Montag, 2. Januar 2017, Rissani, 3 bis 11 Grad, 8 bis 13 Uhr
Wir bleiben noch einen Tag in der Gegend (Erg Chebbi) und fahren in die 30 Kilometer entfernte Wüstenstadt Rissani, die Heimat von Brahim. Unweit davon erhebt sich aus dem flachen Gelände eine langgezogene Felswand (Bild), auf der wir viele Kotstellen (Bild) des Lannerfalken finden. Wir laufen am Fuße der Felsen durch ein ausgetrocknetes Flussbett (Bild). Der hübsche Saharasteinschmätzer (Bild), einer meiner Lieblingsvögel, lässt sich bald blicken. Während wir langsam durch die spärliche Vegetation weiterschlendern, sehen wir auf einem der Dornbüsche eine Brillengrasmücke (Bilder) herumhüpfen. Diese Art brütet nicht nur in Nordafrika, sondern auch in Spanien, Südfrankreich, Italien, Sardinien und Korsika sowie auf den balearischen, kapverdischen und kanarischen Inseln. Die europäischen Populationen ziehen zum Überwintern ins nördliche Afrika. Die Brillengrasmücke sieht »unserer« Dorngrasmücke sehr ähnlich.
Nach dieser für mich neuen Art geht es Schlag auf Schlag weiter. Eine Steinlerche (Bilder), die wir beim Picknick vor einigen Tagen schon einmal kurz gesehen haben, lässt sich nun lange bei der Futtersuche beobachten. Sie ähnelt der Sandlerche, hat aber einen längeren und kräftigeren Schnabel. Sie bewohnt trockenes, offenes, manchmal hügeliges Gelände, hält sich gerne in Wadis oder steinigen Felswänden auf. Wie schon einen Tag zuvor zeigt sich auch heute eine Atlasgrasmücke (Bild). Obwohl sie eilig von Zweig zu Zweig hüpft und auch heute nur kurz zu sehen ist, gelingt mir ein Foto durchs Spektiv. Die Atlasgrasmücke brütet an kargen Bergwänden oder auf Heiden mit Büschen. Im Norden Afrikas ist sie ganzjährig zu finden, aber manche der Vögel ziehen im Winter etwas südwärts. Dann trifft man sie in niedrigen Lagen und flachem Gelände an. Kurze Zeit später fühle ich mich leicht überfordert ;-), da drei Vögel gleichzeitig zu sehen bzw. zu hören sind. Zuerst taucht ein Lannerfalke (Bild) auf, der zügig über uns hinwegfliegt. Er bewohnt Wüsten, Steppen und niedrige Gebirgszonen. Die Beute, kleine bis mittelgroße Vögel, wird vom Männchen und Weibchen gemeinsam erjagt. Während ich dem Vogel noch hinterherschaue, höre ich Brahim sagen, dass er die Rufe des Tropfenflughuhns hört. Aber der Vogel ist weit weg und wir können ihn nicht sehen. Dafür hüpft direkt vor uns im Sand eine Maghreblerche (Galerida macrorhyncha) (Bild) umher, erkennbar unter anderem an dem langen Schnabel. Bei den Haubenlerchen gibt es variierende Schnabellängen. In Nordeuropa und im Nahen Osten sind die Schnäbel kürzer, in Nordafrika am längsten. Beim weiteren Absuchen der Felswände fallen mir noch die vielen Wüstenraben (Bild) auf, die sich an manchen Stellen versammeln. Als auf unserem weiteren Weg die Felsen flacher werden, queren wir auf die andere Seite der Felsformation. Hier weist uns Brahim auf die Versteinerungen (Bild) hin, die in großer Anzahl zu sehen sind. Die Gegend von Erfoud und Rissani ist das Zentrum der marokkanischen Fossilienindustrie.
Was man aus Fossilien alles herstellen kann, können wir anschließend noch im Ladengeschäft von Brahims Vater bewundern. Nach einer Einladung zu einer Berberpizza fahren wir zu unserem Dünenhotel zurück. Die meisten Neujahrstouristen sind wieder abgereist. Im und um das Hotel ist es angenehm still. Ich genieße es, auf die Dünen (Bilder) zu steigen und mir die tolle Landschaft anzusehen. Am Neujahrstag ist es Brauch, von den Dünen aus den Sonnenuntergang (Bild) zu bewundern. Dem komme ich nun am 2. Januar nach!
Vogeltagesliste: Lannerfalke erlangeri*, Tropfenflughuhn* (Rufe), Felsentaube, Straßentaube, Türkentaube, Maghreblerche (Haubenlerche macrorhyncha)*, Steinlerche, Wüstenläuferlerche, Felsenschwalbe, Bachstelze, Diademrotschwanz, Saharasteinschmätzer, Samtkopf-Grasmücke, Brillengrasmücke*, Atlasgrasmücke, Zilpzalp, Raubwürger elegans, Wüstenrabe, Haussperling
(* = meine persönliche Erstsichtung)
Das Foto der Brillengrasmücke von Markus Dähne ist wirklich gelungen. Vielleicht gibst du das bei Gelegenheit an ihn weiter. Ich hatte ja jetzt auf Lanzarote das Glück, eine von ihnen längere Zeit zu beobachten. – Viele Grüße aus Berlin, Elke.