Helgoland – Tag 4: Trauerbachstelze und Wiesenpieper

Sonntag, 18. September 2022 (bewölkt, Regenschauer, 12 bis 14 Grad, Wind bis zu 54 km/h, stürmischer Herbsttag), Helgoland, Nordosthafen, E-Werk, Südwestmole, 8.45 bis 14 Uhr

Sie werden es bemerkt haben: Tag 3, der Samstag fehlt. Das Wetter hatte sich weiter verschlechtert. Vormittags regnete es heftig und der Sturm erreichte eine Stärke von bis zu 70 Stundenkilometern. Als sich mittags ein bisschen die Sonne zeigte, bin ich für zwei Stunden raus, um den Dunklen Sturmtaucher zu suchen. Ohne Erfolg.

Erneute Suche nach dem Dunklen Sturmtaucher

Mittlerweile habe ich von Andreas, einem bayerischen Birderkollegen, der sich zufällig auch an der Küste aufhält, telefonisch erfahren, dass man für die Sturmtaucher-Suche frühmorgens an das Meer gehen soll. Zwar ist es heute, Sonntag, immer noch sehr windig (bis zu 54 km/h), es regnet aus jeder kleinen Wolke und ich schaffe es nicht, in aller Frühe loszukommen, aber um 8.45 Uhr stehe ich an der Mole am Nordosthafen. Die Sicht ist schlecht und der Wind peitscht die Wellen in die Höhe (Bild). Es sind auch einige einheimische Birder vor Ort. Aber weder ihnen noch mir gelingt es, den Dunklen Sturmtaucher zu entdecken. Schade, das hätte mir schon sehr gefallen. Aber man muss auch mal loslassen können ;-))

Immer noch Sturm, Helgoland, September 2022

Rabenkrähe oder Nebelkrähe?

Deshalb gucke ich mir den großen schwarzen Vogel, der unweit von mir an der Mole steht, etwas genauer an. Eine Rabenkrähe hat ein vollkommen schwarzes Gefieder. Eine Nebelkrähe wirkt dagegen zweifarbig: der Körper ist hellgrau, nur Flügel, Schwanz und Kopf sowie der ausgefranste Brustlatz sind schwarz. Beide Arten können sich auch vermischen. Bei der Krähe handelt es sich um einen Hybridvogel (Bilder) aus einer Raben- und einer Nebelkrähe. Von vorne erkennt man hellgraue Federn, aber am Rücken ist er überwiegend schwarz. Mehr zu dem Phänomen Raben-/Nebelkrähe und deren Verbreitung gibt es in meinem Artikel im Dezember 2017.

Raben-/Nebelkrähe-Hybrid (Carrion/Hooded Crow Hybrid), Helgoland, September 2022
Raben-/Nebelkrähe-Hybrid (Carrion/Hooded Crow Hybrid), Helgoland, September 2022

Wiesenpieper

Ebenso auf der Mole entdecke ich einen Wiesenpieper (Bild), der sich wegen des heftigen Windes auf den Boden duckt und hier eine Rast einlegt. Nur wenige Meter von der Mole landeinwärts, finde ich dann ca. zehn weitere Wiesenpieper (Bilder, Video auf Youtube) auf einer kleinen Grünfläche. Diese ist durch eine Mauer vor den Böen geschützt. Die Vögel scheinen sehr hungrig zu sein. Unermüdlich picken sie im Gras nach etwas Fressbaren. Die Wiesenpieper befinden sich auf der Durchreise. Die Überwinterungsgebiete, die sie von Oktober bis März bewohnen, liegen vor allem im südwestlichen Europa.

Wiesenpieper (Meadow Pipit), Helgoland, September 2022
Wiesenpieper (Meadow Pipit), Helgoland, September 2022
Wiesenpieper (Meadow Pipit), Helgoland, September 2022
Wiesenpieper (Meadow Pipit), Helgoland, September 2022

Trauerbachstelze – ein »Lifer«

Der Weg Richtung Nordoststrand führt am E-Werk vorbei. Dort kann ich – ebenso nah und schön – eine Trauerbachstelze (Bilder) bei der Futtersuche beobachten. Die Bachstelze (Bild siehe Juni 2019), die üblicherweise in Europa brütet, ist die Nominatform Motacilla alba, aber auf den Britischen Inseln und sporadisch auch an den angrenzenden Küsten brütet die Trauerbachstelze Motacilla alba yarrellii. Die Männchen dieser Unterart erkennt man an der kohlschwarzen Oberseite, die Weibchen weisen dagegen eine dunkelgraue auf. Da die schwarze Oberseite ganz deutlich zu sehen ist, ist klar, dass es sich um ein Männchen handelt. Das Besondere aber an dieser Trauerbachstelze ist, a) dass sie in Helgoland beringt wurde und b) dass sie keinen Schwanz hat. Das hindert sie aber nicht am Fliegen. Normalerweise ist der lange, schwarze Schwanz bei einer Bachstelze eines der Erkennungszeichen. Diese besondere Trauerbachstelze wird die nächsten Tage immer wieder auf Helgoland gemeldet, aber auch einige andere Individuen. 2014 habe ich in Helgoland vermutlich schon einmal eine Trauerbachstelze gesehen, aber damals konnte ich sie nicht eindeutig bestimmen. Aber jetzt! Ich freue mich sehr über die neue Art.

Trauerbachstelze, Unterart yarrelli (White Wagtail), Helgoland, September 2022
Trauerbachstelze, Unterart yarrelli (White Wagtail), Helgoland, September 2022
Trauerbachstelze, Unterart yarrelli (White Wagtail), Helgoland, September 2022
Trauerbachstelze, Unterart yarrelli (White Wagtail), Helgoland, September 2022

Vogeltagesliste: Basstölpel (offshore), Kormoran, Sperber, Austernfischer, Silbermöwe, Mantelmöwe, Straßentaube, Ringeltaube, Wiesenpieper, Trauerbachstelze*, Heckenbraunelle (Ruf), Rabenkrähe, Hybrid Raben-/Nebelkrähe (* Erstsichtung)

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