Donnerstag, 7. Juni 2018, Nachtschiwan, Gebiete südöstlich des Berges Ilandag, Nehram-Gebirge 6.30 bis 12.15 Uhr, Picknickplatz 12.15 bis 13 Uhr, Daridagh, 15.30 bis 17.30 Uhr, Rückfahrt in die Stadt entlang der Grenze zum Iran, ca. 18 bis 29 Grad, im Gebirge kühler und windiger
Erneut beginnt unser Tag sehr früh. Um 5.45 Uhr fahren wir in Richtung Südosten los und bald liegt eine beeindruckend schöne, zerklüftete Berglandschaft vor uns. Als ich dann diesen tollen Sonnenaufgang am Berg »Ilandag« (Bild) sehe, weiß ich, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat. Kurz danach taucht die Sonne die Halbwüste und die Berge (Bilder) in warmes Licht. Eine Armenienmöwe (Bild) und ein Sandflughuhn (Bild) streichen über uns hinweg. Wir wandern an den Felshängen entlang und finden Felsenschwalben (Bilder, Video > Youtube), die nicht weit von uns auf einem Vorsprung eine Pause bei der Fütterung ihrer Jungen einlegen. Schon seit einigen Tagen halten wir nach dem Dornspötter (Bilder) Ausschau, aber heute klappt es und wir entdecken ihn. Er sieht dem Blassspötter ziemlich ähnlich, ist aber etwas größer und das Gefieder erscheint insgesamt grauer gefärbt. Die vier Spötterarten der Gattung Hippolais (Gelb-, Orpheus-, Oliven- und Dornspötter) leben in der westlichen Paläarktis. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Nordafrika über große Teile Europas und den östlichen Mittelmeerraum bis in den Mittleren Osten. Der Dornspötter ist die östlichste Art. Er brütet in Gebüschen auf trockenem, kargen Boden, an Hängen oder in höheren Lagen. Nicht nur am Himmel spüren wir Besonderes wie den Bartgeier (Bild) auf, der majestätisch über uns hinwegzieht, sondern auch am Boden gibt es ungewöhnliche Kreaturen wie etwa die Nasenschrecke (Bild) zu bestaunen. Immer wieder halten wir inne, um die außergewöhnlichen Felsenlandschaften (Bilder) zu bewundern. Ein Balkansteinschmätzer (Bild) fällt mit seinem schwarz-weißen Gefieder vor dem gelben Gestein auf. Kurz danach finden wir den seltenen Steinortolan (Bilder). Er lebt und brütet auf kahlen Berghängen mit karger Vegetation, meistens über 2000 Meter hoch. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Kaspischen Meer bis nach Zentralasien. Zum Überwintern fliegt er nach Indien.
Weit von uns entfernt spurtet ein Persisches Wüstenhuhn (Bild) eilig über die Felsen. Während die Blaumerle (Bild) ihr Lied singt, macht sich ein Isabellsteinschmätzer (Bild) ganz lang und scannt aufmerksam die Umgebung ab. Mehrere Wüstengimpel (Bilder) hüpfen auf den Steinen umher. Die Männchen mit ihren leuchtend roten Schnäbeln, dem rosafarbenen Schwanz und Bauch fallen besonders ins Auge. Die hübschen Finkenvögel habe ich in einer ähnlichen Landschaft in Marokko im Dezember 2016 das erste Mal gesehen. Ein weiterer Vogel, der sich auf kargen Gebirgshängen mit spärlicher Vegetation aufhält, manchmal auch in sehr großen Höhen (1200 bis 4000 Meter), ist der Kaukasussteinschmätzer (Bilder, Video > Youtube). Ursprünglich als Unterart des Rostbürzel-Steinschmätzers wird er nun als selbständige Art geführt. Er brütet im östlichen Kaukasus, Iran und angrenzenden Teilen Mittelasiens und überwintert in Ostafrika. Der recht kompakte Steinschmätzer mit dem charakteristisch rostfarbenen Bürzel und Steiß ist sehr gesangsfreudig und wenig scheu. Und der kleine Vogel zeigt auch gar keine Angst vor der Agame (Bilder), die regungslos auf einem Stein verharrt und sich von der Sonne erwärmen lässt. Belustigt hat es uns auch, den Pillendrehern (Bild) zuzusehen, wie sie die großen Dungkugeln rückwärts laufend vor sich herrollen. Diese werden an geeigneter Stelle vergraben und die Weibchen legen ihre Eier hinein.
