher aus ihrem Winterquartier zurückgekommen und sind mit ihrer Brut ziemlich beschäftigt. Bald entdecke ich den ersten Star (Bilder), wie er in einer Baumhöhle verschwindet. Nicht weit davon entfernt fliegt ein anderer Star (Bilder) seine Höhle an. Ich kann auch die kleinen gelben Schnäbelchen von mindestens zwei Jungvögel sehen. Nicht mehr lange, dann sind sie flugfähig.
Gleichzeitig suche ich natürlich nach Nistkästen, aber ich finde keine. Ich habe das Gefühl, dass ich den falschen Weg ausgewählt habe. Durch eine schnelle Internet-Recherche wird klar, dass die Brutkästen für die Halsbandschnäpper am nördlichen Ufer der Isar hängen. Deshalb gehe ich den Weg bis zur Brücke zurück und starte nochmal neu. Südlich vom Klärwerk in der Parkstraße gibt es zwei Wege, einer direkt an der Isar und der etwas höher gelegene Dammweg. Entlang dieses Weges hängen die Brutkästen und bald höre ich auch den pfeifenden, einsilbigen Ruf (> xeno-canto.org). Aber er ist nicht so leicht zu entdecken und es dauert, bis ich einen Halsbandschnäpper (Bilder) sehe. Hin und wieder verweilt er kurz auf einem blattlosen Ast, verschwindet aber bald wieder im Laub. Der Halsbandschnäpper kann leicht mit dem Trauerschnäpper verwechselt werden. Beim Männchen ist das durchgehend weiße Halsband ein Unterscheidungsmerkmal. Die Weibchen sind bräunlich gefärbt und sehen sich sehr ähnlich. Der Halsbandschnäpper brütet in Laubwäldern, Parks und Gärten. Da der Schnäpper sehr spät aus Afrika in sein Brutgebiet zurückkommt, sind Bruthöhlen oft schon von anderen Vögeln besetzt. Deshalb werden in Freising die Vorderseiten der Nistkästen erst eingesetzt, wenn der Halsbandschnäpper gesichtet wurde. Mehr Infos zu den Halsbandschnäppern > LBV Freising. In Bayern liegt sein Verbreitungsgebiet entlang der Donau, unteren Iller, mittleren Isar, an der Isarmündung sowie im Nordwesten in weiten Teilen der Mainfränkischen Platten und im Spessart (Quelle: Rödl, Rudolph, Geiersberger, Weixler, Görgen; 2012: Atlas der Brutvögel in Bayern, Verbreitung 2005 bis 2009. Stuttgart).
Am Himmel braut sich ein Gewitter zusammen, so kann ich die Halsbandschnäpper nur kurz bewundern. Ein Star (Bilder) ist noch voll in Aktion und verteilt Futter an seinen Nachwuchs. Danach säubert er die Höhle und bringt den Kotsack weg. Ich muss dann auch weg, weil es heftig zu regnen anfängt.
Vogeltagesliste: Stockente, Gänsesäger (2), Kormoran (überfliegend), Mauersegler (ca. 20 bis 30), Buntspecht, Rauchschwalbe, Gebirgsstelze (3), Rotkehlchen, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke (1), Gelbspötter, Fitis?, Zilpzalp, Zaunkönig, Grauschnäpper, Halsbandschnäpper (3), Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Haussperling, Buchfink