Zur Mittagszeit bringt uns Michael zu einem kleinen Wäldchen in der Nähe einer Brücke (Bilder). Aber bevor es ans Essen geht, wird zuerst noch die Gegend erkundet. Es gibt wieder Schönes zu entdecken. Ein Wiedehopf (Bild) sitzt ganz frei auf einem Ast. Neben den Haussperlingen halten sich in dem Wäldchen auch Weidensperlinge (einer davon im Bild) auf. Sie brüten in hohen Gebüschen oder Baumgruppen. Ich finde ein großes kugelförmiges Nest (Bild) aus Stroh und Zweigen in einer Astgabel. Auch ein größerer Trupp Rosenstare (Bilder) hat sich im dichten Blätterwerk versteckt. Es ist mittlerweile sehr warm, um die 30 Grad im Schatten. Sie hecheln mit geöffnetem Schnabel, um den Körper abzukühlen.
Nach dem Picknick fahren wir in die Nähe des Berges »Ilandag« (Bilder), der auch Schlangenberg genannt wird. Laut einer biblischen Erzählung soll Noah während der Sintflut an dessen Spitze hängengeblieben sein, bevor er dann am Berg Ararat, der sich nicht weit von hier in der Türkei erhebt, strandete. Hier, in der Nähe des Ilandags, soll auch die Bergkalanderlerche zu finden sein. Wir wandern in der Mittagshitze zwischen Getreidefeldern und Brachland umher und entdecken einen Steinkauz und eine Haubenlerche (Bild), die an einer Wasserpfütze trinkt. Aber die Bergkalanderlerche zeigt sich nicht, dafür ein auffällig grün gestreifter Käfer (Bild).
Der letzte Stopp des heutigen Tages liegt erneut im Gebirge am Parkplatz einer touristischen Attraktion. Die Gegend nennt sich Daridagh (Bild). Die Sonne brennt nach wie vor vom Himmel und wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten. Auf der anderen Seite der Straße rastet ein Adlerbussard (Bild). An den Berghängen erblicken wir wilde Ziegen (Bild). Aber das Beste kommt noch: Nicht weit von unserem Rastplatz entdecken wir in einem kleinen Baum einen Weißflügelgimpel (Bilder), eine Finkenart, deren Lebensraum vom Nahen Osten bis in den Nordwesten Chinas reicht. Der Weißflügelgimpel lebt in bergigem und offenem, locker mit Bäumen und Büschen bestandenem Gelände. Er hält sich gerne an Straßen- und Feldrändern auf, oft auch bei bewässerten Plantagen und Oasen. Sein Nest baut er in Büsche oder Bäume. Das Gefieder des Weißflügelgimpels ist sandfarben. Die Flügel weisen eine schwarz-weiß-rosa Zeichnung auf. Das Männchen hat einen kräftigen schwarzen Schnabel und einen schwarzen Zügel, beim Weibchen ist beides graubraun. Ich finde im Schatten eines Baumes noch einen Jungvogel (Bild), ich vermute, dass es sich um einen Isabellsteinschmätzer handelt.
Gegen 17.30 Uhr treten wir die Rückfahrt (Bilder) ins Hotel an. Die Straße zur Hauptstadt führt nur wenige Meter von der Grenze zum Iran (Bild) entlang und wir können »rübergucken«. Nach dem Abendessen begibt sich Markus noch auf Fototour durch die Stadt Nachtschiwan (Bilder). Man fühlt sich fast wie in Las Vegas, so reich illuminiert sind die stattlichen, modernen Gebäude.
Vogeltagesliste: Persisches Wüstenhuhn*, Steinortolan*, Isabellsteinschmätzer, Felsensteinschmätzer, Kaukasussteinschmätzer*, Blaumerle, Felsenschwalbe, Schmutzgeier, Bartgeier, Adlerbussard, Armenienmöwe*, Sandflughuhn, Felsenkleiber, Steinkauz, Steinsperling, Turmfalke, Chukarhuhn, Dornspötter*, Rosenstar, Weidensperling, Bienenfresser, Weißstorch, Haussperling, Weißflügelgimpel*, Mauersegler, Wiedehopf, Blauracke, Rauchschwalbe, Bachstelze
(* = meine persönliche Erstsichtung)


















































